Durch dick und dünn gehen

Laut einer Studie begleiten uns im Schnitt vier Menschen eng und acht etwas loser durchs Leben. Diese Freundschaften halten oft ewig, überstehen Höhen und Tiefen unbeschadet. Bei mir ist es ähnlich, und ich möchte meine Lebensmenschen nicht missen. Kennengelernt habe ich sie meist als Kind, in der Studienzeit, im Beruf oder privat. Bei ihnen kann ich so sein, wie ich bin. Wir stehen uns bei, sind uns vertraut und nahe, selbst wenn wir uns über längere Zeit weder gesehen noch gehört haben.

Wie viele sehr gute Freundinnen oder Freunde haben Sie? Menschen also, die mit Ihnen durch dick und dünn gehen, mit denen Sie lachen, scherzen und weinen können? Und die zu jeder Tages- und Nachtzeit für Sie da sind, auch wenn es Ihnen schlecht geht oder Sie Hilfe benötigen?

Was Freundschaften ausmacht, weshalb sie oft beständiger sind als Liebesbeziehungen und warum ältere Menschen im Schnitt weniger Freundinnen und Freunde haben als junge, das lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe. Darin lernen Sie ausserdem drei Paare kennen, die gegenseitig beschreiben, warum sie so eng miteinander befreundet sind und weshalb diese Beziehung für sie etwas Aussergewöhnliches ist.

Einer, der sich in Beziehungen – meist kriselnden – besonders gut auskennt, ist der Paartherapeut Klaus Heer. Im Interview zieht der 80-Jährige Bilanz über die Beziehungsprobleme der Schweizerinnen und Schweizer, über seine eigenen gescheiterten Ehen und über seine streng katholische Erziehung, von der er sich erst einmal freistrampeln musste. Er erklärt überdies, weshalb man Liebe und Glück nicht gleichsetzen sollte.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Marianne Noser, Chefredaktorin