«Dä Cheib isch ab!» oder: die Hornussen-Welt in Bildern
Tatsächlich: Erst jetzt ist der erste Bildband übers Hornussen erschienen. Ein schöner Einblick, der trotzdem nicht so recht Lust auf mehr macht.
Es ist doch einigermassen überraschend, dass es bis ins Jahr 2019 gedauert hat, bis der erste Bildband über die Urschweizer Sportart Hornussen erschienen ist. Der Berner Autodidakt Hans Hofmann hat diese Lücke nun mit einem 128-seitigen Fotoband geschlossen. Alle Bilder sind in Schwarzweiss gedruckt. Während knapp zwei Jahren hat der 70-Jährige die besten Teams aus der Nationalliga und Anlässe wie den «Veteranentag der Mittelländer Hornusser in Bäriswil» oder das Interkantonale Hornussenfest 2017 in Messen besucht. Und ja, sogar ein paar weibliche Hornussende haben’s ins Heft geschafft (auch wenn sie von den in Trachten abgelichteten Frauen zahlenmässig knapp überboten werden).
Hans Hofmann zeigt die Hornusser beim Abschlag, beim Einrichten des Bocks (das ist die Abschlagvorrichtung), beim gespannten Erwarten des Spielgeräts oder auch beim Biertrinken nach der Partie. Junge wie erfahrene Hornusser finden dabei ebenso Platz, und, wie wir im Buch erfahren, bilden manchmal ganze Familien ein Team.
Auffällig sind die vielen Werbeaufschriften, die die Hornusser mittlerweile auf ihren Trikots und Trainingsanzügen tragen: Dort werben Autogaragen, Planungsbüros, Metzgereien, Sanitärgeschäfte und – bei den gefährlich weit und bis zu 160 Kilometer pro Stunde schnell landenden Scheibe gar nicht mal so unpassend – auch eine grosse Versicherung.
«Schön rund yche!»
Der durch seine Arbeit beim Schweizer Radio bekannte Mundartwortkünstler Walter Däpp bringt den Leserinnen und Lesern die Sportart und ihre Geschichte in einem unterhaltsamen Text näher. Er schmückt seinen Beitrag mit typischen Hornussen-Ausdrücken: «Schön rund yche!», «Suber hingerezieh!», «Dä Cheib isch ab!». Nicht minder interessant ist das Glossar am Buchende. Ein Beispiel? «Abtun» bedeutet etwa, die Scheibe respektive «den Nouss mit der Schindel auf seiner Flugbahn stoppen, entweder durch Fausten oder durch Stechen». Beim Fausten bleibt die Schindel in der Hand, beim Stechen fliegt sie hoch durch die Luft wie die Fahne eines Fahnenschwingers. Die Tafeln sind 4,5 Kilogramm schwer. Und die Nouss fliegt beim Abschlag mit bis zu 300 Kilometer pro Stunde davon.
Das Buch liefert einen schönen Einblick in eine Welt, die vielen Schweizerinnen und Schweizern unbekannt ist. Aber, man muss es zugeben, wird wohl auch dieses Buch bei weitem nicht alle dazu animieren, sich für diese Sportart zu interessieren. Dafür sind die Fotos dann doch zu wenig packend.
Hans Hofmann: «Hornussen – Alter Brauch, moderner Sport», 128 Seiten, Stämpfli Verlag, Bern. Richtpreis CHF 39.–