Fragen, die sich beim Geldanlegen stellen
Wer im Gespräch mit dem Finanzberater oder der Finanzberaterin wichtige Dinge klärt, kann bei der Anlage seines Vermögens unliebsame Überraschungen vermeiden.
Für Verhaltensökonomen ist klar: Verluste schmerzen mehr, als Gewinne Freude bereiten. Da lohnt es sich, vor dem Geldanlegen die richtigen Fragen zu stellen. Wie viel Geld brauche ich für den Lebensunterhalt? Was bleibt noch übrig? Wie stehe ich zum Risiko? Mit seriösen Abklärungen und Entscheiden lassen sich böse Überraschungen weitgehend vermeiden.
Ein guter Finanzberater wird sich ohnehin ähnlich wie ein Bergführer vor einer Gebirgstour über ihre Risikobereitschaft und -fähigkeit informieren. Er will wissen, wie sie emotional damit umgehen, wenn ihr investiertes Kapital wegen Turbulenzen an den Finanzmärkten plötzlich um 20 Prozent oder noch mehr schrumpft.
Heikel wird es, wenn jemand spekulativ veranlagt ist, aber nicht über die dafür notwendigen Mittel verfügt. Ein professioneller Berater ermittelt mit Tests und Gesprächen das Risikoprofil eines Kunden ebenso wie die aktuelle Lebenssituation. Die Anlageberatung kann bei der Hausbank oder einem unabhängigen Vermögensberater geschehen. Aber aufgepasst: Beim Gratistreff mit dem Bankexperten wird er danach vielleicht vor allem die teureren Finanzprodukte aus dem eigenen Haus empfehlen. Anders beim Erstgespräch mit dem eigenständigen Berater. Dort kosten die ein bis zwei Stunden etwas, dafür sind die Ratschläge für ein Portfolio nachher nicht von Verkaufsinteressen des Geldinstituts geleitet.
Echtes Vertrauen in eine Finanzberaterin oder einen Finanzberater entwickelt sich ohnehin erst nach einer gewissen Zeit. Aber auch da sind Fragen gleich zu Beginn wichtig. Etwa wie viele Kunden er betreut oder mit welchen Gebühren bei den empfohlenen Produkten zu rechnen ist. Gerade diese Kosten sind immer wieder Anlass für Streitigkeiten. Der Schweizerische Bankenombudsman bearbeitet jährlich rund 2000 Anfragen von unzufriedenen Kunden, ein Grossteil davon betrifft Unstimmigkeiten bei den Gebühren und Nebenkosten. Mit eigenen Nachforschungen bei einem Internet-Vergleichsdienst wie Comparis oder Moneyland lassen sich die teils grossen Unterschiede bei den Produktkosten rechtzeitig erkennen. Selbst ein seriöser Finanzberater ist jedoch kein Hellseher. Eine Prognose über den künftigen Marktverlauf oder die Zinsentwicklung kann er nicht abgeben.
Überhaupt macht es keinen Sinn, bei der Anlageberatung möglichst hohe Erwartungen zu wecken. Erfolgreiche Berater klären über die Risiken einzelner Produkte auf und empfehlen danach die passenden Wertschriften. Ein konservatives Portfolio enthält mehr Obligationen und Bargeld, dafür weniger Aktien. Man spricht dann auch von einer defensiven Anlagestrategie für Investorinnen und Investoren, die nicht gut mit Kursschwankungen leben können. Für aggressiver veranlagte Kunden fällt der Aktienanteil höher aus. In beiden Fällen werden solche Investments häufig mit Anlagefonds oder kostengünstigen Indexfonds umgesetzt. Aktien bestimmter Unternehmen drängen sich nur auf, wenn das Geld für mindestens ein Dutzend Einzeltitel reicht.
Nach all den Fragen im Gespräch mit Finanzberater oder -beraterin hilft es, die spontan getroffenen Entscheidungen zu überschlafen und sich zu fragen: Habe ich auch alles verstanden? Wenn ja, dann ist alles klar.
Das Thema interessiert Sie?
Werden Sie Abonnent/in der Zeitlupe.
Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».
Zeitlupe abonnieren oder Anmelden