Der sanfte Bruder des Knoblauchs weckt mit seinen Inhaltsstoffen unsere Lebensgeister und vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit. Erst auf dem Waldspaziergang beim Sammeln, danach auf dem Teller beim Geniessen.
Text: Anita Lehmeier
Der lateinische Name des Bärlauchs verrät viel über seine Geschichte. Während Allium Lauch heisst, bedeutet ursinum «für den Bären geeignet». Pflanzen, in deren Namen der Bär auftaucht, wurden von alten Völkern als mächtige, heilkräftige Gewächse verehrt, die Bärenkräfte verleihen. Den Genuss von Bärlauch sollen sie bei Meister Petz abgeschaut haben, frass dieser doch nach seinem Winterschlaf gern vom grünen Kraut, das er so reichlich im Wald fand. Germanen und Kelten freuten sich über das erste vitaminreiche Grün nach den kalten, kargen Tagen. Auch die Römer schätzten Bärlauch sehr. Aus dieser Zeit haben sich die Ostschweizer Dialektwörter Räpschala und Rämschele erhalten, abgeleitet von «Römischer Salat».
Im Mittelalter hatte Bärlauch dann einen schweren Stand, galt er doch als lustfördernd und wurde deshalb von der Kirche verpönt. Rehabilitiert wurde er durch den Kräuterpfarrer Johann Künzle, der meinte, die Heilpflanze sei zu verehren «wie Gold. Sie ist eine der stärksten und gewaltigsten Medizinen in des Herrgotts Apotheke.» Wohl kein Kraut der Erde sei so wirksam bei der Reinigung von Magen, Darm und Blut. Erkenntnisse, die die moderne Wissenschaft bestätigt: Die grünen Blätter enthalten jede Menge Vitamin C – drei Mal mehr als Orangen! – sowie wertvolle Mineralstoffe und ätherische Öle, die die Leber entgiften, Herz und Immunsystem stärken, die Durchblutung anregen, Rheuma vorbeugen und Cholesterin senken. Ein Wundermittel also, das jetzt an Waldrändern, in Schluchten und Parks frei verfügbar wuchert. Allerdings nur kurze Zeit.
Als Frühblüher nutzt Bärlauch seine Chance, denn die nötige Sonnenenergie für kräftigen Wuchs bekommt er nur, solange die Laubbäume noch kein dichtes Blätterdach ausgebildet haben. Bärlauch ist ein geselliges Pflänzchen, er wächst als dicht gewebter grüner Teppich und bringt den Waldboden wunderschön zum Leuchten mit den weissen Blüten, die an einen mit Sternchen besetzten Zauberstab erinnern.
Einen Haken allerdings hat das Kraut: Es ähnelt sehr dem des Maiglöckchens (giftig!) und der Herbstzeitlosen (sehr giftig bis tödlich!!). Erschwerend kommt hinzu, dass alle drei Gewächse die gleichen Standorte lieben: schattig, feucht, nährstoffreich. Genaues Hinsehen ist also dringend angezeigt. Im Unterschied zu den Giftpflanzen wächst Bärlauch einzeln aus dem Boden. Jedes Blatt hat einen eigenen, langen, dünnen Stiel. Maiglöckchen und Herbstzeitlosen haben zwei bis drei. Auch die Unterseite der Blätter gibt uns Hinweise: Bärlauch hat unten eine Blattnarbe, gerade so, als hätte Mutter Natur die Blätter in der Mitte einmal gefaltet, um uns zu zeigen, dass sie geniessbar sind. Und Bärlauchblätter sind auf der Rückseite ebenfalls matt, während die giftigen Konkurrenten hinten glänzen. Auf Nummer ganz sicher geht, wer Bärlauch im Gemüseregal pflückt.
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Rezept
Hobelsalat mit Bärlauch-Vinaigrette
Rezept für 4 Personen
Vor- und zubereiten: ca. 30 Min.
- 2 EL Balsamico bianco
- 4 EL Sonnenblumenöl
- 20 g Bärlauch, grob geschnitten
- 3 EL Joghurt nature
- 1 Prise Zucker
- Salz, Pfeffer
- 350 g Pastinaken, an der Röstiraffel gerieben
- 300 g Weisskabis, in feinen Streifen
- 1 saurer Apfel, geviertelt, fein gehobelt
- 50 g Belper Knolle oder Sbrinz AOP, gehobelt
Zubereitung
Balsamico und alle Zutaten bis und mit Pfeffer fein pürieren, würzen.
Pastinaken und Kabis mit der Vinaigrette mischen, auf Tellern anrichten.
Apfel und Käse darüber verteilen.
Tipp
Dazu passt Nussbrot.
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