Das Internet hat eine Unterwelt. Sie heisst «Darknet» und bietet Raum für illegale Aktivitäten, aber auch Zuflucht für Menschen, die politisch verfolgt werden.
Text: Marc Bodmer
Wie das richtige Leben verfügt auch das Internet über eine – bisweilen kriminelle – Unterwelt, die unter dem Namen «Darknet» oder «verstecktes Internet» bekannt ist. Es ist nicht über herkömmliche Suchmaschinen oder Browser zugänglich und wird absichtlich von der «normalen» Welt abgeschirmt.
Bereits in den 70er-Jahren, den Ursprungszeiten des Internets, das aus dem Arpanet des US-Militärs hervorging, wurde der Begriff des «Darknets» verwendet. Damit wurden versteckte Computer beschrieben, die wohl Mitteilungen empfingen, aber nicht darauf antworteten. In den frühen 2000er-Jahren wurden dann Technologien für die Allgemeinheit zugänglich gemacht, die sogenannten Tor-Browser.
Browser wie Safari, Edge oder Chrome, die wir jeden Tag benutzen, um im Internet zu surfen, hinterlassen in einem gewissen Sinn Spuren. Der Schutz der Privatsphäre wird bei den gängigen Browsern wohl ständig verbessert, aber er ist nicht ihr primäres Ziel. Ganz anders sieht es bei den Tor- Browsern aus. Dort stehen Anonymität und Schutz der Privatsphäre klar im Vordergrund. Sie werden durch unzählige Umleitungen des Online-Verkehrs über das Tor-Netzwerk erreicht. Dieser komplexe Weg versteckt die eigene IP-Adresse, mit der alle Computerzugänge identifiziert werden können, und blockiert Nachverfolgungen durch Dritte. Dieser hohe Grad an Schutz führt aber dazu, dass Tor-Browser langsam sind.
In der vom Darknet gebotenen Anonymität liegt sowohl dessen Problematik, aber auch dessen Stärke. Das «Unerkanntbleiben» bietet sich an für illegale Aktivitäten. Im versteckten Internet können illegale Waren und Dienstleistungen wie Drogen, gestohlene Daten, gefälschte Ausweisdokumente und sogar Waffen gehandelt werden. Es dient auch als Plattform für kriminelle Aktivitäten wie Hacking-Dienstleistungen und den Verkauf von Schadsoftware.
Das Darknet ist jedoch nicht ausschliesslich für kriminelle Zwecke reserviert. Es wird auch von Menschen genutzt, die unterdrückenden Regimen entkommen oder sich vor Überwachung schützen müssen. Darum wird das «tiefe Web» auch von Journalistinnen und Whistleblowers, die über Missstände bei Firmen oder Behörden berichten, geschätzt. In diesem Netzwerk können sie sicher und anonym Informationen austauschen.
Manche vergleichen das Darknet mit einer dunklen Gasse in einer grossen Stadt. Wenn man sich nicht auskennt und aufpasst, kann es gefährlich werden. Und: Mit der Verwendung eines Tor-Browsers ist es noch lange nicht getan. Um sich in den Eingeweiden des Internets zurechtzufinden, braucht es auch ein gewisses technisches Wissen. Viele Bereiche sind entsprechend für «Unberechtigte» geschützt. Und: Wer sich unbedarft auf die Suche im Darknet macht und fündig wird, läuft Gefahr, dass er oder sie mehr herunterlädt als gewünscht.
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