Eisbergsalat – kalorienarmer Liebling
Man nennt ihn umgangssprachlich auch Krach- oder Knacksalat. Und das ist wohl auch das Geheimnis seines Riesenerfolges.
Text: Gaby Labhart
Dank seiner dicken Zellwände speichert der Eisbergsalat mühelos Wasser, was ihn knackig macht und frisch bleiben lässt: auch nach längeren Transporten, auch nach zwei Wochen im Kühlschrank. Streng genommen gehört der Knacki – der eher wie ein Weisskohl als wie Salat aussieht – zu den Gartensalaten mit geschlossenem Kopf, im Gegensatz zum Kopfsalat, dessen Kopf nach oben geöffnet ist.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Eisbergsalat vor allem im Westen der USA angebaut. Weil es damals noch keine Kühlwaggons gab, wurde der Salat auf grossen Eisblöcken transportiert, um frisch an der Ostküste anzukommen. Mythos oder nicht? Das weiss niemand so genau. «Crisphead» ist in den USA ebenso beliebt wie in Europa, in Deutschland und hierzulande gilt er als Lieblingssalat; auf dem dritten Platz hinter Rüebli und Tomaten. Fast fünf Kilo essen wir im Durchschnitt davon.
Eisbergsalat ist unerhört anpassungsfähig. Böse Zungen sagen langweilig. Dafür kann man mit ihm auch ziemlich viel anstellen. Da wäre zuallerst der Klassiker mit Roquefortdressing, mit dem er in den Sechzigerjahren dank Ueli Prager und Mövenpick berühmt wurde. Der Krachsalat harmoniert ebenso prächtig mit gebratenem Speck und geräuchertem Fisch, mit Mango und Äpfeln, mit Hartkäse und Nüssen, mit Eiern in jeder Form. Und er ist enorm praktisch. Auspacken, in beide Hände nehmen und den ganzen Kopf mit dem Strunk nach unten kräftig auf die Arbeitsfläche aufschlagen. Schwupps – schon kann man den Storzen mühelos herausziehen.
Nein, wir wollen ihn jetzt nicht herabmindern, diesen tollen Knacksalat, mit dem schon manche Mutter ihre Zöglinge dazu brachte, Grünfutter zu essen. Welches Kind hätte schon auf eine sämige Ketchupmayosauce verzichtet, selbst wenn darunter ein Salat lag. Dennoch: Ob Salate generell so gesund sind, wie es ihr Ruf verspricht, wurde in den letzten Jahren häufig diskutiert. Udo Pollmer, der Heilbronner Lebensmittelchemiker, der für seine saftigen Meinungsäusserungen und kontroversen Ansichten berühmt oder auch berüchtigt ist, attestiert Salat die «Ernährungsphysiologie eines Papiertaschentuchs mit einem Glas stillen Wasser». Diesmal steht der streitbare Pollmer übrigens keineswegs alleine da. Auch die Kolleginnen vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften sind seiner Meinung. Wenngleich sie es etwas zarter formulieren.
Es gibt tatsächlich Gemüsearten, die reicher an Nährstoffen und Vitaminen (vor allem Vitamin C) sind als Salate, und innerhalb der Salate nimmt der Klassiker Eisbergsalat einen der hinteren Plätze in der Tabelle der Vitaminlieferanten ein (laut US-Gesundheitsbehörde). Dafür hat er im Vergleich zu anderen Salaten einen relativ hohen Anteil an Beta-Carotin, das vom Körper in Vitamin A – Augenvitamin! – umgewandelt wird. Ausserdem ist der «Wasserkopf» logischerweise schier kalorienfrei. Mit seinem hohen Wasseranteil von 95 Prozent und seinen ballaststoffhaltigen Fasern sättigt Eisbergsalat relativ gut – trotz seines niedrigen Brennwertes – und eignet sich daher bestens für alle, die ihr Gewicht reduzieren möchten. Vorausgesetzt, sie lassen Roquefortdressing und gebratene Speckwürfel aussen vor. Was sehr schade ist. ❋