Memes sind ein fester Bestandteil der Internet-Kultur. Aber was genau hat es mit diesen Bildern und Kurzvideos auf sich?
Wer auf dem Internet unterwegs ist, dem begegnet früher oder später «grumpy cat», das Bild einer grimmig dreinschauenden Katze. Meist gehören noch in grossen Lettern geschriebene Sprüche dazu in der Art von «Stille Nacht. Gut so.» oder «Habe ich dich verärgert? Ziel erreicht.» Als «grumpy cat» vor vier Jahren starb, titelte das Fachmagazin «Wired»: «Der Tod von Grumpy Cat ist das Ende des fröhlichen Internets.»
Internet Memes oder kurz Meme (ausgesprochen: Miim) gehören zum Netz wie das Salz in die Suppe. Sie werden über soziale Netzwerke oder SMS verbreitet und sorgen für viele Lacher. Gerne dienen bekannte Bilder oder Cartoons als Grundlage, aber auch sehr kurze Filmausschnitte, die oft durch einen Text ergänzt werden. Wer mit Kindern und Jugendlichen gelegentlich einen älteren Film schaut, bekommt nicht selten zu hören: «Ah, diese Szene kenne ich …» Fragt man nach, woher, ist die Antwort meist: «Es gibt da so einen Meme …»
Die Umkehr dieser Reihenfolge – zuerst die Parodie, dann das Original – bringt es mit sich, dass dramatische Momente, die Filmgeschichte geschrieben haben, ihre beabsichtigte Wirkung verlieren. Ein bekanntes Beispiel dafür: die Szene aus «The Godfather – Der Pate», in der ein Widersacher der Mafia den Kopf seines Lieblingspferds im blutverschmierten Bett findet. Für den Meme wird die Schockreaktion aus dem Kontext gerissen und verfügt in seiner Intensität eine unerwartete Komik, weil gerade die Vorgeschichte fehlt. So lachen in der wohlgemeinten Vorführung des Klassikers Enkelkinder und Neffen. Die Widerwärtigkeit der Gräueltat der Mafiosi wird nicht mehr als solche erkannt, sondern ist vom ersten Eindruck durch den Meme überlagert.
Wichtige kulturelle Ausdrucksform
Doch unabhängig davon, dass Memes manche Filme, Videospiele oder andere mediale Momente verderben können, sind sie eine wichtige kulturelle Ausdrucksform der Gegenwart. Versucht man, dem Ursprung dieses Ausdrucks auf die Spur zu kommen, stösst man auf den Evolutionsbiologen Richard Dawkins und dessen Buch «Das egoistische Gen» aus dem Jahr 1976. Dort beschreibt er einen Meme als «eine Replikationseinheit der kulturellen Evolution».
Das können unterschiedlichste Dinge sein wie Ideen, Melodien, Gedanken, Schlagwörter usw. Entscheidend ist, dass sie über einen derartigen Bekanntheitsgrad verfügen, dass ein in unserem Gehirn gespeichertes, ins Bewusstsein abrufbares Informationsmuster vorliegt. Oder anders gesagt: Ein Meme wird kreiert, wenn laut Psychologe Mihály Csíkszentmiháhlyi «das menschliche Nervensystem auf eine Erfahrung reagiert».
Nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit. Auch Sie kennen Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Bildern aus dem Fernsehen, Kino, aus Büchern oder Ausstellungen, die in ihrem Gedächtnis schlummern. Werden diese in einem anderen Kontext wiedergegeben, erhalten sie oft eine humorvolle Komponente. Glauben Sie nicht? Googlen Sie mal «grumpy cat». Mit ziemlicher Sicherheit wird Sie der Anblick des Büsis mit dem Dauerlätsch zum Schmunzeln bringen. Und wie Grumpy Cat «sagen» würde: «Ziel erreicht».
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