Therese Fuchs war jahrelang Nanny und Haushälterin in DJ Bobos Familie. Seit 30 Jahren kümmert sie sich um die Garderobe des Popstars und dessen Ensemble. Ihre grössten Helfer: eine Waschmaschine, Geruchsneutralisierer und frische Luft.
Text: Fabian Rottmeier, Foto: Monique Wittwer
Auch im Musikgeschäft gilt: Für den Erfolg fliesst viel Schweiss. Ebenso für die Shows von DJ Bobo, dem weltberühmten Aargauer Popmusiker. Seit dreissig Jahren landen alle verschwitzten Kostüme, Frotteetücher und Sportkleider bei Therese Fuchs. Weil der nächste Auftritt oft am Folgetag ansteht, kämpft die Garderobiere häufig gegen die Zeit an – und gegen den Geruch, den Bakterien im Schweiss verursachen.
Viele der glitzernden und glänzenden Bühnenkleider im Ensemble bestehen aus Materialien, die keine Waschmaschine vertragen. Das Rezept der 68-Jährigen: mit dem Geruchsneutralisierer einsprühen und an die frische Luft hängen. Schönes Wetter vereinfacht ihre Arbeit ebenfalls. Es habe auch schon Kunstlederjacken gegeben, sagt sie, die an gewissen Stellen vor Schweiss steif geworden seien. Hie und da spritzt sie Problemfälle mithilfe ihres Assistenten (Ehemann Hans) per Wasserschlauch ab. Auf Tournee steht sie jeweils morgens um 7 Uhr in der Halle, installiert ihre mobile Waschmaschine und ihren Tumbler – und wäscht alle nassen Kleider des Vorabends.
Gesucht: Wohnung inklusive Waschservice
DJ Bobo hat vor wenigen Tagen in der Europa-Park-Arena seine 30-Jahr-Jubiläumstournee lanciert. Therese Fuchs war schon 1993 bei der ersten Konzertreihe in der Schweiz mit dabei – im Jahr, als mit der Single «Somebody Dance With Me» der Durchbruch gelang. René Baumann alias DJ Bobo hatte bei ihr ein Jahr zuvor in ihrem Egolzwiler Bauernhaus eine Wohnung gemietet – mit dem Wunsch, dass sie ihm gegen Entlöhnung alle Kleider wasche und zur Wohnung schaue. Etwas, das sie noch heute zusammen mit ihrem Mann erledigt. Therese Fuchs kannte den Popkünstler damals noch nicht. Ihre Tochter Nadine schon. Pünktlich, als DJ Bobo die Wohnung besichtigte, kam das Mädchen mit vorgetäuschtem Bauchweh von der Schule heim.
Therese Fuchs war zuverlässig. DJ Bobo kam nach einem Auftritt oft spät nach Hause, doch bis zum nächsten Morgen waren seine Kleider für den nächsten Gig gewaschen und getrocknet. Bald bot er ihr an, für ihn als Garderobiere zu arbeiten. «Zu Beginn war ich verlegen, wenn wir uns begegneten», sagt sie. Es habe eine Weile gedauert, bis sie sich traute, ihm auch mal zu widersprechen. Mittlerweile steht sie längst nicht nur dem Popstar nahe: Über viele Jahre hat die je zweifache Mutter und Grossmutter seine Kinder regelmässig bekocht und betreut. Das ganze Bobo-Team sei wie eine einzige grosse Familie. Die Luzernerin schwärmt vom Zusammenhalt.
DJ Bobo kreiert für jede Tournee eine andere Show-Welt. Mal mit Piraten, dann mit Vampiren – oder als Zirkus. Auch Therese Fuchs schätzt die Vielseitigkeit ihrer Rollen: Sie wäscht, näht, flickt, hört sich auch mal Kummer und Sorgen an – und sortiert. Denn jedes Showmitglied hat am Bühnenrand einen Kleiderständer und Therese Fuchs bereitet während des Konzertes immer das nächste Outfit vor. Oft bleibt zum Umziehen nur eine Minute Zeit.
Ein Stopp beim Ambulanzwagen muss sein
Auf Tournee nimmt sie sich stets einen Moment Zeit, um die leeren Hallen auf sich wirken zu lassen. Ebenfalls ein kleines Ritual: ein Stopp beim Ambulanzwagen. Wenn sie von ihrer Vergangenheit als erster Ambulanzfahrerin im Kanton Luzern erzählt, darf sie auch meistens die Einrichtung anschauen. 20 Jahre lang bretterte sie im Ernstfall für das Kantonsspital Sursee mit Vollgas durch die Strassen. Sie hat den Nervenkitzel geliebt. Brenzlig sei es nie geworden am Steuer, sagt sie.
Traumatisiert hat sie ein anderes Ereignis – auf der Hamburger Autobahn. Noch heute erinnert sie sich an das Klirren der Fenster, als im Mai 2019 ein Tourbus mit ihr und drei Catering-Mitarbeitenden an Bord verunfallte. Therese Fuchs wurde aus dem Schlaf gerissen und durch den Gang geschleudert: Der rechte Oberarm brach, die rechte Schulter zersplitterte. Ihr geprellter Rücken verfärbte sich von oben bis unten weinrot. Einen Bus hat sie seither nie wieder bestiegen. Am Unfalltag entliess sie sich aus dem Spital, sass am Abend in der Halle und erlebte, wie sich 16’000 Fans für sie erhoben. Sie zitterte und weinte – vor Schmerz, Schock und Rührung.
Danach einen Schlussstrich zu ziehen, kam für Therese Fuchs nie in Frage. So lange ihre Gesundheit es noch zulasse, mache sie weiter. Geld und Zeit spiele dabei keine Rolle. Ob im Ambulanzwagen oder hinter dem Bühnenvorhang: Die Altishoferin braucht etwas Action – auch mit 68: Beim Treffen wuselt ihr zweijähriges Pflegekind durch die Wohnung.
DJ Bobos Konzerte in der Schweiz: 2. Juni in Bern, 3. Juni in Zürich. Infos und Tickets: djbobo.ch
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