Er war Jodler, Wildhüter und Naturfreund: der Obwaldner Ruedi Rymann. Mit seinem Hit «Dr Schacherseppli» wurde er schweizweit bekannt. In seinem Heimatdorf Giswil erinnert der Schacherseppli-Erlebnisweg an sein Schaffen.
Text: Usch Vollenwyder
Sie steht auf einem Sockel beim Bahnhof Giswil und schaut in Richtung des Lauibachs, wo der nach ihm benannte Erlebnisweg beginnt: die überlebensgrosse Holzfigur des Schacherseppli. Schon nach wenigen Schritten stehen Wanderer und Spaziergängerinnen bei der ersten von fünfzehn Stationen, die dem wohl bekanntesten Giswiler und seinem musikalischen Schaffen gewidmet sind. In einem Stall lässt sich per Knopfdruck in fünf verschiedenen Versionen sein berühmtestes Lied hören: «I bi der Schacherseppeli, im ganzä Land bekannt. Bi friähner ds flettischt Birschtli gsi, jetz bini ä Vagant …».
Der Erlebnisweg führt dem rechten Laui-Ufer entlang aufwärts. Bäume und Sträucher säumen den Bach, der im breiten Talboden von Giswil kanalisiert ist. Im Blick hat man die Obwaldner Berge – allen voran der markante, über 2000 Meter hohe Giswilerstock. Unterwegs sind auf grossen Tafeln die einzelnen Strophen des Schacherseppli-Lieds notiert. Neben den Zeilen «… Chumm liog diis Lendli a, diä Schwiiz isch doch ä Troim …» informiert ein Schild über das Bergpanorama – vom Kaiserstuhl ganz in der Nähe über die Gipfel von Rosenhorn, Mittelhorn und Wetterhorn am Horizont bis hin zum Giswilerstock und Richtung Mörlialp.
Längere und kürzere Wegstrecke
Nach ungefähr zwei Wanderkilometern trennt sich der bis anhin rot und blau markierte Schacherseppli-Weg in eine längere und eine kürzere Variante. Die kürzere, blau gezeichnete und für Kinderwagen und Rollstuhl befahrbare Route, führt über einen Holzsteg und auf der anderen Bachseite zurück zum Ausgangspunkt. Die Erinnerungstafeln unterwegs würdigen das Lied, das 2007 in der Fernsehshow «Die grössten Schweizer Hits» als Sieger hervorging: Mit «Dr Schacherseppli» gewann der Giswiler Jodler Ruedi Rymann die Auszeichnung vor «Ewigi Liäbi» von Mash oder Polo Hofers «Alperose».
Bei der Kapelle «Alte Kirche» steht seine Gedenktafel: Am 31. Januar 1933 in Giswil geboren, wurde er 2008 zum Ehrenbürger seines Heimatdorfs ernannt. Sein Leben lang blieb Ruedi Rymann in Giswil wohnen, wurde Vater von fünf Töchtern und einem Sohn und starb am 10. September 2008 ebenfalls in Giswil. Er, der aus einer musikalischen Familie stammte, war Solojodler, Sänger und Komponist. Selber hat er über dreissig Lieder und Naturjodel komponiert und vorgetragen – unter ihnen «Dr Gemsjäger» oder «Alpäbliomä». Die Jodeltradition wird in der Familie Rymann weiter gepflegt.
Dem Naturfreund gewidmet
Die längere Wegvariante steigt leicht an und ist nur noch rot markiert. Ihre weiteren Posten sind dem Wildhüter und Naturfreund Ruedi Rymann gewidmet, der viele Sommer als Senn und Älpler in der Höhe verbracht und schliesslich bis zu seiner Pensionierung für den Kanton Obwalden als Wildhüter gearbeitet hatte. Der Wanderweg führt hinauf zum Weiler Kleinteil und geht von da aus ein Stück weit über ein geteertes Strässchen, bevor er wieder in den Wald eintaucht und über einen schmalen Holzsteg den Lauibach überquert.
Nur wenig Wasser sucht sich an schönen Tagen den Weg durch das breite Flussbett aus Geröll und Geschiebe. Ein Foto zeigt das friedliche Bächlein während eines Gewitters: braune Wassermassen türmen sich auf der ganzen Breite. Ein solches Hochwasser zerstörte am 13. Juli 1629 auch die alte Pfarrkirche. Der damalige Pfarrer schrieb die Verwüstung Hexenwerk zu. Über dreissig Giswiler – Männer, Frauen und Kinder – wurden gefoltert und auf dem Dorfplatz von Sarnen hingerichtet. Heute schützen Wildbachverbauungen und Dämme das angrenzende Land. Warntafeln weisen darauf hin, dass bei Gewitter und Regenfällen das Bachbett sofort zu verlassen ist.
Älplermagronen und Seeblick
Nach rund anderthalb Stunden gemütlichen Wanderns erreicht man den Weiler Grossteil. Wer im gleichnamigen Landgasthof einkehren will, muss einen kleinen Umweg machen. Von der Terrasse aus lässt sich bei einem Teller Älplermagronen die Aussicht auf den Sarnersee und die Berge geniessen. Nach einer ausgiebigen Pause geht die Wanderung weiter. Bei der Kirche von Grossteil, die vom Restaurant aus zu sehen ist, findet man problemlos zurück auf den Erlebnisweg.
Rund anderthalb Stunden dauert der Weg zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung beim Giswiler Bahnhof. Wer Glück hat, findet die Käserei Schnider unterwegs geöffnet. Dort lässt sich, direkt beim Hersteller, ein Stück Schacherseppli-Käse für zu Hause einkaufen. ❋
Giswil-Mörlialp Tourismus, Bahnhofplatz 1, 6074 Giswil, Telefon 041 675 17 60, Mail info@giswil-tourismus.ch, giswil-tourismus.ch. Dort lässt sich auch die Broschüre «Schacherseppli-Erlebnisweg» herunterladen sowie das dazugehörige Lied hören.
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