Viel zu entdecken zwischen Hamburg und Göteborg
Hamburg, eine Kreuzfahrtschiff-Parade mit Feuerwerk, die Schären vor Göteborg: die Zeitlupe-Leserreise per Schiff hat viel zu bieten. Allen voran die fünf Tage an Bord der 220 Meter langen «Vasco da Gama».
Text: Fabian Rottmeier
Reichen fünf Tage, um die vier Unterhaltungs- und Aufenthaltsdecks an Bord zu entdecken? Eine berechtigte Frage, wenn man in Hamburg die imposante, dunkelblau-weisse «Vasco da Gama» besteigt. Fünf der zwölf Stockwerke sind mit Kabinen ausgestattet, drei dienen Maschinen, den Motoren und Lagerräumen. Auf den restlichen befinden sich Restaurants, Bars, Aussendecks, Schwimmbäder, Wellness-Anlagen – und überall hat es grosse Fenster mit Blick aufs Meer.
Vier der fünf Nächte im September 2023 verbringt die Zeitlupe-Reisegruppe auf dem Kreuzfahrtschiff, das unter portugiesischer Flagge die Welt bereist. Der Auftakt in Hamburg beginnt für Kreuzfahrt- und Lichtspiel-Fans fulminant: Am zweiten Reisetag, am Tag der Einschiffung, beginnen die «Hamburg Cruise Days». An der jährlichen Kulturveranstaltung werden die Kreuzfahrtschiffe gefeiert – mit Konzerten und Festbetrieb im Hamburger Hafen, der abends mit Scheinwerfern ganz in Blau erstrahlt. Als wäre die Hansestadt mit der weltweit bekannten Elbphilharmonie, der eindrücklichen Speicherstadt, den Shopping-Möglichkeiten in der Innenstadt und dem Treiben an der schwimmenden Anlagestelle «Landungsbrücken» nicht schon attraktiv genug. Zeit, die tolle Stadt selbst zu erkunden, bleibt am zweiten und dritten Tag genug.
Höhepunkt am dritten Reisetag ist das gleichzeitige Ablegen von mehreren schwimmenden «Riesen». Die Kreuzfahrtschiffe bilden auf der Elbe einen Konvoi, flankiert von Dutzenden Begleitschiffen. Mittendrin: die Vasca da Gama und die Zeitlupe-Reisegruppe. Dabei werden selbst die Schiffe von Scheinwerfer- und Laserlicht eingefärbt, während am Himmel ein Feuerwerk steigt. Tausende strömen ans Elbufer, um das maritime Spektakel zu verfolgen.
Auf der Vasco da Gama zeigen sich die Glanzpunkte subtiler. Etwa in Form des Feriengefühls, das sich im zweithöchsten, halboffenen Stock einstellt – von der Sonne angenehm erwärmt. Das «Lido Deck» verfügt über einen Pool, der dank Schiebedach auch im September genutzt werden kann. Ein Bistro und ein Café laden zum Verweilen ein, und die Eisdiele ist für alle Passagiere kostenlos.
Die Spa-Anlage und das Fitnesscenter befinden sich ebenfalls auf Deck 11. Letzteres wartet mit einem Geheimtipp auf: Wer sich am Aerobicbereich vorbei und auf die Reling wagt, wird mit einem grossartigen Blick belohnt: Man steht direkt über der Kapitänsbrücke, erstaunlich windgeschützt, vor sich den Bug und einen 180-Grad-Blick in Fahrtrichtung.
Es braucht jedoch nicht den Gang nach draussen, um genug «Luft» zu haben an Bord. Mit einer Belegung von maximal 1000 Passagieren – und 400 Besatzungsmitgliedern aus 32 Ländern – ist die Vasco da Gama genug geräumig, dass man sich rasch wohl fühlt. Dass das Innere des 55 Meter hohen Schiffs erst 2021 renoviert worden ist, fällt ebenso positiv auf: Statt knallig bunter Farben dominieren Gold-, Blau- und Beige-Töne. Jedes der fünf Restaurants und jede Bar hat eine eigene Raumgestaltung. Das gefällt. Stilvoll gehalten ist auch das grösste Lokal mit seiner stattlichen Saalhöhe: das Waterfront Restaurant mit 345 Plätzen. Das Viergangmenü abends lässt mehrere Auswahlmöglichkeiten zu.
Das Unterhaltungsprogramm füllt täglich zwei A4-Seiten: Bewegung morgens um 7 Uhr? Kein Problem: dank Walking mit Fitness-Trainer Frank auf dem Promenadendeck. Es gibt auch eine Jogging-Bahn, Fitness-, Gymnastik- und Tanzkurse, Beinoder Rücken-Training. Ebenso: Sprachkurse, Bingo, eine Bibliothek, ein Kino und eine Show.
Landschaftliche Höhepunkte der Reise sind die Mündung der Elbe ins Wattenmeer und die Schäreninseln vor Göteborg. Nicht selten steht auch auf den noch so kleinen Inselchen ein falunrot bemaltes Holzhäuschen. Nach der Ankunft am fünften Reisetag besteht in der zweitgrössten Stadt Schwedens tagsüber die Option, die Schärengärten per Ausflug näher zu besichtigen – oder Göteborg zu Fuss zu erkunden. So oder so nicht fehlen sollte der landesübliche Brauch der «Fika»: ein Kaffeekränzchen mit schwedischer Zimtschnecke. In Göteborgs angesagtem Haga-Viertel, das voller Boutiquen, Läden und schmucken Holzhäuser ist, lockt das Café Husaren gar mit tellergrossen «Kanelbullar»!
Am Abend zieht die Crew die beiden acht Tonnen schweren Anker wieder ein, und die Vasco da Gama legt zum Endpunkt der Cruise ab, Richtung Kiel. Darfs ein letzter Cocktail sein, begleitet von einer Live- Band? Aber an welchem der vier Konzert-Orte? Haben fünf Tage gereicht? Zum kleinen Glück auf grossem Schiff auf jeden Fall.