Videospiele machen nicht nur Spass und vertreiben die Zeit. Sie können auch leidige Kraft- und Fitnesstrainings spannend gestalten. Willkommen bei den Exergames.
Gamen macht dumm, dick und aggressiv. So die gängige Meinung. Doch je mehr sich die Forschung mit Computerspielen auseinandersetzt, desto mehr positive Aspekte kommen zutage. Schon bald könnte es heissen: Games machen schlau, fit und gut gelaunt.
Besonders Exergames gilt das Augenmerk, wenn es um den Fitnessaspekt geht. Exergames ist ein Kofferwort, das sich aus «exercise» (trainieren, üben) und Games zusammensetzt. Die Idee dahinter ist einfach: Nichts ist langweiliger, als wenn man trainieren muss. Wer zum Beispiel einen Schlaganfall erlitten hat oder nach einem Unfall Muskeln wieder aufbauen muss, findet sich in einer Zwangssituation wieder, die meist ermüdend ist.
Hier setzt das Konzept von Exergames an. Der spielerische Überbau lenkt von den repetitiven Bewegungen ab. Glauben Sie mir, es macht einen grossen Unterschied, ob man unter dem kühlen Auge einer Physiotherapeutin seinen Arm 20, 30 oder mehr Mal beugen und strecken muss oder ob man die gleiche Bewegung in einem virtuellen Kegelspiel ausführt. Hier spornt der Ehrgeiz an. Noch bevor man sich Gedanken darüber gemacht hat, sind die Repetitionen abgehakt. Das Prinzip hat inzwischen auch in manche Reha-Programme Eingang gefunden, wie zum Beispiel dem Lokomat der Schweizer Firma Hocoma. Dort werden Figuren in einer virtuellen Welt über einen Gangroboter-Anzug gesteuert, in dem der Patient wieder gehen lernt.
Aber natürlich entfalten Exergames ihre motivierenden Eigenschaften nicht nur bei der Rehabilitation. Sie helfen auch beim alltäglichen Muskelaufbau. Jüngstes Beispiel dafür ist das «Ring Fit Adventure» von Nintendo. Vor 14 Jahren revolutionierte der japanische Videospielhersteller Nintendo mit der Game-Konsole Wii die Spielewelt. Die Steuerung war mit Bewegungssensoren und Vibrationsmotoren ausgerüstet, wie man es heute von den Handys kennt. Das oben erwähnte Kegelspiel gehört bis heute zu den beliebtesten Games auf der Wii und kommt in vielen Alters- und Pflegeheimen zum Einsatz.
So macht Fitness Spass
In «Ring Fit Adventure», erschienen auf Nintendos aktueller Konsole Switch, wird zusammen mit einem stabilen, leicht gepolsterten Kunststoffring (Durchmesser rund 30 Zentimeter) geliefert, der an einen Pilates-Ring erinnert. An diesem wird der rechte Controller angebracht, während man sich die linke Fernsteuerung mit einer Art Strumpfband am linken Oberschenkel befestigt.
Das Spiel ist sehr einladend und zugänglich gestaltet. Zu Beginn gibt man Alter, Geschlecht und Gewicht ein und wählt seine Spielfigur aus, die durch das Abenteuer gesteuert wird, das man gewissermassen selbst verschuldet hat: Man befreit den üblen Bodybuilder-Drachen Dragaux. Um diesen wieder einzufangen, muss man sich in vielen verschiedenen Missionen fit machen. Dabei hilft der Ring, der auf verschiedene Arten eingesetzt werden kann. Wenn man ihn zusammendrückt, feuert er Projektile ab, zieht man ihn auseinander, saugt er Gegenstände auf.
Das Zusammenspiel der beiden Controller sorgt für eine saubere Ausführung der Übungen. Über einen integrierten Sensor kann der Puls gemessen werden, was zur Berechnung des Fortschritts wichtig ist. Die grösste Gefahr von «Ring Fit Adventure» ist, dass man zu ehrgeizig einsteigt. Darum lieber etwas bescheiden am Anfang und sich kontinuierlich steigern. Fit werden hat noch nie so viel Spass gemacht.
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