Heidi Abel ganz privat
Erinnern Sie sich an die «First Lady des Schweizer Fernsehens»? Am 23. Juli 23 erinnert SRF1 mit einem Dok-Film von 2018 an die beliebte TV-Frau.
Das Schweizer Fernsehen war erst ein paar Monate auf Sendung, als am 1. Januar 1954 Heidi Abel zu einer Handvoll TV-Pioniere im Zürcher Studio Bellerive stiess. Als Ansagerin führte die 25-jährige Baslerin durchs Programm. Bei den ersten Gehversuchen des Schweizer Fernsehens gab es gerade mal 920 Konzessionäre. «Zu Beginn schaute ich abends auf dem Heimweg, auf welchen Dächern eine TV-Antenne installiert war», erinnerte sich Heidi Abel später an die Pionierjahre.
Mit ihrem Charme und einem Herz für Mensch und Tier eroberte sie das rasch wachsende Publikum. Der frische, unverwechselbare Moderationsstil von Heidi Abel wurde Kult. 1968 überschritt die Zahl der Fernsehkonzessionäre die Millionengrenze. Mit zunehmender Popularität stieg auch die Vereinnahmung durchs Publikum. «Das Publikum frisst mich regelrecht auf», klagte die Fernsehschaffende. Ihr hoher professioneller Anspruch und ihr Bestreben, für ihr Publikum stets da zu sein, verhinderten ein normales Privatleben und zeigten bereits damals die Kehrseite des Traumberufes.
Hinter dem perfekten Auftritt vor der Kamera verbarg sich ein Mensch voller Zweifel und Ängste. Auf diese weitgehend unbekannte Seite von Heidi Abel fokussiert der Filmautor Felice Zenoni. Wie viele ist er mit Heidi Abels «Kinderstunde» oder Sendungen wie «Musik & Gäste» oder der «Karussell»-Rubrik «Heidi Abel sucht Plätze für Tiere» in den 1970er- und 1980er-Jahren aufgewachsen. Er nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise, die zu den Anfängen des Mediums führt.
Heidi Abels plötzlicher Krebstod mit 57 war ein Schock für die ganze Schweiz. An ihrem Todestag, dem 23. Dezember 1986, verstummte der Sender für eine Minute als Zeichen der kollektiven Trauer – bis heute ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Schweizer Fernsehens.
Im Dok-Film von 2018 erinnern sich ihre engsten Freundinnen, ihr langjähriger Lebenspartner und ehemalige Berufskollegen wie Kurt Aeschbacher oder der frühere Fernsehdirektor Peter Schellenberg an die charismatische TV-Pionierin. Neu aufgetauchtes Filmmaterial, in dem Heidi Abel selbst zu Wort kommt, erlaubt einen ungeschminkten Blick auf ihr Innenleben.