Fischer, Biologinnen und Chefköche wissen es genau und könnten stundenlang erzählen: Felchen sind hochinteressante Tiere. Für alle anderen hier die spannendsten Fakten über diesen vielseitigen Fisch.
Text: Anita Lehmeier
Ihre Vielfältigkeit fängt bereits beim Namen an – schon hier ist die Felche rekordverdächtig. Sie heisst je nach Region Albeli, Albock, Ballen, Balchen, Blalig, Bondelle, Brienzling, Brotfisch, Gangfisch, Schnäpel oder Kropfer. Und in Österreich nennt man den eleganten, silbrigen Speisefisch Renke oder Reinanke, in Norddeutschland Maräne.
Aus dem hohen, kalten Norden sind Felchen am Ende der letzten Eiszeit zu uns eingewandert, als der kilometerdicke Eispanzer über Europa schmolz. Die schwimmenden Immigranten fanden in den neu entstandenen Seen und Flüssen ideale Lebensbedingungen, vermehrten sich prächtig und wurden wahre Meister der Anpassung. Die Schwarmfische fühlen sich überall im Nass wohl, von der Uferzone bis zum Grund von Flüssen und Seen. Sie werden 40 bis 60 Zentimeter lang, Fischer berichten aber auch von Exemplaren von einem Meter Länge und zehn Kilo Gewicht. Felchen laichen zu jeder Jahreszeit, je nach Art zwischen ein bis 250 Meter tief. Sie fressen alles, was im See kreucht und fleucht: Larven, Flöhe, Krebse, Würmer und ebenso gern kleinere Fische.
Bemerkenswert ist auch ihr kulinarischer Wert: Seit dem Mittelalter gehören Felchen zum Genussschatz unseres Landes, sie waren schon immer begehrte Delikatessen. Fürstenhöfe und Klöster liessen sich Steuern, den legendären Zehnten, in Form der Silberfische entgelten. Wie alle aus der Familie der Salmoniden (Lachsartige) haben sie die typische Fettflosse und wohlschmeckendes, zartes Fleisch. Weil ihre Schuppen recht grob sind, wird die Haut vor dem Verzehr meist entfernt.Neben der Vielfalt der Namen ist auch die Vielfalt der Arten verblüffend: aktuell sind es hierzulande über zwei Dutzend. Neun sind allein in den letzten sechzig Jahren ausgestorben. Fachleute schätzen, dass ein Dutzend Arten noch nicht einmal offiziell benannt sind. In jedem unserer 17 Voralpenseen sind mehrere Arten daheim, bis zu sechs pro See.
«Die Felchen sind Botschafter für Artenvielfalt, ja für die ganze Biodiversität», sagt Roberto Zanetti, Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbandes. Aber ausgerechnet dieser anpassungsfähige Fisch ist Opfer der sich verschlechternden Lebensbedingungen im Wasser. «Die Zahlen müssen uns zu denken geben.» Lange Zeit machten Felchen rund die Hälfte des gesamten Fischfanges in der Schweiz aus, in den Neunzigerjahren wurden noch 1500 Tonnen Felchen gefangen, 2019 waren es noch 486 Tonnen – von total 1400 Tonnen heimischen Wildfischen und 80’000 Tonnen importierten Fischen und Meeresfrüchten.
Unsere Seen erscheinen uns Zweibeinern idyllisch, aber das täuscht. Verbaute Ufer, chemische Verschmutzung, Sauerstoffmangel und Temperaturanstieg (in sechzig Jahren rund drei Grad!) machen den kälteliebenden Felchen schwer zu schaffen. Aus diesem guten Grund war die Felche letztes Jahr der Fisch des Jahres. Den Titel hat sie für 2023 an den Hecht abgetreten. Auch über diesen Räuber gäbe es viel zu erzählen. Ein andermal!
Süsswasserfisch mit einem gewissen Extra: Mit Safran, Honig und Lorbeer in Wein weich geschmorte Schalotten begleiten Felchenfilets perfekt.
Hauptgericht für 4 Personen
8 Schalotten
1 EL Rapsöl
0,5 dl Weisswein
1 Briefchen Safran
1 EL Honig
2 Lorbeerblätter
2 dl Gemüsebouillon
700 g Felchenfilets
Salz & Pfeffer
3 EL HOLL-Rapsöl
So gehts
Schalotten halbieren. Im Öl einige Minuten dünsten. Mit Wein ablöschen. Safran, Honig und Lorbeerblätter beigeben. Bouillon dazugiessen. Schalotten zugedeckt 10–15 Minuten weich schmoren.
Fischfilets trocken tupfen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Filets in einer beschichteten Bratpfanne im Öl bei mittlerer Hitze zuerst auf der Hautseite 2 Minuten braten, vorsichtig wenden und noch ca. 1 Minute fertig braten. Filets anrichten. Schalotten darüber verteilen.
Zubereitung ca. 25 Minuten
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