Waschtag 1930 in Wilderswil BE unter freiem Himmel: Was heute dank Maschine auf Knopfdruck klappt, war damals bei den Grosseltern von Heinz von Allmen aus Spiez Schwerarbeit.
Unter der Woche wusch man Unterwäsche, Socken und Pullover im Waschbecken. Leintücher, Frotteewäsche, Tischtücher, Kissen- und Deckenanzüge, aber auch Hemden und Hosen kamen einmal im Monat an die Reihe. Vor neunzig Jahren war diese grosse Kochwäsche eine mühsame Angelegenheit. Sie dauerte den ganzen Tag und fand bei meinen Grosseltern draussen vor dem Haus statt.
Bereits am Vorabend wurde die Wäsche eingelegt. Noch vor dem Frühstück feuerte mein Grossvater den Waschhafen ein. Grossmutter, Mutter und ihre Schwägerin hatten alle Hände voll zu tun. Grossmutter, die der Kamera den Rücken zuwendet, hatte offenbar nicht einmal Zeit, sich für das Foto umzudrehen … Weil die Frauen beschäftigt waren, begnügten wir uns am Waschtag jeweils mit einem einfachen Suppen-Zimttag.
Das Foto zeigt die verschiedenen Bottiche für die einzelnen Waschgänge. Auf dem Waschbrett bearbeiteten die Wäscherinnen die Textilien mit Seife. Im grossen Waschhafen erhitzte man das Wasser mit Holz. Die Frauen arbeiteten mit keulenförmigen Hölzern.
In der Stadt – ich wuchs in Thun auf – war man zur gleichen Zeit moderner. Wir hatten bereits eine Waschküche und eine einfache Vorwaschmaschine: einen Bottich mit einem sich hin und her drehenden Holzkreuz in der Mitte, das die Wäsche bewegte. Später kamen erste elektrische Zentrifugen zum Auswinden auf.
Der Blick zurück zeigt mir: Was heute dank Waschautomat und Tumbler ganz bequem und nebenbei erledigt wird, war in meinen Jugendjahren ein Kraftakt für die ganze Familie. ❋
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