Bei den E-Bikes sind gewichtige Entwicklungen im Gang: So wird die Verknüpfung mit dem Smartphone immer stärker, automatisches Schalten ist möglich – und ABS macht das Fahren sicherer.
Text: Fabian Rottmeier
Das E-Bike wird «smarter»
Haben Sie Ihr E-Bike schon aktualisiert? Was seltsam klingt, dürfte bald bei vielen Modellen Standard sein – Stichwort Software-Update. Das Smartphone wird dabei zur Schaltstelle zwischen Mensch und Fahrrad. Neben der Möglichkeit, die Steuerung der einzelnen Komponenten durch eine Aktualisierung zu verbessern, kann das Display am Lenker dank eingebautem GPS auch die Route anzeigen. Und schon hat man auch ein Navi. Eingebaute Blinker sind ebenfalls immer öfter vorhanden, teilweise auch bei Helmen, die man ebenfalls «smart» machen kann. So erkennen kleine und leichte Sensoren, die am Helm befestigt werden, wann ein Sturz erfolgt ist. Und schlagen bei einem selbst definierten Notfallkontakt Alarm – samt Koordinaten.
Darfs ein bisschen weniger sein?
Ein weiterer Trend sind leichtere E-Bikes. Der Schweizer Hersteller Thömus hat mit dem «Swissrider» neu ein E-Bike im Sortiment, das es bereits ab knapp 12 Kilogramm gibt. Manche Modelle sind so schlicht gebaut, dass sie sich optisch nicht mehr von einem gängigen Velo unterscheiden lassen. Patrik Jenny, Produktmanager beim E-Bike-Händler M-Way, sagt, dass sich Neulinge häufig für leistungsstarke E-Bikes mit grossem Akku entscheiden. «Oft schleppen sie damit die meiste Zeit unnötig Gewicht mit.» Jenny plädiert dafür, vorab zu hinterfragen, ob man wirklich oft über 80 Kilometer zurücklegt. Das «vernünftigere Modell» sei in der Regel die bessere Wahl. Zudem gibt es immer leichtere sogenannte Range Extender – also Zusatzakkus. Damit kann man seine Reichweite bei Bedarf erhöhen. Die Zweitbatterie lässt sich bequem am Rahmen ankoppeln.
Der «Automat» kommt
Viele E-Bikes verfügen bereits über eine halbautomatische Schaltung, die per Knopfdruck funktioniert. Stefan Haller, Projektentwickler für Velo- und E-Bike-Dienstleistungen bei Veloplus, hebt einen grossen Vorteil heraus: «Die Steuerung erfolgt über ein elektronisches Kabel. Dadurch wird eine Reibung und Abnutzung wie bei herkömmlichen Kabeln hinfällig.» Gar noch besser ist eine vollautomatische Schaltung, auch «Autoshift» genannt. Sie schont die einzelnen Komponenten. Denn, wie Patrik Jenny von M-Way erklärt: «Schaltfaules Fahren führt zu einer einseitigen und somit rascheren Abnutzung des Materials.» Dieser Punkt kann schnell ins Geld gehen, muss man doch bei einer regelmässigen Nutzung des E-Bikes mit jährlichen Wartungskosten von mindestens 300 Franken rechnen. Nicht nur die Schaltung, auch die neueren Motoren der führenden Hersteller Bosch und Shimano verfügen über einen Automatikmodus. Hierbei wählt das System anhand der Trittfrequenz und des Drucks auf den Pedalen automatisch den passenden Antrieb – und erkennt auch Steigungen. Die Fahrweise wird dadurch laut Jenny ökologischer und führt zu einer grösseren Reichweite.
Sensation in Aussicht
Die Wartungskosten für E-Bikes könnten schon bald sinken. Gemäss dem deutschen «Bike Magazin» hat die E-Bike-Industrie möglicherweise den «Heiligen Gral» gefunden: die MGU, kurz für Motor Gearbox Unit. Der deutsche Getriebespezialist Pinion hat seine Neuheit kürzlich präsentiert. «Es ist das erste Mal, dass der Motor und das Schaltgetriebe in einer einzigen Einheit verbaut sind», sagt Patrik Jenny. Das sei revolutionär – auch wenn das Produkt noch nicht ganz ausgereift sei. Auch Stefan Haller von Veloplus rechnet damit, dass MGU die Zukunft gehört. Sie mache die Naben- oder Kettenschaltung überflüssig. Es brauche wohl noch etwas Geduld, bis die MGU günstiger werde und ein angenehmes Fahrgefühl erlaube. Dafür sei das Ganze noch viel zu laut – und unruhig.
Sicherer dank ABS
Fast ein Drittel aller E-Bike-Unfälle liesse sich mit einem Antiblockiersystem (ABS) vermeiden. So das Fazit des deutschen Bosch-Konzerns, dem Entwickler des ersten ABS für E-Bikes. 2018 lanciert, ist das ABS mittlerweile für viele neue Modelle erhältlich. Wie bei Autos und Motorrädern vereitelt das System oft Schlimmeres. So bleibt das E-Bike selbst bei einer Vollbremsung lenkbar. Wie Bosch schreibt, kann das ABS ein Blockieren des Vorderrads verhindern und damit helfen, ein Wegrutschen zu vermeiden. Die Gefahr, dass man bei abrupten Bremsmanövern aus dem Sattel gehoben wird, wird dabei ebenfalls eingedämmt. Für Stefan Haller ist das Antiblockiersystem ein «grossartiges Instrument», um die Sicherheit zu erhöhen, gerade bei schnellen E-Bikes im Strassenverkehr oder für E-Mountainbikes auf Schotterstrassen.
Kauftipp: Der Verkehrs-Club der Schweiz hat mit «Sicherheit beginnt beim E-Bike-Kauf» eine kostenlose Broschüre herausgegeben. Zum Herunterladen auf zeitlupe.ch/vcs-ebike.
Miettipp: Anbieter wie Rent a Bike, Veloplus, Flatdrive, Wedobike oder Bikebox haben E-Bikes zur Langzeitmiete im Angebot – inkl. Wartungsgebühren, teilweise auch Versicherungen. Die Abopreise beginnen bei rund 100 Franken im Monat, viele bewegen sich zwischen 150 und 200 Franken monatlich.
Kurstipp: Pro Senectute bietet E-Velotouren und Fahrsicherheitskurse an. Auf prosenectute.ch/kurssuche finden Sie in der Kategorie «Bewegung und Sport» alle Radsport-Aktivitäten, die in der Nähe Ihres Wohnortes stattfinden.
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