Kurt Marti würde heuer 100
Kurt Marti (1921 bis 2017) war als Autor und Pfarrer ein Mann des Wortes. Das Museum Strauhof in Zürich zeigt sein vielfältiges Schaffen.
100 Jahre alt würde der Berner Pfarrer und Autor Kurt Marti dieses Jahr. In der Ausstellung «Vermeerung: Eros, Engagement, Endlichkeit» zeigt das Museum Strauhof in Zürich erstmals seinen «Wortwarenladen»: Das Werk, das man erst nach seinem Tod entdeckte, umfasst über 5000 poetische Wörter, die Marti bei seinen Lieblingsautorinnen und -autoren über Jahrzehnte erlesen, notiert und kategorisiert hatte – etwa Schattenträume, Schneelicht, Strahllust oder Unglanz. Der Gang durch die Wandinstallation des Wortwarenladens zeigt den Berner als leidenschaftlichen Leser und Sammler.
Auf die Sammlung folgt ein kommentiertes Vokabular mit dreissig ausgewählten Marti-Wörtern, die einen Zugang zu seinem vielfältigen Schaffen als (Mundart-)Dichter, Theologe und kritischer Bürger bieten. So beschäftigte er sich mit Politik ebenso wie mit Ökologie, Kapitalismus oder Sprache und dies in ganz verschiedenen Gattungen vom Gedicht über Sprachexperimente bis zur Predigt. Die Auswahl zeigt das für Kurt Marti typische Nebeneinander von Pathos und Persönlichem, von Spiel und Strenge, von Beobachtung und Reflexion. Im zweiten Teil vertieft die Ausstellung ausgehend von Gedichten Kurt Martis Grundthemen Eros, Engagement und Endlichkeit.
Als «didadichterich», wie er sich selbst bezeichnete, lebte Kurt Marti ein bürgerliches Familienleben und arbeitete als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden, zuletzt von 1961 bis 1983 an der Berner Nydeggkirche. Erst mit seiner Pensionierung wurde das Schreiben zur Hauptbeschäftigung. Kurt Marti war Mitbegründer der «Erklärung von Bern» und der Autor:innenvereinigung «Gruppe Olten».
Kurt Marti: «Vermeerung. Eros, Engagement, Endlichkeit.» 27. August bis 21. November 2021, Museum Strauhof, Augustinergasse 9, 8001 Zürich (Montag geschlossen). Regelmässig finden öffentliche Führungen statt.