Am siebten Tage, nach getaner Arbeit, ruhte Gott und sah, dass es gut war. Eine Kleinigkeit fehlte ihm aber noch, das i-Tüpfchen auf seine Schöpfung. So erfand er am Sonntag noch schnell die Linse.
Text: Anita Lehmeier
So steht das natürlich nicht in der Bibel. Dabei sind Linsen mit ihren positiven Eigenschaften und wertvollen Inhaltsstoffen tatsächlich ein Gottesgeschenk. Kein Nahrungsmittel – ausser Brot – wird denn auch in der Bibel so oft erwähnt wie Linsen. Das fängt schon in der Genesis an: Dort wird geschildert, wie Esau sein Erstgeburtsrecht an seinen Bruder Jakob weitergab – im Tausch für ein Linsengericht! Adam ass nach Abels Tod Linsen, auch beim Trauermahl für Abraham kamen Linsen auf den Tisch.
Tatsächlich gehören die kleinen, runden Samen der Linsen-Pflanze zu den ältesten Nahrungsmitteln der Menschheit, schon in der Steinzeit wussten unsere Vorfahren um deren Nährwert. Im Alten Ägypten waren sie das -Grundnahrungsmittel, auch die Griechen und -Römer der Antike wussten sie zu schätzen – wenn auch als Arme-Leute-Essen. In Indien ist sie bis heute für viele Familien das «tägliche Brot», auf dem Subkontinent werden jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen von über 50 Sorten angebaut. Nur Kanada produziert weltweit noch mehr, den Grossteil für den Export. Linsen sind wie alle Hülsenfrüchte wahre Weltmeisterinnen in Sachen Haltbarkeit. Trocken gelagert, bleiben sie über Jahre hinweg essbar. Der ultimative «Genuss»-Test: Jene Exemplare, die beim Einweichen an der Wasseroberfläche schwimmen, haben schon bessere Zeiten gesehen … also abschöpfen und in den Kompost damit!
Für Vegetarier und Veganerinnen sind Linsen – wie alle Hülsenfrüchte, die botanisch ja Gemüse sind – eine wertvolle -Proteinquelle. Mit rund 23 Gramm Eiweiss pro 100 Gramm liefern sie teilweise sogar mehr Protein als viele Lebensmittel tierischer Herkunft. Ihr hoher Gehalt an Eisen, Zink und Kupfer sowie Vitaminen und Aminosäuren versorgt uns mit wichtigen Mineralstoffen. Mit nur 1,5 Gramm Fett sind sie sehr -figurfreundlich.
Sie haben zudem einen sehr niedrigen glykämischen Index und stabilisieren den Blutzucker in solch grossem Ausmass, dass das Sättigungsgefühl lange anhält. Nur wer an Gicht oder entzündlichen Gelenkproblemen leidet, sollte Linsen mit Vorsicht geniessen. Ihnen empfiehlt der Heilpraktiker Alfred Vogel als altes Hausmittel aber das «Linsen-Wühlen»: Man taucht die Hände in eine Schüssel trockener Linsen und bewegt sie darin. Das fühlt sich gut an, hält beweglich und kühlt heisse Fingergelenke.
Ins Reich des Aberglaubens gehört wohl eine letzte gute Eigenschaft, die man der Linse nachsagt: Sie mache reich. Ein alter Neujahrsbrauch besagt, je mehr Linsensuppe man am 1. Januar esse, desto grösser werde der Geldsegen im neuen Jahr. Ein Versuch ists vielleicht doch wert.
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