Die beliebteste aller Pflaumen punktet mit ihrer vielseitigen Verwertbarkeit. Von Vorspeisen über Desserts bis zu Digestifs lässt sich allerlei Leckeres aus ihr machen. Der heisse und trockene Sommer verspricht eine Rekordernte des kulinarischen Tausendsassas.
Text: Anita Lehmeier
An der Zwetschge, botanisch eine Unterart der Pflaume, gibts nur eine Sache zu bemängeln: den Namen. Beim Aussprechen der geballten Zischlaute strauchelt die Zunge, beim Schreiben verheddern sich die Finger auf der Tastatur. Woher sie ihre Zungenbrecher-Bezeichnung hat, gibt Rätsel auf. Es wird angenommen, dass sich ihr Name auf ihre Herkunft aus der Gegend um Damaskus in Syrien bezieht und sie einst als Damaszener-Pflaume Eingang in unsere Sprache fand.
Wie so vieles auf unserem Speiseplan brachten römische Legionäre die Frucht aus dem Mittelmeerraum in unsere Heimat. «Die Philologen haben mit all ihrer Weisheit noch immer nicht herausgefunden, wie das prunum damascenum der Lateiner sich in ein deutsches Zwetsche oder Zwespe hat verwandeln können», merkt das «Appetit-Lexikon» süffisant an. Ebenso ungeklärt bleibt, woher das edle Steinobst sein umgangssprachlich schlechtes Image hat, warum wir die heutige Zicke, Tussi oder Bitch einst «blöde Zwetschke» nannten oder wie ein Betrunkener als Zwätschgechopf im Mundartlexikon gelandet ist.
Mag ihr Name auch unfein sein, ihr Aussehen ist das einer Königin: Ist die matte Glasur erst wegpoliert, prunkt die Zwetschge im royal violetten Kleid, darunter verbirgt sich satter Goldglanz. Im feuchten Fruchtfleisch steckt der Mehrwert, das Plus zum Genuss: Vitamine, Spurenelemente, Fruchtzucker und sekundäre Pflanzenstoffe, zum Beispiel Anthocyane. Die wirken entzündungshemmend bei Rheuma. Für die verdauungsfördernde Wirkung sind die Ballaststoffe Pektin und Zellulose verantwortlich. Mehr als 150 Gramm Zwetschgen oder Pflaumen aufs Mal sollte man nicht futtern, egal wie köstlich sie munden, sonst droht Bauchweh oder Durchfall.
Pro Jahr und Kopf werden hierzulande 1,5 Kilo Zwetschgen verzehrt, die beliebtesten Sorten heissen Bühler und Fellenberger. Auf rund 322 Hektaren werden sie vor allem in der Nordschweiz kultiviert, meist in ökologisch wertvollen Hochstammkulturen. Essen wir viel Zwetschgen, tun wir also nicht nur uns, sondern auch der Landschaft und der Artenvielfalt einen Gefallen. Eine durchschnittliche Jahresernte beträgt rund 3560 Tonnen. Dieses Jahr dürfte sie durch die hohen Temperaturen und die Trockenheit höher ausfallen.
Wie gut, dass sich Zwetschgen so vielseitig auf den Tisch zaubern lassen: frisch geschnitten im Müesli, als Konfi aufs Brot, gemixt im Smoothie, als Kompott oder Chutney, als Wähe oder Sorbet, in Kuchen oder Aufläufen, gedörrt im Speckmantel als Amuse-Bouche, gespickt im Braten – oder destilliert als feiner Brand im Schnapsglas. Die Sommerfrucht lässt sich gut in die kalte Jahreszeit hinüberretten durch Einfrieren. Dazu den Stein entfernen, die Früchte auf ein Blech aus- legen und erst nachdem sie gefroren sind, in einen Beutel packen. So lassen sie sich besser trennen.
Rezept
Marinierte Zwetschgen mit griechischem Joghurt Glutenfrei, vegetarisch
In Fruchtsaft mit Lebkuchengewürz und Apfelmus marinierte Zwetschgen mit griechischem Joghurt sind ein schnell und einfach gemachtes bekömmliches Dessert.
Dessert für 4 Personen
2 dl Superfrüchtesaft
1 Msp. Lebkuchengewürz
200 g ungesüsstes Apfelmus
400 g Zwetschgen oder Pflaumen
360 g griechisches Joghurt nature
2 Zweige Pfefferminze
So gehts: Saft zusammen mit Lebkuchengewürz aufkochen und um ca. zwei Drittel einreduzieren lassen. Apfelmus dazugeben. Herd ausschalten. Zwetschgen halbieren, entkernen, in Schnitze schneiden und ca. 2 Minuten in der Resthitze im Saft marinieren.
Früchte mit Joghurt anrichten, Pfefferminze darüberzupfen und servieren.
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