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Protokoll einer Lebenssammlerin

Der Dokumentarfilm «Die Tabubrecherin» zeigt die unheilbar Erkrankte Michèle Bowley, die sich vor ihrem Tod auf eine spirituelle Reise begibt – mit viel Lebensenergie.

Text: Fabian Rottmeier

Das Lied passt. Michèle Bowley hat sich für ihre Abdankung «My Way» von Frank Sinatra ausgesucht. Es ist deshalb eine gute Wahl, weil die Baslerin schon immer bewusst ihren eigenen Weg gegangen ist. Dass sie dabei manchmal selbst ihr näheres Umfeld irritiert hat, nahm sie in Kauf. So etwa in jungen Jahren, als sie vor einer längeren Reise nach Mittel- und Südamerika vorab schon mal prophylaktisch ihre eigene Urne töpferte. Die Urne hat seither jeden Umzug mitgemacht und soll sie nun – im November 2023 – auf dem Rhein auf ihre letzte Reise schicken. 

«Die Tabubrecherin» ist ein Dokumentarfilm über Michèle Bowley, der sie als Psychologin Mitte 50 zeigt. Sie ist unheilbar an Krebs erkrankt und bereitet sich auf ihren Tod vor. Sie tut es mit viel Lebensenergie. So sagt sie einmal im Film, dass sie sich bereits ein wenig gefreut habe aufs Sterben und neugierig darauf sei. Es ist jener Moment, in dem es für eine kurze Zeit danach aussieht, als hätte die Chemotherapie das Wachstum der Metastasen gestoppt. Statt erleichtert, zeigt sich sich fast ein wenig enttäuscht. Sie muss nun plötzlich ins Ungewisse wieder Pläne schmieden. 

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Michèle Bowley mit ihrer selbstgetöpferten Urne

Der Dokumentarfilm von Silvia Haselbeck und Erich Langjahr begleitet Michèle Bowley über eine längere Zeit – bis zu ihrem Tod. Das Werk ist ein Protokoll und Porträt einer Frau geworden, die sich vorgenommen hat, ein Tabu zu brechen: das Sterben. Sie war schon immer jemand, der «echt leben» wollte, wie sie sagt, und sieht die Konfrontation mit dem Tod als Chance, bewusster zu leben: «Wenn man das Sterben und die Endlichkeit zulässt, ist das Leben möglich.»

Sie sucht auch nach Symbolen

Die Zuschauenden begleiten sie bei der «Onko-Reha» in Scuol ebenso wie bei einem esoterischen Ritual. Immer auch auf der Suche nach Symbolen. Die Spirale beispielsweise stand für Bowley immer für eine Entwicklung von innen nach aussen. 

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Ihre Entwicklung als Sterbende hält sie in einer Biografie fest. In 16 Wochen schreibt sie «Volle Pulle leben» (hier zu lesen). Das Buch stösst auf grosses Interesse. Sie trifft einen Nerv, der viele Menschen bewegt. Und so geht sie bis zuletzt ihren «Way», zeigt sich dabei verletzlich, fröhlich, traurig – und nahbar. Ihr Motto: «Ich sammle Leben, nicht Jahre.»

«Die Tabubrecherin», von Silvia Haselbeck und Erich Langjahr, ab 24. Oktober im Kino. Infos, Spielzeiten und -orte: langjahr-film.ch

Die Filmvorschau zu «Die Tabubrecherin»
Beitrag vom 22.10.2024

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