Kein Platz in der Gesellschaft
Im Projekt «Gesichter der Erinnerung» informieren Betroffene und Fachleute über Fremdplatzierungen und fürsorgerische Zwangsmassnahmen in der Schweiz.
Stell Dir vor, es geschieht Unrecht, und fast alle schweigen – dieser Satz steht auf der Startseite von gesichter-der-erinnerung.ch. Die Internetseite will ein wichtiges Stück Schweizer Sozialgeschichte beleuchten, das bis heute nachwirkt: fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen.
Betroffen sind mehrere Hunderttausend Menschen in der ganzen Schweiz, denn fürsorgerische Zwangsmassnahmen gab es bis vor wenigen Jahren. Für die Aktion sprechen 32 von ihnen über ihre Erfahrungen und geben der Geschichte ein Gesicht. Die Geschehnisse werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, multimedial aufbereitet und in den historischen Zusammenhang gestellt.
Für Interessierte und Betroffene bietet die Seite Videos, Bilder und Texte über verschiedene Tehmen wie Entwurzelung und Einsamkeit, Ausbildung und Beruf, gesundheitliche Folgen oder Gewalt und Missbrauch. Welche Fürsorgemassnahmen gab es, wer setzte sie wie um? Wie haben Betroffene sie erlebt und welche Folgen haben sie bis heute für sie und ihre Angehörigen?
Aktuell verzeichnet eine Karte über 10‘000 Einrichtungen, Heime und «Anstalten», in denen Menschen versorgt wurden, denen damals kein Platz in der Gesellschaft zustand. Betroffene finden Links zur Suche nach Informationen zur eigenen Lebensgeschichte oder zur Geschichte von Angehörigen und zu Anlaufstellen, Organisationen und Vereinen, die Unterstützung bieten.
Staatsarchive, Museen und Bibliotheken führen Veranstaltungen mit Betroffenen und Projektbeteiligten durch. Die nächsten finden am 9. Dezember im Rätischen Museum in Chur und am 30. März 2023 im Staatsarchiv Schaffhausen statt.