Die Mutter hielt Peter Wiedmers Ritt auf dem Säuli fotografisch fest. Aus dem Lausbuben wurde später der langjährige Gemeindeschreiber von Erlenbach im Simmental.
Erlenbach im Simmental, wo ich aufwuchs, ist bis heute ein «richtiges Dorf». Als Kinder genossen wir dort viele Freiheiten. Kaum ein Streich, den wir Buben nicht ausprobierten…
Dass wir daheim auch helfen mussten, war selbstverständlich. Im Sommer fuhr meine Mutter oft mit dem Velo und mir auf dem Gepäckträger in den Nachbarort Därstetten, um meinen Onkel auf dem Bauernhof zu unterstützen. Besonders beim Heuen waren helfende Hände willkommen.
Onkel Hans besass bereits eine benzinbetriebene Mähmaschine, die mich faszinierte. Die Maschine wie auch der Heuwagen wurden noch von Pferden gezogen. Meine Aufgabe war es, im tragbaren «Bremen-Kessel» mit Feuer und morschem Holz möglichst viel Rauch zu erzeugen, der die riesigen Insekten von den Pferden fernhielt. Auch für den Nachschub an Zuckerwasser mit einem Schuss Schnaps zur Abkühlung war ich zuständig.
Das Bild mit dem Säuli knipste meine Mutter 1947 oder 1948. Ob dieser Ritt heute noch als tiergerecht gälte? Mir scheint, dem Tier war das frische grüne Gras wichtiger als sein Reiter. Erinnerungen wie dieses Foto und Geschichten von früher interessieren mich mehr, je älter ich werde. Heute bedauere ich, nicht mehr gefragt und notiert zu haben.
In der Corona-Zeit musste ich oft an unsere Familiengeschichte denken. Mein Grossvater starb 1918 an der Spanischen Grippe und hinterliess meine Grossmutter in Erwartung mit dem sechsten Kind. Sie führte den Hof weiter, damals ganz ohne staatliche Unterstützung. Dies habe ich kürzlich für meine Enkel aufgeschrieben. Ich möchte ihnen zeigen, dass es damals wie heute in schwierigen Zeiten gelingt, mit positivem Denken und grossem Einsatz eine lebenswerte Zukunft aufzubauen.
Aufgezeichnet von Annegret Honegger
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