Die drängenden Fragen zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit lassen Lisa Schneider (19) und ihren Vater Alfonso Pecorelli (59) nicht mehr los. Gemeinsam schreiben sie gegen die menschengemachte Zerstörung des Planeten an.
Text: Usch Vollenwyder
Seit seiner Jugend hat Alfonso Pecorelli ein zerfleddertes Exemplar der legendären Rede von Chief Seattle aufbewahrt. Darin wendet sich der Häuptling der Duwamish Indianer 1854 an den Präsidenten der USA, Franklin Pierce. Dieser hatte die Duwamish aufgefordert, ihr Land den weissen Siedlern zu überlassen und sich in ein Reservat zurückzuziehen. Die Rede ihres Stammesführers ist ein immer noch gültiges Plädoyer für einen sorgfältigen Umgang mit einer Umwelt, zu der Pflanzen, Tiere und Menschen gehören. Dieses Buch prägte den ehemaligen IT-Manager und heutigen Verleger, Autor und Unternehmensberater Alfonso Pecorelli tief.
An einem Abend vor rund anderthalb Jahren – die Eltern Pecorelli sassen im Wohnzimmer vor dem Fernseher – querte ihre Tochter Lisa die Stube. Im Vorbeigehen blieb ihr Blick am Tagesschaubeitrag hängen: Ein verhungernder Eisbär trieb auf einer Eisscholle dahin. Das Bild verstörte die Gymnasiastin. Auch sie hatte die Rede des Häuptlings schon gelesen und war fasziniert von deren Aktualität, die bis in die Gegenwart reicht. Die Idee war geboren: Lisa und ihr Vater würden gemeinsam ein Buch schreiben – im Mittelpunkt die bis heutige gültige fragen aufnehmen. Mein Vater sollte die Fakten zusammentragen, ich würde sie aus der Perspektive eines jungen Menschen von heute kommentieren – das Ganze vor einem historischen Hintergrund. Wie ein roter Faden ziehen sich Chief Seattles Anliegen und Sorge um die Erde durch das Buch.
Alfonso Pecorelli: Aus dieser Idee gab es schliesslich drei Bücher: Die legendäre Rede liessen wir vom Schweizer Künstler Pascal Scheidegger reich illustrieren und legten sie neu auf. Dazu entstand ein Kinderbuch, in dem die Hauptperson Lili im Traum dem Indianerhäuptling begegnet. Im Mittelpunkt steht aber unser Hauptwerk, das Buch «Wie wir die Erde retten». Seit ich Grossvater bin, ist es mir ein noch grösseres Anliegen, den nachkommenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Mit unserem Buch tragen wir ein kleines Stück dazu bei.
Lisa Schneider: Das gemeinsame Schreiben ging – man glaubt es kaum – ziemlich diskussionslos über die Bühne. Es half natürlich mit, dass wir nicht um jedes Wort gemeinsam ringen mussten. Vielmehr schrieb jeder seinen Teil, danach fügten wir das Kapitel zusammen. Dabei machten wir einander nur noch auf Unklarheiten oder auf zu komplizierte Sätze aufmerksam. Unsere Beziehung ist im Laufe dieser Buchprojekte noch stärker und intensiver geworden.
A. P.: Wir schrieben nicht zur gleichen Zeit und arbeiteten auch nicht im gleichen Raum. Wir setzen uns aber ein Datum, wann ein bestimmtes Kapitel wieder fertig sein musste. Da wir beide nur in unserer Freizeit schreiben konnten, fehlte auch schlicht die Zeit für grosse Auseinandersetzungen. Aber das Thema faszinierte uns immer mehr.
L.S.: Ich war schon immer ein Mensch, der eher in die Weite blickt als im Augenblick lebt. Die Medien sind so präsent in der Klimadebatte, und ich habe Kolleginnen und Kollegen, die sich den Klimastreiks angeschlossen haben – ich kann die Augen nicht vor diesem allgegenwärtigen Thema verschliessen. Allerdings bin ich nicht der Typ, der für seine Anliegen auf die Strasse geht. Zusammen mit meinem Vater versuchte ich, die Menschen mit dem geschriebenen Wort zu erreichen.
A. P.: Ich habe auch nur einmal in meinem Leben an einer Demo teilgenommen. Das war Ende der Siebzigerjahre, als in Kaiseraugst ein Atomkraftwerk gebaut werden sollte … Natürlich kann man sich grundsätzlich fragen, ob wir mit dem geschriebenen Wort tatsächlich etwas bewirken können. Es gibt ja genug Gegenargumente, warum man gar nichts zu tun braucht: Die Chinesen sind die viel grösseren Umweltsünder, auf mich allein kommt’s ohnehin nicht an…
L. S.: Darum fügen wir auch Tipps an, wie jeder und jede Einzelne in jedem Bereich – Ernährung, Mobilität, Online-Shopping oder in der virtuellen Welt – einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten kann. Wir wollten damit zeigen: Wenn alle einen kleinen Beitrag leisten, entsteht daraus etwas Grosses.
A. P.: Das hat auch unser eigenes Bewusstsein geschärft. Im letzten Sommer fuhren wir mit dem Zug nach Italien und flogen nicht mehr nach Kreta oder Mallorca. Wir kaufen kein Fleisch mehr aus Übersee. Wir berücksichtigen die lokalen Produzenten. Ich würde nie mehr eine Kreuzfahrt buchen!
L. S.: Wir predigen aber nicht den totalen Verzicht. Unsere Familie ist nicht rundum grün geworden. Wir ernähren uns nicht ausschliesslich vegan. Wir haben ein Auto und gehen nach wie vor in die Ferien. Wir motivieren unsere Leserinnen und Leser zu kleinen Schritten. Viele kleine Schritte geben zusammen auch einen grossen! ❋
❱ «Wie wir die Erde retten. Dein persönlicher Beitrag für eine lebenswerte Zukunft», 240 S., CHF 27.90.
❱ «Botschaft an die Menschheit. Die legendäre Rede des Chief Seattle», 107 S., CHF 24.90.
❱ «Mission: Umweltschutz», Ein Vorlesebuch für Kinder mit Illustrationen von Pascal Scheidegger, 64 S., CHF 21.90. Alle Riverfield Verlag, Basel 2019.
Das Thema interessiert Sie?
Werden Sie Abonnent/in der Zeitlupe.
Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».
Um diese Website optimal bereitzustellen, verwenden wir Cookies.
Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Erfahren Sie mehr in der
Datenschutzerklärung.