Seit 2005 gibt es die Hatt-Bucher-Stiftung. Sie entspricht ganz offensichtlich einem Bedürfnis. Seit ihrer Gründung hat sie rund 11 000 Gesuche bearbeitet und einen grossen Teil davon positiv beantwortet. Insgesamt hat sie bisher rund 35 Millionen Franken eingesetzt.
Text: Martin Mezger*
Die Stiftung geht auf das soziale Engagement des Zürcher Ehepaares Louise und Heinrich Hatt-Bucher zurück und wird im Sinn und Geist der Unternehmerfamilie Hatt (ehemalige Baufirma Hatt-Haller) geführt: grosszügig auf der einen Seite – konkret und praktisch auf der anderen.Ziel aller Aktivitäten der Hatt-Bucher-Stiftung ist die Förderung der Lebensqualität der älteren Menschen. Stets geht es ihr um die beiden Leitmotive «Freude bereiten» und «Not lindern». Bei der Unterstützung von Personen, die mit wenig Geld auskommen müssen, arbeitet sie eng mit den kantonalen und regionalen Pro-Senectute-Organisationen zusammen.
Not lindern und Freude bereiten
«Lebensqualität» ist zuerst nur ein Wort. Wenn das Reden von Lebensqualität Sinn machen soll, dann muss man konkret werden. Und die Hatt-Bucher-Stiftung wird konkret. Das hat sie in den letzten fünfzehn Jahren bewiesen.Lebensqualität kann beispielsweise bedeuten, über ein sehr gutes Hörgerät zu verfügen, das einen an den Gesprächen im eigenen Umfeld wirklich teilhaben lässt.
Lebensqualität kann bedeuten, den treuen Hund, der einen seit Jahren begleitet, operieren lassen und so behalten zu können. Lebensqualität kann bedeuten, noch einmal die alte – zum Beispiel süditalienische – Heimat besuchen zu können. Oder die Enkelkinder, die in Kanada leben. Lebensqualität kann bedeuten, sich eine Betreuung in den eigenen vier Wänden leisten zu können und nicht in ein Heim wechseln zu müssen. Lebensqualität kann bedeuten, als Partnerin eines demenzkranken Mannes einmal eine Auszeit geniessen und sich etwas verwöhnen lassen zu können. Und das alles auch dann, wenn das eigene Budget klein ist. Also auch dann, wenn man Ergänzungsleistungen (EL) zur AHV bezieht oder wenn man punkto Finanzen nur knapp über der EL-Grenze angesiedelt ist.
Unspektakulär, aber wirksam
Durch die konkrete Unterstützung von Einzelpersonen während der letzten fünfzehn Jahre hat die Stiftung einen tiefen Einblick in die Lebenssituation desjenigen Teils der Altersbevölkerung erhalten, der «schmal durchmuss», wie man so sagt.Stets aufs Neue zeigt es sich, dass es in der Schweiz kaum «schreiende Altersarmut» gibt. Keinen Hunger, keine Obdachlosigkeit, keinen Mangel an medizinischer Versorgung, wie in Ländern der Dritten Welt. Das ist die gute Nachricht. In den allermeisten Fällen greifen die Mechanismen des Sozialstaates, die Basisversorgung ist gewährleistet. Was es aber in grösserer Zahl gibt, sind Menschen, die mit sehr knappen finanziellen Ressourcen ins AHV-Alter kommen und danach Mühe haben, ausserordentliche Situationen aus eigner Kraft zu meistern. Schicksalsschläge, Krankheiten, unerwartete Zusatzausgaben sowie unvorteilhafte eigene Entscheidungen führen schnell in finanzielle Engpässe. Schneller, als viele denken.Die gute Botschaft ist – auch das zeigt das Gesuchswesen der Hatt-Bucher-Stiftung –, dass oftmals kleine Beiträge in der Höhe von wenigen tausend Franken dazu verhelfen, dass die betroffenen Personen wieder Boden unter die Füsse bekommen. Deshalb ist die Möglichkeit, Einzelfallhilfe leisten zu können, so wertvoll. Sie ist zwar unspektakulär, aber wirksam.
Ergänzung zu den staatlichen Leistungen
Die Erfahrungen der Hatt-Bucher-Stiftung mit der Einzelfallhilfe haben sie zu einer überzeugten Befürworterin dieser Form des sozialen Engagements gemacht. Nicht alles kann durch staatliche Leistungen gelöst werden. Nicht für alles braucht es grosse, flächendeckende Projekte. Immer wieder ist die präzise Unterstützung im konkreten Einzelfall die zielführende Methode.Die Hatt-Bucher-Stiftung ist glücklicherweise nicht die einzige Institution im Altersbereich, die sich für die Einzelfallhilfe engagiert. In ähnlicher Weise wirken der Einzelhilfefonds von Pro Senectute Schweiz sowie diverse Fonds von kantonalen und regionalen Pro-Senectute-Organisationen.
Wo es ein Extra braucht
In den Budgets vieler Älterer Menschen hat es kaum Platz für ein Extra. Insbesondere Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen kommen häufig «gerade so zurecht». Aber Unvorhergesehenes schafft sofort finanzielle Probleme. Und Herzenswünsche, die das Leben erst lebenswert machen, bleiben oft unerfüllt.
Die Hatt-Bucher-Stiftung springt darum dort ein, wo es ein Extra braucht. Sie kommt beispielsweise auf
für Hörgeräte, Brillen und Zahnsanierungen
für Wohnungsanpassungen (Rollstuhltauglichkeit, Treppenlift, Spezialbadewanne),
für Reinigungs- und Umzugskosten,
für Kleider und Schuhe,
für Tierhaltungskosten (Futter, Tierarzt),
für ÖV-Abonnemente,
für Elektro- und Spezialrollstühle,
für Besuchs- und Betreuungsdienste sowie Aufenthalte in Tagesstätten,
für Alternativtherapien,
für den Besuch von Veranstaltungen und Kursen,
für Reisen, Ausflüge, Ferienaufenthalte (auch für pflegende Angehörige),
für die zahlreichen Wechselfälle des Lebens, die in kein Schema passen,
oder einfach für etwas zusätzlichen finanziellen Spielraum («Taschengeld»).
Alle Gesuche an die Hatt-Bucher-Stiftung müssen über eine Pro-Senectute-Beratungsstelle laufen. Solche Beratungsstellen finden sich überall im Land (Angaben vorne in jeder Ausgabe der Zeitlupe). Von Privatpersonen und Angehörigen können keine Gesuche eingereicht werden.Die Hatt-Bucher-Stiftung (hatt-bucher-stiftung.ch) gehört zu den grossen privaten Förderstiftungen in der Schweiz. Sie ist Mitglied des Verbandes SwissFoundations und befolgt strenge Datenschutzregeln
Seit 2006 lädt die Hatt-Bucher-Stiftung zusammen mit der Zeitschrift Zeitlupe zu Konzerten ins Zürcher Fraumünster ein. Wegen der Coronakrise mussten die diesjährigen Konzerte abgesagt werden. Der Auftritt des Mozarteumorchesters Salzburg ist auf nächstes Jahr verschoben worden (10. November 2021). Dannzumal können wir hoffentlich wieder unbeschwert zusammenkommen und wunderschöne Musik geniessen.
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