Die Lasertechnologie hat die Augenheilkunde revolutioniert. Eingriffe sind dadurch schonender und präziser geworden. Sie kommt erstaunlich vielseitig zum Einsatz.
Text: Roland Grüter
«20 Jahre Erfahrung, über 4000 Behandlungen!» – «Befreien Sie sich von Brille und Kontaktlinsen» – «5 Minuten pro Auge»! Die Lasertechnologie wird in der Schweiz mit allerlei Zusicherungen beworben: zumindest in der refraktiven Chirurgie, jenem Bereich der Augenheilkunde also, in der Fehlsichtigkeit behandelt wird. Private Anbieter wollen uns mit dem Einsatz gebündelter Lichtstrahlen von Sehhilfen befreien. Entsprechende Institute gibt es zuhauf – und jährlich kommen neue dazu. Denn der Markt ist gross: jede Zweite, jeder Zweite ist auf eine Brille oder auf Kontaktlinsen angewiesen.
Tatsächlich taugen Lasergeräte aber zu weit mehr. Sie haben die medizinische Augenheilkunde in den vergangenen Jahren geradezu revolutioniert. Denn mit den gebündelten Lichtstrahlen lässt sich unser Sehorgan höchst präzise und schonend behandeln, ohne dass es dafür mit dem Skalpell eröffnet werden muss. Das mindert die Gefahr von Blutungen, Infektionen und anderen ungewollten Folgen. Darüber hinaus verkürzen sie den Heilungsprozess. «In keinem anderen Körperbereich kommt die Lasertechnologie so oft und so vielseitig zum Einsatz wie an den Augen», sagt Martin K. Schmid, Chefarzt Netzhaut der Augenklinik des Luzerner Kantonsspitals. Er leitet die grösste öffentliche Augenklinik der Schweiz. Auch hier steht die Technologie tagtäglich im Einsatz.
Mit energiereichen Lichtstrahlen lässt sich Gewebe schneiden, verdampfen oder verbrennen. Schon in den späten 1940er-Jahren wurden Netzhautrisse damit behandelt. Deren genaue Wirkung verstand die Wissenschaft aber erst in den 1970er- und 1980er- Jahren richtig. Für die Weiterentwicklung der Technologie erhielten 2018 drei Laser-Physiker aus den USA, Frankreich und Kanada sogar den Nobelpreis. Ein Fingerzeig, wie wichtig dieser Bereich generell für die Medizin ist. Dabei kommen mittlerweile unterschiedlichste Gerätetypen zum Einsatz – bei diversen Erkrankungen am Auge.
Netzhautablösungen:
Die Netzhaut ist nicht festgewachsen, sie haftet wie ein Saugnapf an der Augeninnenwand. Wird die Netzhaut beschädigt, löst sie sich von ihrem Untergrund. Mit dem Laserlicht dichtet man sozusagen diese Lecks ab. Es bewirkt punktgenaue, starke Erwärmung. Das löst eine Entzündungsreaktion des Körpers aus. «Durch die Vernarbungen verwächst die Netzhaut mit der darunter liegenden Augenwand und wird dadurch fixiert», erklärt Martin K. Schmid. Hierfür kommen sogenannte thermische Laser zum Einsatz, die auf dem Wärmeprinzip basieren. Sie stabilisieren auch Diabetes bedingte Netzhauterkrankungen. Ein Segen: Denn Diabetes gilt noch immer als eine der häufigsten Ursachen für Erblindungen. Die Lasertechnologie konnte die Rate jedoch von 80 auf 20 Prozent reduzieren.
Nachstar:
So genannte Yag-Laser können Gewebe schneiden. Unter anderem kommen sie bei Behandlungen des Nachstars zum Einsatz. Zur Erklärung: Beim Grauen Star trübt die natürliche Augenlinse ein und muss operativ durch eine künstliche Linse eingetauscht werden. Diese setzt man in der Regel in eine körpereigene Linsenhülle ein, die später ebenfalls eintrüben kann. Mit Yag-Lasern schneidet man in diesen Fällen den Umschlag auf. In der Folge zieht sich dieser zur Seite, die Sicht wird wieder klar. «Mit Yag-Lasern öffnet man auch die verstopften Abflusswege bei Glaukom-Erkrankungen, des Grünen Stars», sagt Martin K. Schmid. Kurieren kann man damit das Leiden nicht, aber: Man gewinnt dadurch ein bis zwei Jahre, bis Betroffene täglich Augentropfen nehmen oder operiert werden müssen, um den Augennerv zu schonen. «Die neuste Lasergeneration, die sogenannten Femtosekunden- Laser, setzen die Lichtimpulse besonders kurz und präzis», sagt Martin K. Schmid: «Sie schneiden Gewebe ähnlich scharf wie das klassische Skalpell und kommen unter anderem in Operationen des Grauen Stars zum Einsatz, wenn es die künstliche Linse einzusetzen gilt.»
Refraktive Chirurgie:
Bleibt noch das weite Feld der Sehstörungen. Eximer-Laser öffneten diesem Bereich ein weites Feld. Auch damit lässt sich hochpräzise Gewebe schneiden oder abtragen. Sind sie aber auch sicher? «Ja, das ist unbestritten. Mittlerweile kennt man jedoch auch die Grenzen, was Laserbehandlungen bei Fehlsichtigkeit bewirken können», sagt Martin K. Schmid. Kurzsichtigkeit lasse sich am erfolgreichsten damit behandeln. «Weitsichtigkeit hingegen ist schwieriger therapierbar», erklärt der Experte. Er empfiehlt, dass Interessierte sich vor geplanten Eingriffen gut beraten lassen und auch an die nötige Nachbetreuung denken sollten. Will heissen: Entsprechende Anbieter sollten nicht nur profundes Wissen in der Lasertechnologie mitbringen, sondern auch in der Augenheilkunde. Das spricht für Kompetenzzentren, wie es die Augenklinik Luzern eines ist.
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