Klettersport ist keineswegs nur etwas für die Jungen. Pro Senectute Valais-Wallis veranstaltet seit zwei Jahren erfolgreich Kletter- und Boulderkurse für Einsteiger und Einsteigerinnen. Während man beim Bouldern nicht weit und weich fällt, geht es in der Kletterhalle gut gesichert an die Decke.
Text: Annegret Honegger
Himalaya, Mera Peak, 6476 Meter über Meer – so hoch hinaus wollen Stefan und Kurt. Im Herbst er- klimmen sie mit einer Gruppe den höchsten Trekkinggipfel in Nepal. Ideal also, dass sie im Boulder- und Kletterkurs von Pro Senectute Wallis etwas üben können.
In der Vertic-Halle in Baltschieder fangen sie erst einmal ganz unten an. Romaine Leiggener lehrt hier Einsteigerinnen und Einsteiger die Grundlagen. Ihre Kurse sind beliebt und zeigen, was Eingeweihte längst wissen: Klettern ist keineswegs ein Sport nur für Junge. Im Gegenteil, erklärt die Kletterlehrerin: «Beim Klettern in der Halle hängt man sicher am Seil. Schläge und Stürze gibt es nicht, da das Seil dynamisch abfedert. Es tut Körper und Geist gut – Spass und soziale Kontakte natürlich inklusive.»
In der Kletterhalle an der Rhone trainieren an diesem Nachmittag Kinder und Erwachsene, Jung und Alt. Romaine Leiggener stimmt ihre vier Teilnehmenden spielerisch ein und lässt Bälle mit verschiedenen Vorgaben kreisen. Einer geht im Uhrzeigersinn von Hand zu Hand, ein zweiter im Gegenuhrzeigersinn von Fuss zu Fuss, ein dritter fliegt kreuz und quer. Und wer den vierten fängt, steht bis zum nächsten Ball- kontakt auf einem Bein.
An den Wänden mit den farbigen Boulder-Griffen wird die Fuss- und Greiftechnik repetiert. Wer hier stürzt, fällt nicht tief und landet auf weichen Matten. Ziel ist ein möglichst minimaler Krafteinsatz: «Haltet euch so fest, als ob ihr einen kleinen Vogel in der Hand hättet.» Neulinge, erklärt die Kursleiterin, klammerten sich oft viel zu stark an die Griffe, sodass Arm- und Fingermuskeln rasch ermüden. Sie zeigt vor, wie viel müheloser man sich nach oben schiebt, wenn man die Hüfte und damit den Körperschwerpunkt näher zur Wand bringt und aus einer Art Froschhaltung heraus die Kraft der Beine nutzt. Wer Kraft spart, klettert leichter und länger.
Gut aufgewärmt geht es, nun mit Klettergurt und Kletterfinken, in der grossen Halle in Zweier-Teams zum Toprope-Klettern. Von der Decke (top) hängen durch Karabiner führende Seile (rope). Am einen Seilende befestigt sich die kletternde, am anderen die sichernde Person. Verliert man den Halt oder geht einem die Kraft aus, fällt man ins Seil und kann vom Partner am Boden kontrolliert herabgelassen werden.
Wie man sich anseilt und das Sicherungsgerät «Grigri» bedient, haben Astrid, Bernadette, Kurt und Stefan bereits gelernt. Ebenso, dass vor dem Klettern gilt: Partnercheck. Sind alle Knoten korrekt? Sitzt der Klettergurt richtig? Ist der Karabiner wirklich zugeschraubt? «Macht diesen Check immer gemeinsam», schärft Romaine Leiggener ihren Schützlingen ein. Vier Augen sehen mehr als zwei.
Griff für Griff geht es nun entlang den mit unterschiedlichen Farben und Schwierigkeitsgraden markierten Routen hoch hinauf und am Seil gleitend wieder hinunter. Kraft, Konzentration und eine klare Kommunikation sind wichtig, in der Wand wie am Boden. Wobei Toprope-Klettern mit Sicherungsgerät die sicherste Art des Kletterns ist und sich besonders für Anfänger eignet.
Die Neulinge haben die Technik am dritten von vier Kursnachmittagen – im wahrsten Sinne des Wortes – bereits gut im Griff. Zumindest so- lange die Muskeln mitmachen. Diese werden sie am nächsten Tag wohl spüren. Doch genau das gefällt: «Klettern trainiert den ganzen Körper und ist eine spannende Abwechslung zu anderen Sportarten.»
Romaine Leiggener verspricht: «Von Mal zu Mal habt ihr mehr Routine und weniger Muskelkater.» Dagegen hilft: dranbleiben. Zum Beispiel in der Gruppe ehemaliger Kursteilnehmender, die sich per WhatsApp regelmässig zum Training verabreden. Noch verbleiben ja ein paar Wochen bis zur Himalaya-Tour.
Bouldern und Klettern bei Pro Senectute Valais-Wallis
Beim Klettern und Bouldern, dem Klettern ohne Seil auf Absprunghöhe, trainiert man auf spielerische Weise Kraft, Körperspannung, Koordination, Dynamik und Balance. Das Lösen vielfältiger Bewegungsrätsel verschafft Erfolgserlebnisse und beeinflusst das Mindset positiv. Romaine Leiggener, Sportwissenschaftlerin, diplomierte Kletterlehrerin und bei Pro Senectute Valais-Wallis für den Bereich Sport zuständig, bietet in der Vertic-Halle in Baltschieder regelmässig Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Kurse an. Auskunft beim Sekretariat von Pro Senectute in Visp: Telefon 027 948 48 50, Mail romaine.leiggener@vs.prosenectute.ch
Angebote in Ihrer Nähe finden Sie bei Pro Senectute in Ihrer Region. Adressen via prosenectute.ch oder Infoline 058 591 15 15 .
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