Der erfahrene Chefredaktor und Journalist Peter Balsiger veröffentlicht mit 80 Jahren einen Roman über den Opiumhandel im Goldenen Dreieck. Er tauchte in seine Erinnerungen als Kriegsreporter ein – und war gefesselt.
Text: Fabian Rottmeier
«Tages- und Nachtzeiten spielten keine Rolle mehr. Ich ernährte mich schlecht, war in einem Rauschzustand.» Wenn Peter Balsiger davon erzählt, wie er 2020 mit 78 Jahren seinen zweiten Roman schrieb, stellt man Parallelen zu seiner Zeit als Kriegsreporter fest. Damals, 1967 und 1968, reiste er mit Mitte 20 auf eigene Faust in den Vietnamkrieg, schloss sich als Journalist der US-Armee an und lieferte im «Blick» hierzulande neuartige Reportagen.
Sein Leben in Vietnam habe sich immer mehr dem Leben eines Soldaten angeglichen, sagt er. Diese Erfahrung im Dschungel, mitten im Kampfgeschehen, hat ihn nie mehr losgelassen. Den Nervenkitzel suchte er fortan in weiteren Kriegsgebieten und privat in waghalsigen Rallyes und Flugzeugrennen.
Er schrieb, statt zu hadern
Heute reichen ein Computer, Erinnerungen und seine Fantasie aus, um ihn zu beflügeln. Vor zwei Jahren zog er sich alleine in seine Ferienwohnung in Kitzbühel zurück, um «Der letzte Chindit – Der geheime Opiumkrieg der CIA im Goldenen Dreieck» zu schreiben. Der frühere Chefredaktor von «Blick», «SonntagsBlick» und «Schweizer Illustrierte» wollte «die furchtbare Corona-Zeit mit etwas Sinnvollem überbrücken». Er war beim Aufräumen auf ein vergessenes, 30 Jahre altes, eineinhalbseitiges Buchmanuskript gestossen. Ein Chindit ist in der asiatischen Mythologie ein mächtiger Löwe – oder heute auch ein militärischer Anführer.
Balsigers Werk liest sich, wie der Nebentitel klingt: wie ein Thriller, der an Hollywoodfilme erinnert. Mit hübschen asiatischen Frauen, einem skrupellosen chinesischen Drogenboss, Dschungelatmosphäre und Rachegelüsten. Und mit zwei Freunden im Zentrum. Antoine, ein ehemaliger Schweizer Kriegsreporter, macht sich 1990 in Nordthailand und Myanmar auf die Suche, um seinen verschollenen Freund Joachim zu finden. Auch Antoine wagt dabei unvernünftig gefährliche Unterfangen. Peter Balsiger beweist, dass seine Sprache auch als Autor sitzt und ROMANer weiss, wie man sein Publikum bei der Stange hält. Seine Beschreibungen aus dem Goldenen Dreieck in Laos, Thailand und Myanmar wirken authentisch.
Der Prozess ist das Ziel
Der sechsmonatige Schreibprozess war für den gebürtigen Berner und Wahlmünchner auch ein Jungbrunnen. «Am Ende überwog der Stolz, etwas vollbracht zu haben.» Ob die Geschichte publiziert würde, sei ihm damals egal gewesen. Er sei beim Schreiben zugegeben etwas planlos, aber auch experimentier- und spielfreudig ans Werk gegangen. Seine erfahrene Lektorin habe ihn jeweils auf die Spur zurückgebracht. Und ja, er liebäugle mit einer Fortsetzung. «Schreiben ist belebend.»
Peter Balsiger: «Der letzte Chindit», Münster Verlag, Zürich und Singen, muensterverlag.ch, CHF 24.–
Ein weiterer Buchtipp: Die Geschichte von Elisabeth Rey Oehen. Sie war eine der ersten katholischen Frauen der Schweiz, die sich zivilrechtlich scheiden liess.
Ebenfalls lesenswert: Der dänische Mikrobiologe Nicklas Brendborg widmet sich in seinem Buch «Quallen altern rückwärts» den wahren Methusalems der Natur.
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