Vor der Haustür erstarrt die Natur in der Winterkälte. In Flaschengärten aber gedeiht sie weiter. Solche Mini-Naturlandschaften sind faszinierend und hübsch.
Das Weltgeschehen ist oft dermassen kompliziert, dass man darüber verzweifeln könnte. Entsprechend dankbar sind wir für alles, was komplexe Themen leicht (be-)greifbar macht. Nehmen wir beispielsweise das Ökosystem. Welche Faktoren spielen darin ineinander? Der Blick in einen Flaschengarten liefert Antworten, die sogar Kinder verstehen.
In Flaschengärten wird die Welt sozusagen geschrumpft. Man baut in gläsernen Behältern kleine Landschaften aus Steinen, Substraten und geeigneten Pflanzen und Mikroorganismen nach – und begründet damit ein Ökosystem, in dem Pflanzen ohne unser Zutun gedeihen. Das Zusammenspiel von Sonnenlicht (aussen) und Wasser (innen) genügt, um diese gesund zu halten. Das anfangs eingefüllte Wasser verdunstet, schlägt sich an den Innenwänden wieder nieder und tröpfelt zu Boden. Überdies filtern die Pflanzen – während der Photosynthese – Kohlendioxid aus der Luft und geben Sauerstoff ab. Im Behälter entstehen dadurch Nährstoffe und Gase, die ideal sind für die grünen Bewohnerinnen.
Ältester Flaschengarten gedeiht seit 60 Jahren
Wie perfekt dieser Kreislauf funktioniert, beweist der wahrscheinlich berühmteste Flaschengarten der Welt, jener des Briten David Latimer. Dieser legte seinen versiegelten Flaschengarten in den 1960ern an, öffnete ihn einzig in den Siebzigern, um etwas Wasser nachzufüllen. Seither blieb sein Reich verschlossen und blüht noch immer prächtig.
Erfinder der gläsernen Paradiese ist übrigens ein anderer Brite, der Arzt Nathaniel Ward. Dieser schuf Mitte des 19. Jahrhunderts den so genannten «Wardschen Kasten», den Prototypen aller gläserner Mini-Gewächshäuser. Darin überstanden Exotinnen lange Reisen über Meere und Handelswege – und konnten dank dem «Wardschen Kasten» zu Weltkarrieren starten.
Der moderne Flaschengarten wird auch als Terrarium oder Florarium bezeichnet. Mal wird er in offenen Glasbehältern, mal in geschlossenen Glasgefässen (Hermetosphäre) untergebracht. Letztere sind wie beschrieben autokratisch. Selbst herkömmliche Flaschen lassen sich dafür verwenden. Idealerweise sind die Behälter grösser, bauchig und mit einem Korkverschluss ausgestattet. Flaschentaugliches Grün sind Pflanzen, die warmes, feuchtes Klima lieben, etwa Orchideen, Zierpfeffer, Zebrakraut, Torfmoose oder kleinwüchsige Farne. Kakteen und Sukkulenten kommen ebenfalls in Frage. Für letztere sollte man offene Gefässe verwenden.
Orchideen sind ideal
Falls Sie sich selbst einen Flaschengarten einrichten wollen: Im Buchhandel finden sich zuhauf Anleitungen, so etwa der Ratgeber «Pflanzen im Terrarium» des Schweizer Biologen Beat Akeret (Preis: 55.90 Franken). Das Schweizer Unternehmen greenbubble.ch verkauft sogar fixfertige Naturwelten in Gläsern (ab 60 Franken) – oder das dafür erforderliche Zubehör.
Idealerweise weist man Flaschengärten einen hellen Standplatz ohne direkte Sonneneinstrahlung zu – möglichst im Blickfeld, damit man die Vorgänge des Mini-Ökosystems beobachten kann. Es lohnt sich!
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