Im Nostalgiezug durch Deutschland
Es gibt sie noch, die guten alten Zeiten! Die Zeitlupe hat für Sie eine Deutschland-Rundreise organisiert, die das Herz von Bahnfans höherschlagen lässt.
Text: Claudia Senn
Ein Hoch auf die guten alten Zeiten, als das Reisen noch ein Genuss war und der Weg wichtiger als das Ziel. Als man gemütlich im Zug dahinzuckelte, statt eingepfercht in einem zum Bersten gefüllten Düsenjet zu sitzen. Als man auf Reisen noch interessante Leute kennenlernte, weil nicht alle bloss mit leerem Blick auf ihr Handy starrten.
Nun kommts: Genau so eine Reise haben wir für Sie geplant. Natürlich – was sonst – mit dem Zug. Wenn Sie in Basel einsteigen, werden Sie erst einmal glauben, sich im Jahrzehnt geirrt zu haben, denn in Ihrem Waggon sieht alles ganz genauso aus wie damals, als Sie noch jung waren: komfortable Sechserabteile, roter Plüschbezug, statt Klimaanlage ein Schiebefenster mit entzückenden, roten Vorhängchen, sogar der metallische Eisenbahngeruch, der augenblicklich Fernweh auslöst, ist noch da. Dürfen wir vorstellen: Das ist der «Suisse Train Bleu», ein liebevoll restaurierter Nostalgie-Zug aus den 60er- und 70er-Jahren, der Sie während der kommenden neun Tage durch Deutschland kutschieren wird.
Reisen wie eine Königin
Deutschland, sagen Sie nun mit einem zweifelnden Unterton. Hat die Deutsche Bahn nicht einen Ruf wie Donnerhall? Lachen sich die deutschen Touristen in unserer schönen SBB nicht kaputt, wenn sich ein Lokführer zerknirscht für eine Verspätung von drei Minuten entschuldigt? Weil in Deutschland die Züge viel eher drei Stunden zu spät sind, wenn sie überhaupt ankommen? Stimmt. Deutsche Zugpassagierinnen und -passagiere ertragen die notorische Unzuverlässigkeit ihrer Bahn mittlerweile so stoisch wie eine Naturgewalt, gegen die man sowieso nichts machen kann. Doch das braucht Sie nicht zu bekümmern. Es kann zwar sein, dass auch Ihr Zug einmal irgendwo in der Pampa stehen bleibt, weil eine Weiche kaputt ist. Doch Sie müssen nirgendwo umsteigen. Sie können auch keinen Anschluss verpassen. Sie reisen wie sonst nur Königinnen und Staatsoberhäupter: in einem extra für Sie organisierten Sonderzug.
Und das ist noch nicht alles. In den eleganten Speisewagen des «Prestige Continental Express» werden Sie auch verköstigt. Diese verschwenderisch luxuriösen Waggons sind dem legendären Orient-Express nachempfunden. Polsterbezüge, Möbel, Lampen, Intarsien – alles wie in der Belle Epoque, die sowieso das allerschönste Eisenbahnzeitalter war. Nur Klimaanlage und Dämpfung sind modern. Ein Koch bereitet für Sie das Mittag-oder Abendessen zu. Zum Kaffee oder Digestiv ziehen Sie in den Barwagen weiter, wo es sogar einen Flügel gibt. Will man einen so schönen Zug überhaupt noch verlassen?
Zauberhafte Altstädte
Doch, doch, man will. Zum Schlafen ist es im Hotel nämlich bequemer. Und an unseren Haltestationen ist auch einiges los. Die grossen Zentren wie München oder Hamburg lassen wir links liegen, die kennen Sie vermutlich eh schon. Wir halten lieber in kleineren, aber nicht minder interessanten Städten wie etwa Heidelberg mit seiner zauberhaften Altstadt, wo Sie im Café die Highlights der deutschen Tortenkultur durchprobieren können (machen Sie unbedingt einen Boxenstopp im Café Gundel!). In Koblenz, wo Rhein und Mosel zusammenkommen und die Menschen einen gemütlich schunkelnden Dialekt sprechen, der aufs Schönste mit ihren lieblichen Weinen korrespondiert. In der Hansestadt Bremen, in der alles gross, weltoffen und kosmopolitisch daherkommt, ausser in den winzigen Gässchen des mittelalterlichen Viertels Schnoor, wo man manchmal nicht einmal einen Regenschirm aufspannen kann, so schmal sind sie. Oder in Dresden mit all seinen barocken Prachtbauten. Suchen müssen Sie die Sehenswürdigkeiten natürlich nicht selbst. Ein kundiger Reiseleiter steht Ihnen stets zur Seite.
Von Nürnberg aus bringt Sie Ihr Sonderzug dann wieder in Richtung Heimat. Eine letzte Mahlzeit im Belle-Epoque-Speisewagen, ein letzter Drink an der Bar, ein letzter Schwatz mit Ihren Reisegefährten, die vielleicht zu Freundinnen und Freunden geworden sind, ein letztes Mal gemächlich die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen, wie man es nur auf einer Zugreise kann. Dann geht es mit einem Kopf voller Eindrücke und Reiseerinnerungen heimwärts. Doch halt, Sie haben das alles ja noch vor sich. Ist das nicht ein unverschämtes Glück?