In Baden trainiert der wahrscheinlich einzige Badminton-Club für Seniorinnen und Senioren der Schweiz. 1994 von Pro Senectute Aargau ins Leben gerufen, ist die Begeisterung für den Sport der raschen Reaktionen nach wie vor gross. Von Shuttles, Schlägern und staunenden Enkelkindern.
Text: Annegret Honegger; Bilder: Bernard van Dierendonck
Wie grosse Regentropfen, die auf ein Blechdach fallen, klingt es in einer Badmintonhalle: Pling, pling, pling. Mal höher, mal tiefer, mal lauter, mal leiser. Dazwischen ein metallisches «Klonk», wenn der Schlägerrahmen getroffen wird. Die leuchtgelben Federbälle oder «Shuttles» – heutzutage mit Plastik- statt mit Federkranz bestückt – sirren hin und her übers längs durch die Halle gespannte Netz. Bereits eine Viertelstunde vor dem offiziellen Trainingsbeginn sind die Teilnehmenden am Spielen. Denn: «Es macht einfach soooooo Spass!»
Mit einem Pfiff versammelt Esther Höchli alle um sich fürs Aufwärmen zu Musik. Der Körper soll vorbereitet sein aufs Recken, Strecken und Bücken, auf plötzliche Drehungen und Seitwärtsschritte oder Sprints im Eifer des Gefechts. Eingespielt wird zuerst auf kurze Distanz, dann vergrössert die Trainerin mit jedem Pfiff den Abstand zum Netz. Die Teilnehmenden rotieren von Feld zu Feld, sodass man sich immer auf ein neues Gegenüber einstellen muss. Auch bei den Übungen, zu viert mit zwei Shuttles übers Kreuz zu spielen oder sich im Zweierteam mit einem Schläger abzuwechseln, müssen Hirn und Hand zusammenarbeiten.
Beim Match auf 21 Punkte pro Satz schenken sich die Gegnerinnen und Gegner dies- und jenseits des Netzes nichts. Rasche Reaktionen, Taktik und Konzentration sind gefragt. Kraftvoll schmettern sie knapp übers Netz oder spielen direkt auf den Körper, sodass der Shuttle besonders schwer zu erwischen ist. Raffiniert täuscht man einen Schlag an, prescht vor ans Netz oder zielt unerreichbar in die äusserste Ecke des Feldes.
Esther Höchli will ihre Teilnehmenden zugleich fordern und fördern. Seit 1994 leitet die ehemalige Lehrerin das wöchentliche Training in der Turnhalle des Schulhauses Meierhof in Baden. Die Begeisterung der Spielerinnen und Spieler für diesen Sport ist ebenso gross wie das Erstaunen darüber, dass hier der wahrscheinlich einzige Senioren-Badminton-Club der Schweiz trainiert.
Ist der schnelle Sport etwa nicht geeignet für reifere Muskeln, Sehnen und Knochen? Esther Höchli verneint: «Badminton braucht weniger Kraft als Tennis. Und man kann selbst dosieren, wie hart man spielt oder wie viel man rennen will.» In all den Jahren habe sich nie jemand im Training verletzt. Dafür bewegen sich mehrere langjährige Teilnehmende auch mit über achtzig Jahren äusserst geschmeidig.
«Das Training ist gut für den Körper und fürs Gehirn», lobt Annelies. «Man kommt ins Schwitzen, trainiert Reflexe und Beweglichkeit – und lernt sportliche Menschen aus dem ganzen Bezirk kennen», findet Marco. Daheim, berichten einige, staunen die Enkelkinder, wenn Grossmutter oder Grossvater beim Federballspielen im Garten punktet. Das gehe, weiss Paul, jedoch nur eine Weile gut: «Meine Enkel sind zwischen fünf und zwanzig Jahre alt. Mithalten kann ich nur noch bei den Jüngeren …»
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