Kompass kommunale Alterspolitik: Was kompliziert klingt, vereinfacht Gemeinden die Zukunftsplanung. Dadurch werden Gemeindebehörden für die Bedürfnisse ihrer älteren Bevölkerung sensibilisiert.
Die Gemeinde Münchwilen liegt im Kanton Thurgau und zählt knapp 5000 Einwohnerinnen und Einwohner. Sie ist eine Gemeinde wie viele andere in der Schweiz. Auch in Münchwilen nimmt der Anteil der älteren Bevölkerung zu. Damit verändern sich die Ansprüche der älteren Bevölkerung. Um die Weichen für eine positive Entwicklung stellen zu können, haben der Gemeinderat von Münchwilen sowie weitere vier Gemeinden entschieden, beim Pilotprojekt «Kompass kommunale Alterspolitik» der Hochschule Luzern (HSLU) und Pro Senectute mitzumachen und in die eigene Weiterentwicklung und Attraktivität zu investieren.
Anwendbar in der gesamten Schweiz
Die Hochschule Luzern hat den «alterspolitischen Kompass» entwickelt und erforscht. Er wurde während zwei Jahren eingesetzt und getestet. Das Tool besteht aus einem Prozessmodell und mehreren Analysewerkzeugen. Damit werden verschiedene Bereiche der Alterspolitik – zum Beispiel «Wohnen oder Finanzen» – untersucht, um Erkenntnisse für die zukünftige Alterspolitik der Gemeinde zu gewinnen. Im Prozess gelangen mehrere Vorgehensweisen und Hilfsmittel zum Einsatz – so auch eine Bestandesaufnahme mit verschiedenen Interessengruppen sowie eine Befragung der Seniorinnen und Senioren zur Altersfreundlichkeit der Gemeinde.
Die Sensibilisierung steigt
Die Rückmeldungen aus den fünf Pilot-Gemeinden nach Abschluss des Pilotprojekts fielen erwartungsgemäss unterschiedlich aus, doch liessen sich auch gewisse Gemeinsamkeiten feststellen. So waren sich alle einig, dass in der Verwaltung bei altersspezifischen Themen zwingend ressortübergreifend gearbeitet werden muss. Das Alter ist ein Querschnittsthema, das alle Bereiche einer Gemeinde betrifft.
Bei allen Pilotgemeinden führte die Involvierung der Bevölkerung zu einem grösseren Verständnis seitens Behörden für deren Bedürfnisse. Und es zeigte sich: Gewisse Angebote und Infrastrukturen standen schon zur Verfügung, die Gemeinden mussten sie lediglich neu beleben oder baulich optimieren.
Sichtbar wurde auch, dass mit zunehmendem Alter die Bereitschaft stark abnimmt, die Wohngemeinde zu wechseln. Und wer die Wohnlage wechselt, zieht am ehesten in Richtung Zentrum. Ein Umzug findet meist nur dann statt, wenn die künftige Wohnung nicht teurer ist als die alte Wohnsituation.
Im Schnitt weichen die verfügbare Wohnfläche und die effektiv bewohnte Fläche stark voneinander ab. Dies lässt den Schluss zu, dass die Wohnfläche mit zunehmender Fragilität und steigendem Alter tendenziell zu gross wird, was weitere Herausforderungen bedeuten kann.
Hauptstrasse als Attraktion
Die grosse und überraschende Erkenntnis der Behörden in Münchwilen: Die stark befahrende Hauptstrasse, die das Dorf trennt und nicht wirklich zu den Sehenswürdigkeiten zählt, ist gerade für die ältere Bevölkerung von grosser Wichtigkeit, da sie eine zentrale Pulsader für das gesellschaftliche Dorfleben darstellt.
Das Projekt kurz und bündig
Der Kompass kommunale Alterspolitik wurde gemeinsam mit der Hochschule Luzern (HSLU), der Hauptumsetzungspartnerin Pro Senectute Schweiz mit vier kantonalen Pro Senectute Organisationen (TG, ZG, OW und SZ) sowie mit fünf Modell- und Pilotgemeinden entwickelt (Gemeinde Münchwilen, Gemeinde Kerns, Einwohnergemeinde Sarnen, Gemeinde Schwyz, Gemeinde Cham). Dabei gliederte sich der Forschungs- und Entwicklungsprozess in drei Phasen: (1) Entwicklung der «Toolbox Analyseinstrumente», (2) Anwendung der Instrumente mit den Modell- gemeinden sowie (3) Konsolidierung des Prozessmodells und der Instrumente. Nach Projektabschluss stehen nun ein in der Praxis getestetes Prozessmodell und ein Set von sechs Tools, der «Kompass kommunale Alterspolitik» zur Verfügung, das Pro Senectute in weiteren Gemeinden einsetzen möchte.
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