Herzkrank – und auch die Psyche leidet spürbar
Nach einer überstandenen Herzerkrankung ist das Leben für viele Betroffene trotz allem nicht mehr wie zuvor. Sie sind mit psychischen Beschwerden konfrontiert. Und diese behindern den Heilungsprozess. Umso wichtiger ist es, dies zu erkennen und zu reagieren, wie eine neue Broschüre der Schweizerischen Herzstiftung zeigt.
Text: Marco Hirt
Es ist eine einschneidende Erfahrung, wenn unser Lebensmotor, das Herz, ins Stottern gerät – oder sogar zum Erliegen kommt. Ob ein Herzinfarkt, ein überlebter Herz-Kreislauf-Stillstand oder eine grosse Operation: Ein solches Ereignis kann das Vertrauen in die körperliche Unversehrtheit erschüttern und somit auch negative Auswirkungen auf die Psyche haben. Das ist bei rund 20 bis 40 Prozent der Betroffenen der Fall. «Die psychischen Beschwerden schmälern nicht nur die Lebensqualität, sondern verschlechtern auch die Prognose der Herzerkrankung», erklärt PD Dr. Mary Princip, Psychokardiologin am Universitätsspital Zürich.
Umso wichtiger ist es deshalb, diese Probleme nicht etwa zur Seite zu schieben, sondern sie anzugehen und sich möglicherweise auch therapeutisch helfen zu lassen. Ideale Unterstützung bietet die neue Broschüre «Herz und Psyche» der Schweizerischen Herzstiftung, die zusammen mit Mary Princip und der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie erstellt worden ist. Auch für die Angehörigen – denn sie sind ebenso von der neuen Situation betroffen.
Das sind die wichtigsten Punkte:
- Das Herzvertrauen zurückgewinnen: Sicherheit aufbauen, die Krankheit akzeptieren lernen, sich neu orientieren sowie die Vorteile einer Reha nutzen – das ist zu Beginn wichtig.
- Schädlichen Stress erkennen: Ein Stressmanagement kann darauf Einfluss nehmen, den Stress zu verändern beziehungsweise zu reduzieren. Zum Beispiel die auslösenden Stressoren vermeiden, negative Denkmuster erkennen und Entspannungstechniken in den Alltag einbauen, um Spannungen abzubauen.
- Depressionen angehen: Niedergeschlagen, kraftlos, sich isolierend – eine depressive Verstimmung oder eine Depression ist nicht ungewöhnlich. Etwa 20 Prozent der Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten leidet darunter. Wichtig: Nicht unterschätzen und bei andauernder negativer Gefühlslage eine ärztliche Abklärung vornehmen.
- Ängste bewältigen: Angststörungen treten oft zusammen mit Depressionen auf. Wenn es mehr als nur gelegentliche Ängste oder Sorgen sind, ist auch hier eine Abklärung bei einer Fachperson ratsam.
- Gesunden Schlaf anstreben: Schlafstörungen sind bei Menschen mit einer Herzerkrankung häufig. Es gilt deshalb, Empfehlungen umzusetzen, die die Schlafqualität verbessern (Tagschlaf vermeiden, Entspannungsrituale, Störquellen reduzieren), denn Schlafmittel sind nur zum kurzfristigen Einsatz gedacht.
«Eine Herzerkrankung hat einen Einfluss auf die Psyche. Umgekehrt hat die Psyche eine Einfluss auf die Herzgesundheit», sagt Professor Stefan Osswald, Präsident der Schweizerischen Herzstiftung. «Daher wollen wir ermutigen, die psychische Gesundheit ernst zu nehmen. Die Broschüre zeigt die ersten Schritte auf, um wieder neues Vertrauen in seinen Körper und in sein Leben zu finden.»
Gut zu wissen
Die 32-seitige Broschüre «Herz und Psyche» richtet sich an Betroffene einer Herzerkrankung sowie deren Angehörige. Sie enthält neben grundlegenden Informationen auch zahlreiche Tipps und Übungen. Die Broschüre kann gratis in den Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch bei der Schweizerischen Herzstiftung bestellt werden unter swissheart.ch/shop