«Turn, turn, turn» von The Byrds Songs und ihre Geschichten
Im Frühling 1965 starteten The Byrds durch und landeten mit der Coverversion von Bob Dylans «Mr. Tambourine man» sowohl in den USA als auch in Grossbritannien auf Platz eins der Charts, gefeiert als Offenbarung des Folk-Rock.
Von Urs Musfeld
Sie kombinierten den elektrifizierten Rock der Beatles mit den Traditionen und Akkorden des Folk. Typisch für ihren Sound waren die mehrstimmigen Vokalharmonien und der glasklare Klang der Gitarren.
Die wechselhafte Geschichte der Byrds – von der Gründung 1964 in Los Angeles bis zur Auflösung 1973 – wird begleitet von zahlreichen Umbesetzungen, verblüffenden Stilwechseln (Folk-, Psychedelic-, Country-Rock), wirtschaftlichen Höhen und Tiefen, Streitigkeiten, zeitlosen Hits («Eight miles high», «You ain’t going nowhere», «So you want to be a rock’n’roll star») und ein paar musikalischen Fehlgriffen.
Vor allem Mentor und Songlieferant Bob Dylan trägt zur Bekanntheit der Byrds bei. Neben «Mr. Tambourine man» stammen sowohl auf dem gleichnamigen Debut-Album als auch auf dem Nachfolger «Turn! Turn! Turn!» je vier weitere Songs aus seiner Feder. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt der Folk-und Protestsänger Pete Seeger, weltbekannt durch Evergreens wie «Where have all the flowers gone», «We shall overcome» und «If I had a hammer».
Am 10. September 1965 nehmen die Byrds den Song «Turn! Turn! Turn! (To everything there is a season)» auf, nachdem Roger McQuinn, Gitarrist, Sänger und einzige Konstante der Band, darauf gestossen ist. Pete Seeger hat ihn 15 Jahre zuvor geschrieben, aber erst 1962 veröffentlicht.
To everything (turn, turn, turn)
There is a season (turn, turn, turn)
And a time to every purpose, under heaven
Es hat alles seine Zeit (dreh dich, dreh dich, dreh dich)
Und eine Zeit für jedes Vorhaben, unter dem Himmel
Zeilen aus der Bibel: Pete Seeger ist kein besonders religiöser Mensch. Aber die Verse aus dem Buch des Predigers («Alles hat seine Zeit») die dem weisen König Salomon zugeschrieben werden, haben ihn fasziniert.
Er vertont den Text fast wortwörtlich.
A time to be born, a time to die
A time to plant, a time to reap
A time to kill, a time to heal
A time to laugh, a time to weep
Eine Zeit zum Geborenwerden, eine Zeit zum Sterben
Eine Zeit zum Pflanzen, eine Zeit zum Ernten
Eine Zeit zum Töten, eine Zeit zum Heilen
Eine Zeit zum Lachen, eine Zeit zum Weinen
Das Leben als ewiger Kreislauf. «Es hat alles seine Zeit»
A time to build up, a time to break down
A time to dance, a time to mourn
A time to cast away stones, a time to gather stones together
Eine Zeit zum Aufbauen, eine Zeit zum Einreissen
Eine Zeit zum Tanzen, eine Zeit zum Trauern
Eine Zeit um Steine wegzuwerfen, eine Zeit um Steine einzusammeln
Die biblische Vorlage, die dazu auffordert, in seinem Leben einen Sinn zu suchen.
A time of love, a time of hate
A time of war, a time of peace
A time you may embrace, a time to refrain from embracing
Eine Zeit der Liebe, eine Zeit des Hasses
Eine Zeit des Krieges, eine Zeit des Friedens
Eine Zeit, in der du umarmen darfst, eine Zeit, auf die Umarmung zu verzichten
A time to gain, a time to lose
A time to rend, a time to sew
A time for love, a time for hate
A time for peace, I swear it’s not too late
Eine Zeit zum Gewinnen, eine Zeit zum Verlieren
Eine Zeit zum Zerreissen, eine Zeit zum Nähen
Eine Zeit für Liebe, eine Zeit für Hass
Eine Zeit für Frieden, ich schwöre, es ist nicht zu spät
Bezeichnenderweise fügt Pete Seeger am Schluss des Liedes «ich schwöre, es ist nicht zu spät» hinzu. Pete Seeger, der in seinen Songs gegen Krieg, Faschismus, Rassismus und für den Frieden gesungen hat. «Turn turn turn» im Sinn von «wende dich um, schlag eine andere Richtung ein».
Die Byrds schaffen mit ihrer gefühlvollen, rhythmischeren Version von «Turn! Turn! Turn! (To everything there is a season)» ihren zweiten grossen Hit. Er wird zu einer Hymne der Hippie-Bewegung in einer Zeit des Vietnamkriegs und des Ost-West-Konflikts. 1994 findet er Verwendung im Film «Forrest Gump».
Trotz der relativ kurzen Schaffenszeit übte die Band starken und weitreichenden Einfluss aus. Sie inspirierten unter anderem The Eagles, Tom Petty & The Heartbreakers, The Pretenders und R.E.M. 1991 wurden die Byrds in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
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Urs Musfeld alias Musi
Urs Musfeld alias MUSI, Jahrgang 1952, war während 39 Jahren Musikredaktor bei Schweizer Radio SRF (DRS 2, DRS 3, DRS Virus und SRF 3) und dabei hauptsächlich für die Sendung «Sounds!» verantwortlich. Seine Neugier für Musik ausserhalb des Mainstreams ist auch nach Beendigung der Radio-Laufbahn nicht nur Beruf, sondern Berufung.
Auf seiner Website «MUSI-C» gibt’s wöchentlich Musik entdecken ohne Scheuklappen zu entdecken: https://www.musi-c.ch/