Personenzug auf dem Viadukt der Semmeringbahn © mauritius images/ imagebroker/Thomas Aichinger

Die eigene Eisenbahn – Von Zürich über den Arlberg nach Wien

Mit dem Sonderzug über die Arlbergstrecke zu Kärntens Hauptstadt Klagenfurt und weiter über den Semmering nach Wien: Die Zeitlupe-Reise verbindet geruhsames Zugfahren mit attraktiven Stadtaufenthalten. 

Text: Usch Vollenwyder

Mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Kilometern pro Stunde schraubt sich der Zug langsam in die Höhe. Er fährt durch Tunnels und über Viadukte, Berghängen entlang und durch dichte Nadelwälder. Der Blick fällt hinunter in die engen Täler und geht hoch zu den Bergspitzen. Auf fast tausend Metern ist die Passhöhe mit dem Luftkurort Semmering, der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark, erreicht. Der Sonderzug «Suisse Train Bleu» fährt weiter Richtung Wien.Die Semmeringbahn, Europas erste normalspurige Gebirgsbahn, ist Zeugin grosser Ingenieurskunst aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. 42 Kilometer lang ist das Trassee zwischen den Stationen Gloggnitz und Mürzzuschlag. Sechzehn Viadukte, fünfzehn Tunnels und über hundert gemauerte Bogenbrücken prägen die Strecke. Der italienische Erbauer Carl von Ghega verzichtete bei seinem Werk auf den Einsatz von Eisen und Stahl. Die Semmeringbahn ist eine Teilstrecke der österreichischen Südbahn, welche die Hauptstadt Wien mit Graz und Klagenfurt am Wörthersee verbindet. 1998 wurde sie zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt und unter Denkmalschutz gestellt.

Schmucke Seepromenade

Klagenfurt, die Hauptstadt Kärntens, trägt erst seit 2008 offiziell den Zusatz «am Wörthersee». Die damaligen Stadtväter mit Landeshauptmann Jörg Haider an der Spitze erhofften sich mit der Umbenennung eine Steigerung des Marktwerts. Am Wörthersee nahe der Grenze zu Italien und Slowenien, bekannt aus Filmen und besungen in Schlagern, haben sich denn auch Reiche und Schöne niedergelassen. Auf seiner Südseite ziehen sich die Laub- und Nadelwälder bis hinunter ans Wasser, während das Nordufer dicht bebaut und touristisch erschlossen ist. Längst ist auch die früher freie Fläche zwischen Klagenfurt und Wörthersee überbaut.

Links: Grosszügig ist der Alte Platz im Zentrum von Klagenfurt angelegt. Im Hintergrund ist die Kirche St. Egid zu sehen. Rechts: Lauschiger geht es kaum mehr: Pavillon an der Seepromenade von Pörtschach. © Huber-Images

In regelmässigen Abständen legen Schiffe ab und fahren Touristinnen und Einheimische über den See. Von weitem sind der Pyramidenkogel – mit seinen hundert Metern der höchste Holzaussichtsturm der Welt – und auf einer felsigen Halbinsel die Wallfahrtskirche Maria Wörth zu sehen. In Pörtschach reihen sich Seerestaurants aneinander und laden zu fangfrischem Fisch ein. Die von Platanen und Linden gesäumte und mit Blumenrabatten geschmückte Seepromenade zieht sich entlang von Bootshäusern, Anlegestellen und Strandhäuschen, von Hotels, Villen und Appartementhäusern bis hin zur Halbinsel Pörtschach Landspitz. Die Schiffsanlegestelle «Peter-Alexander-Steg» ist nach dem berühmten Wiener Sänger, Schauspieler und Entertainer benannt, der ebenfalls ein Haus am Wörthersee besass. 

Das mehrstöckige Stadthotel Moser Verdino mit seiner rosa Fassade und der Dachterrasse mit einem Rundumblick über die Dächer und auf die Türme Klagenfurts liegt kaum drei Gehminuten vom Zentrum entfernt. Der Neue Platz, umgeben von stattlichen Bürgerhäusern, Restaurants und Bars und mit dem Lindwurm-Denkmal in seiner Mitte, ist Treffpunkt für Jung und Alt. Ein Stadtbummel führt über den Alten Platz mit der Pestsäule und dem barocken Rathaus, durch historische Passagen und in schattige Innenhöfe. In einem dieser rund fünfzig öffentlich zugänglichen Arkadenhöfe befand sich auch das legendäre Tanzcafé Lerch. Dort spielte Udo Jürgens zu Beginn der Fünfzigerjahre für fünf Schilling die Stunde zum Tanz auf. 

Heurigen-Wein in Wien

Brunnen auf dem Maria Theresa Platz und Naturhistorisches Museum in Wien, Oesterreich.

Naturhistorisches Museum in Wien © mauritius images

Vier Stunden dauert die Zugfahrt von Klagenfurt nach Wien. Mit einem feinen Kaffee auf seinem Tischchen kann man zurücklehnen und die dünn besiedelte Hügellandschaft an sich vorbeiziehen lassen. Wiesen, Felder und Wälder wechseln sich ab. Die Kirchen in den Dörfern tragen meist einen Zwiebelturm. Hin und wieder verläuft die kaum befahrene Strasse direkt neben der Schiene. Der Zug hält nur in den wenigen kleinen Städten entlang der Strecke. Das Landschaftsbild ändert sich, als der Semmering überquert ist: Die Gegend wird weit und flach, die Dörfer und Städte grösser und zahlreicher. Dann fährt der Zug auch schon im Hauptbahnhof Wien ein.

In Wien treffen kaiserlich-königliche und moderne Geschichte aufeinander. Neben Schloss Schönbrunn, der historischen Pracht entlang der Ringstrasse oder der barocken Gebäude rund um den Stephansdom weist die Uno-City am gegenüberliegenden Donauufer auf Wiens Bedeutung als internationale Weltstadt hin. Auch ein Besuch auf dem Naschmarkt, in einem der zahlreichen Kaffeehäuser oder des Riesenrads im Prater fehlt bei kaum einem Wienaufenthalt. Und so bekannt wie die Wiener Sängerknaben, die Lipizzaner oder die Sachertorte ist auch der Heurige: Wiener Wein vom aktuellen Jahrgang – vom süffigen offenen Schankwein bis hin zum kostbaren Tropfen. ❋


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Beitrag vom 03.08.2021

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