Am 20. Oktober ist Welt-Osteoporose-Tag. Dieser soll die oft verkannte chronische Skeletterkrankung ins Blickfeld rücken. Denn obwohl viele Menschen über 50 unter Osteoporose leiden, werden die Symptome oft verkannt und bleiben (zu) lange unbehandelt.
Text: Roland Grüter
Das Skelett der Menschen umfasst 206 Knochen. Dieses hält uns Tag für Tag aufrecht. Nach dem 40. Lebensjahr nimmt dessen Stabilität altersbedingt ab. Dieser Abbau kann zu Osteoporose führen. Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann ab 50 sind davon betroffen. Als Folge erleiden diese im schlimmsten Fall Spontanbrüche der Knochen – ohne Sturz oder andere äussere Einflüsse. Denn die Krankheit wird oft verkannt und entsprechend spät entdeckt. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation WHO Osteoporose längst zur «Public-Health-Krise» erklärt, einer Krankheit mit gesellschaftspolitischer Dimension.
Handlungsbedarf ist tatsächlich gegeben. Wie eine europaweite Umfrage des pharmazeutischen Herstellers UCB ergab, kennen selbst 44 Prozent der Betroffenen die Zusammenhänge, die zu Knochenschwundfrakturen führen, gar nicht oder nur lückenhaft. In der Schweiz ist dieser Missstand zwar etwas kleiner, bedingt durch die Arbeit der Patientenorganisation Osteoswiss, die sich seit nunmehr 25 Jahren darum bemüht, Gefährdete und Betroffene umfassend zu beraten. Doch auch hierzulande ist Aufklärung dringlich. Folgende Fakten sollten Sie im Zusammenhang mit Osteoporose kennen:
Kann man selber feststellen, ob man unter Osteoporose leidet? Bedingt. Schwindet im Alter die Körpergrösse – genauer: um mehr als 3 Zentimeter –, kann dahinter Osteoporose wirken. Auch Muskelverspannungen, blitzartige Schmerzattacken in der Wirbelsäule oder eine zunehmende Vorwölbung des Bauchs (ohne Gewichtszunahme) sind mögliche Hinweise. Klärung schaffen aber einzig gezielte Abklärungen beim Hausarzt oder bei Spezialistinnen und Spezialisten. Wann wird die Krankheit spätestens erkannt?In den meisten Fällen durch die Fraktur eines Rückenwirbels oder eines Schenkelhalses. Denn der Knochenverlust entwickelt sich meist derart schleichend, dass Betroffene lange Zeit nichts davon bemerken. Deshalb wird Osteoporose auch oft als «lautloser Dieb» bezeichnet.
Weshalb werden die Knochen morsch und unbeständig? Bis zum 35. Lebensjahr überwiegt der Knochenaufbau, nach dem 40. Lebensjahr nimmt die Knochenmasse pro Jahr um rund 1 Prozent ab. Wird der Knochenstoffwechsel – etwa durch Hormonmangel oder durch gewisse Medikamente – gestört, kommt es zu einem übermässigen Knochenabbau und damit zu einer Osteoporose. Die Knochen verlieren dadurch an Festsubstanz und werden porös. Übermässiger Alkohol- und Nikotinkonsum beschleunigen den natürlichen Prozess. Auch Grunderkrankungen können eine sekundäre Osteoporose hervorrufen, etwa Rheuma oder chronische Darmerkrankungen.
Weshalb sind Frauen stärker davon betroffen als Männer? Weil Frauen eine geringere Knochenmasse als Männer aufbauen. Und weil nach den Wechseljahren die Produktion des Hormons Östrogen abnimmt. Das führt dazu, dass Frauen in den ersten Jahren nach der Menopause mehr Knochenmasse verlieren können als Männer: jährlich zwei bis drei Prozent.
Wie kann man den Knochenabbau verlangsamen? Indem man den Knochenstoffwechsel anregt. Dabei spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit genügend Eiweiss, Kalzium und Vitamin D. Denn werden die Knochen nicht regelmässig belastet, nimmt deren Stabilität schnell ab.
Was sollen die Therapien bewirken? Entweder den Knochenaufbau fördern oder den Knochenabbau stabilisieren respektive verlangsamen. Therapien stützen sich dabei immer auf die Bereiche Bewegung, Ernährung, Sturzprävention und Umgang mit Schmerzen. Auch die Verordnung von spezifischen Medikamenten gehört dazu. Osteoporose kann zwar nicht geheilt, die damit verbundenen Risiken können jedoch gesenkt und die Schmerzsituation und damit die Lebensqualität erheblich verbessert werden.
Wie oft und wie stark sollen wir uns in Schwung halten? Bereits zügige Spaziergänge dreimal die Woche halten Muskulatur und Knochen gesund. Diese sollten je rund 20 Minuten dauern. Spaziergänge tun uns doppelt gut: Die Sonnenstrahlen stimulieren nämlich auch die natürliche, körpereigene Produktion von Vitamin D, das die Aufnahme von Kalzium vom Darm ins Blut und in die Knochen fördert.
Was gilt es in der Ernährung zu beachten? Diese sollte abwechslungsreich und vor allem reich an Kalzium sein, also folglich täglich Milch oder Milchprodukte umfassen. Expertinnen und Experten raten uns zu mindestens einem Glas Milch, einem Joghurt und einem Stück Käse pro Tag. Gewisse Gemüsesorten und Mineralwasser sind ebenfalls taugliche Kalzium-Quellen, vor allem für jene, die Milchprodukte nicht vertragen.
Wo findet man bei Fragen Hilfe? Bei Osteoswiss. Die Patientenorganisation listet auf ihrer Website alle wichtigen Informationen über Therapien und Prophylaxe auf: osteoswiss.ch. Darüber hinaus unterhalten die Verantwortlichen eine kostenfreie Helpline. Informationen erhalten Sie über Gratistelefon: 0848 80 50 88.
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