Aussichtsreicher Erlebnistag

Von der Bergstation aus fährt ein Lift die Ausflügler weitere vier Stockwerke in die Höhe. Eine letzte Treppe führt ganz auf den Gipfel, die Glastüre öffnet sich ins Freie. Das 360-Grad-Panorama unter dem blauen Himmel ist überwältigend: Ungehindert schweift der Blick vom Chasseral über die deutsche Zugspitze weiter zum Piz Bernina, den Glarner und Berner Alpen bis hin zum Pilatus. Zwei Frauen holen eine Flasche Prosecco aus dem Rucksack und laden zum Anstossen auf die «spektakuläre Aussicht» ein. 

In der interaktiven Ausstellung «Erlebniswelt Gipfel» können Interessierte ihr Wissen über Schnee, Eis und Lawinen, über die Geschichte und die Geologie des Säntis und über das Wetter weltweit und auf dem Berg vertiefen. Zwar ist der Säntis nur gerade 2502 Meter hoch, aber er ist der höchste Berg im Alpsteinmassiv und wegen seiner exponierten Lage ein Berg der Wetterrekorde: Schweizweit zählt er die meisten Blitzeinschläge, gilt mit einem Jahresmittel von 2837 Millimeter Niederschlägen als «nassester Ort» und weist mit über acht Metern die höchste je gemessene Schneedecke aus. 

Bereits 1882 wurde auf dem Gipfel eine Wetterstation installiert, fünf Jahre später bezog der erste Wetterwart das neu gebaute Observatorium. Säntisträger brachten ihm regelmässig Essen und Brennholz auf den Berg und kontrollierten die frei hängenden Telegrafenleitungen, damit der Wetterwart die meteorologischen Daten nach Appenzell übermitteln konnte. Am 21. Februar 1922 brach dieser Kontakt plötzlich ab. Wegen des herrschenden Sturms konnten die Säntisträger erst vier Tage später aufsteigen. Im Haus stiessen sie auf die Leichen von Heinrich Haas und seiner Frau Maria Magdalena. Das Wetterwart-Paar war erschossen worden. Als Täter kam nur der Schustergeselle Gregor Kreuzpointner in Frage, der sich ebenfalls um die begehrte Stelle beworben hatte. Der Schweizer Spielfilm «Der Berg» mit Mathias Gnädinger in der Hauptrolle zeichnet dieses Drama nach.

Mit dem Bau der Schwebebahn 1935 kamen immer mehr Touristinnen und Touristen aus dem In-und Ausland auf den Säntis, heute sind es jedes Jahr rund 400 000. Für die Zeitlupe-Gäste gibt es ein Mittagessen im hellen, in Holz und Stein gehaltenen Terrassenrestaurant mit Blick Richtung Churfirsten und Alpenkette: Appenzeller Kalbsgeschnetzeltes, hausgemachte Spätzli und Gemüse. Und dann noch einmal, bevor es mit der Schwebebahn zurück auf die Schwägalp geht, den Rundumblick vom Gipfel geniessen:  Gleich in sechs Länder kann man bei klarem Wetter sehen, in die Schweiz, nach Österreich und Italien, Frankreich, Deutschland und Liechtenstein. Einfach unglaublich schön.

• Mehr Infos: saentisbahn.ch