Sie ist das erfolgreichste Gemüse der Welt. Jährlich werden 170 Millionen Tonnen weltweit geerntet. Und eigentlich ist die Tomate gar kein Gemüse, sondern eine Beere. Und auch das nicht lupenrein.
Text: Gaby Labhart
Die Tomate gehört zu den Nachtschattengewächsen, ist mit Kartoffeln, Paprika, Tollkirsche und Tabak verwandt. Rot, rund, geschmackslos und dauerhaltbar:
Dafür, dass aus Tomaten eine Art Tennisball wurde, sorgt die Mechanisierung der Landwirtschaft. Ab Ende des 19. bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderten sich die Produktions- und Wirtschaftsmethoden in den Industriestaaten radikal. Speziell nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden viele Sorten. Geschätzt wird, dass seit 1900 fünfundsiebzig Prozent der Kulturpflanzen verloren gegangen sind. Und die Erfahrung zeigt; wenn eine Sorte weg ist, ist sie weg.
Genug gejammert! Denn seit gut zwei Jahrzehnten hat sich das Tomatenangebot langsam verändert. Sie heissen Berner Rose, Cuore di bue, Green Zebra, Dattelwein oder German Gold, sind klein wie eine Kirsche oder fast so gross wie ein Ochsenherz, sind violett, purpur, rot, goldgelb, hellgelb. Gut sechzig Sorten Tomaten aller Grössen und Couleur sind mittlerweile wieder im Handel erhältlich, auf Wochenmärkten, in Bio- oder Hofläden direkt bei den Bäuerinnen und, Freude herrscht, mittlerweile auch in den Regalen der Grossverteiler.
Reise um den Erdball
Man tut ja so einiges, um die Investoren bei Laune zu halten. Das ist heute genauso wie vor fünfhundert Jahren, als der Eroberer Hernán Cortés der spanischen Krone eine interessante exotische Frucht schicken liess, die bei den Azteken «xitomati» hiess. Und die im Übrigen wenig mit der Art Tomaten zu tun hatte, die wir heute kennen. Ein eher beeriges Tomätchen, mal grüngelb, mal ganz grün, war das damals. Einmal in Europa, gingen die Tomaten schon bald wieder auf Reisen. Die Portugiesen verbreiteten sie in ihren asiatischen Besitzungen wie den Philippinen und begannen, sie dort ebenfalls zu kultivieren. Und nach Indien wars dann auch nicht mehr so weit. In nur einem Jahrzehnt war das aztekische Früchtchen über den gesamten Erdball verbreitet. Globalisierung avant la lettre.
In Neapel wurde sie erstmals als «Pomo d’oro» bezeichnet – als goldener Apfel und als Nachtschattengewächs klassifiziert. Was nicht ganz richtig ist. Verwandt ja, aber eine eigene Art. So weit waren wir damals um ca. 1550 aber noch nicht. Worauf die nachtschattene Tomate subito als giftig galt. Und als Zierpflanze und Dekora- tion zum Einsatz kam.
Der Paradiesapfel, in Österreich heisst die Tomate Paradeiser, galt dafür schon bald als Aphrodisiakum, was Unsinn ist. Gesund ist die rote Frucht vor allem wegen ihres hohen Lycopin-Gehalts. Lycopin ist ein hitzebeständiges Carotinoid, zählt zu den Antioxidantien und kann freie Radikale im menschlichen Körper unschädlich machen. Aus diesem Grund sind Tomaten bestens geeignet, um koronaren Herzkrankheiten vorzubeugen. Aber: Die Forschung hat festgestellt, dass Tomaten den Harnsäurespiegel erhöhen – und zwar im gleichen Masse wie Fisch, rotes Fleisch oder Alkohol. Und unglücklicherweise ist Harnsäure der Stoff, der Gichtanfälle provoziert. Es würde pro Tag etwa drei Kilo über einen längeren Zeitraum brauchen, bis sich Wirkung zeigt.
Ob gesund oder ungesund: Entspannung ist so oder so angesagt, weil Tomaten zu achtzig Prozent aus Wasser bestehen.
Kleine Mahlzeit für 4 Personen 1 rechteckig ausgewallter Blätterteig
4 Zweige Thymian
250 g Ricotta
1 EL Meerrettichpaste
Salz
700 g verschiedenfarbige Tomaten, z.B. hellgrüne, gelbe, orange, rote, rotgrüne
Kresse zum Servieren
So geht’s Backofen auf 220 °C vorheizen. Teig ausrollen. Für den Rand Teig den Seiten entlang im Abstand von ca. 1 cm mit einem Messer einritzen, aber nicht durchschneiden. Teigboden mit einer Gabel einstechen. In der Ofenmitte ca. 12 Minuten backen. Herausneh- men und auskühlen lassen.
Thymianblättchen von den Stielen zupfen. Zum Ricotta geben und alles mit dem Meerrettich cremig rühren. Mit Salz abschmecken. Meerrettich-Ricotta-Creme auf den Teigboden verteilen. Tomaten in Scheiben schneiden und auf dem Ricotta verteilen. Kresse darüberstreuen.
Zubereitung: ca. 30 Minuten Backen: ca. 12 Minuten, Auskühlen lassen Gesamtdauer: rund 1 Stunde.
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