Über diese Brücken musst du gehn…
Nirgends in der Schweiz gibt es so viele Holzbrücken wie im Emmental. Der Holzbrücken-Themenweg verbindet entlang von Trub, Ilfis und Emme achtzehn dieser kulturhistorischen Bauwerke.
Text: Usch Vollenwyder
Allein sechs gedeckte Holzbrücken queren die Emme auf den rund acht Kilometern zwischen Eggiwil und dem Dorf Schüpbach. Der Wanderweg führt von einer dieser Brücken zur nächsten, manchmal direkt am Ufer entlang, hin und wieder macht er einen Bogen, verläuft über Matten, durch kleine Weiler oder nimmt eine Abkürzung von einer Flussbiegung zur nächsten. Immer wieder führt er auch über eine Holzbrücke – Zeugin stolzer Zimmermannskunst. Gleich beim Dorfausgang von Eggiwil, beim Zusammenfluss von Röthenbach und Emme, ist es die 1985 neu erbaute Dörflibrücke.
Nur eine halbe Wanderstunde weiter flussabwärts steht die Brücke von Dieboldswil – eine alte Fachwerkbrücke aus dem Jahr 1887. Weniger als hundert Jahre später musste sie mit weiterenVerstrebungen, Stahlhängern und einer Bogenkonstruktion verstärkt werden, damit auch der Schwerverkehr sie passieren konnte. Trotzdem genügte sie den zunehmenden Anforderungen schon bald nicht mehr: Heute wird der Verkehr über eine Betonbrücke geleitet, während die im kantonalen Bauinventar als erhaltenswert eingestufte Dieboldswilerbrücke nur noch als Übergang für Fussgänger und Velofahrerinnen dient.
Weiter geht es über Felder und Wiesen durch den Weiler Zimmertsei mit seinen stattlichen Höfen bis zur Horbenbrücke, die schon von Weitem zu sehen ist. 1834 von Zimmermeistern aus der Gegend ohne Pfeiler im Wasser erbaut, bewährte sie sich nur drei Jahre später bei der grössten Sturzflut im Emmental. Als einzige überstand sie das Hochwasserunbeschädigt, das Jeremias Gotthelf in seiner Erzählung «Wassernot im Emmental» beschreibt: Die «Emmenschlange» habe sich durchs Tal gewälzt und alles mit sich gerissen – mit Ausnahme der Horbenbrücke, «wo kein Joch den Wasserstrom hemmte».
Noch drei weitere gedeckte Holzbrücken erwarten die Wandernden auf dem Rückweg zum Etappenziel, der Busstation Schüpbach Dorf: Die Aeschaubrücke als einzige klassische Ständerfachwerkbrücke des Emmentals, die moderne Bubeneibrücke mit ihren imposanten Brückenbogen aus dem Jahr 1988 sowie als letzte die Schüpbachbrücke mit ihren mächtigen Bogenträgern.
Der 23 Kilometer lange Holzbrücken-Themenweg führt von der barocken Sidelenbrücke im Trub nach Trubschachen über Langnau nach Eggiwil. Insgesamt 18 gedeckte Holzbrücken aus vier Jahrhunderten queren Emme, Ilfis oder einen der kleineren Nebenflüsse. Informationstafeln geben Auskunft über den geschichtlichen Hintergrund, und abgebildete Pläne präsentieren architektonische und bautechnische Besonderheiten des Bauwerks. Dabei lässt sich die Entwicklung der gesamten Brückenbaukunst ablesen – von den detailliert ausgearbeiteten Holzkonstruktionen der Zimmerleute über die Bogenbrücken der Ingenieure im 19. Jahrhundert bis hin zu den modernen Brückenbauwerken.
Der Holzbrückenweg ist ein touristisches Angebot der sechs Emmentaler Gemeinden von Trub bis Eggiwil und kann sowohl zu Fuss erwandert wie auch mit dem Velo erfahren werden. Die flache, gut ausgeschilderte Strecke führt mehrheitlich durch schattige Auenwälder; Brätli- und Badestellen am Wasser laden bei warmem Wetter zum Verweilen ein. Dank der vielerorts renaturierten Flussufer können Tiere und Pflanzen in ihren vielfältigen Lebensräumen beobachtet werden. Mit der Überquerung der Blapbachalp zwischen Trubschachen und Eggiwil lässt sich der Holzbrückenweg auch zu einer Rundwanderung oder Rundfahrt erweitern. Und je nach Kondition, Lust und Laune können die 23 Kilometer am Stück oder in Etappen erwandert werden. Überall kann man in die Tour einsteigen, zahlreiche Gaststätten liegen an der Strecke und immer ist für die Rückfahrt eine Bus-oder Bahnstation in der Nähe.
Informationen
Die Broschüre «Holzbrücken-Weg im Oberen Emmental» gibt es im Internet unter www.emmental.ch oder bei Emmental Tourismus, Bahnhofstrasse 14, 3401 Burgdorf, Telefon 034 402 42 52, info@emmental.ch
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