Unsichtbare Misshandlungen

In der Schweiz sind jährlich bis zu 500 000 Menschen ab 60 Jahren von Gewalt betroffen: von physischem oder finanziellem Machtmissbrauch, von sexualisierter Gewalt oder Vernachlässigung, von Rechtsverletzungen oder Beleidigungen. Mit fast vierzig Prozent aller gemeldeten Fälle ist psychische Gewalt die häufigste Form von Misshandlung. Dazu gehören Demütigungen, Drohungen, Bevormundung, Freiheits- oder Liebesentzug, Einschüchterungen, herabwürdigende Kritik, Nötigung, Schweigen und auch Überfürsorge. Gründe dafür sind oft Überforderung und Überlastung von Angehörigen, aber auch von Fachpersonen sowie des Pflege- und Betreuungspersonals. 

Im Schwerpunkt dieser Ausgabe zeigt die ehemalige Zeitlupe-­Redaktorin Usch Vollenwyder anhand eines berührenden Beispiels, wie herausfordernd die langfristige Pflege eines be­treuungsbedürftigen Familienmitglieds sein kann. Aber auch, welche Entlastungsangebote und Anlaufstellen es gibt, wenn Angehörige an ihre Grenze stossen, selbst krank oder gewalttätig werden. Denn jemandem zu erzählen, in welch schwieriger Situation man sich befindet und wie frustriert und überfordert man ist, ist die beste Prävention gegen psychische Gewalt.

Nun noch eine Information in eigener Sache: Ab Mai erscheint die Zeitlupe in einem neuen Kleid, mit mehr Seiten, einer Klebebindung und zusätzlichen journalistischen Formaten, die den Inhalt des Magazins noch vielfältiger und spannender werden lassen. Doch keine Angst, auch Bewährtes bleibt – so etwa die umfassenden Schwerpunkte rund ums Älterwerden, die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen 60 plus oder die Ratgeber und Tipps, die im Alltag weiterhelfen. Lassen Sie sich überraschen und bleiben Sie uns treu!

Herzlich grüsst
Marianne Noser, Chefredaktorin