Völlig losgelöst schwebt Hermann Dür (horizontal) an Bord eines für Parabelflüge umgebauten Flugzeugs.
Mein erstes Mal … in der Schwerelosigkeit
Hermann Dür erlebte insgesamt sechs Minuten Schwerelosigkeit – bei einem sogenannten Parabelflug. Der Burgdorfer Unternehmer kann das Gefühl bis heute nicht richtig in Worte fassen.
Aufgezeichnet von Fabian Rottmeier
«Die Piloten-Durchsage ‹Injection› bedeutet, dass mein Körper gleich abheben wird. Als ich zu schweben beginne, stosse ich mich vom Boden der Flugzeugkabine ab. Viel zu fest – ich wiege ja fast nichts mehr! Ich sause an die Decke, stosse den Kopf an und amüsiere mich darüber.
Am 22. Oktober 2016 erlebte ich 6 Minuten Schwerelosigkeit – an Bord eines Passagierflugzeuges, das für sogenannte Parabelflüge umgebaut wurde. Bei diesem Manöver steigt der Airbus A310 bis zu 50 ° an! Dann drosseln die Piloten das Tempo und drücken den Steuerknüppel leicht nach unten. An Bord setzt eine 22-sekündige Phase der Schwerelosigkeit ein – noch während des Aufstiegs! Der freie Fall endet, sobald die Piloten das Flugzeug wieder aufzufangen beginnen. 16 Mal durfte ich so kurzzeitig durch die Kabine schweben.
«Die Schwerelosigkeit fühlte sich komplett anders an, als ich dachte, aber sehr angenehm!»
Schwerelos spürte ich nicht mehr, wo oben und unten war. Ich war erstaunt, dass mich dies nicht annähernd irritierte. Die Schwerelosigkeit fühlte sich komplett anders an, als ich dachte, aber sehr angenehm! Keine Momente der Panik wie beim plötzlichen Absinken in einem Luftloch. Ich kann den Zustand bis heute nicht exakt beschreiben. Rund 30 Personen teilten das Erlebnis mit mir. Gegen die drohende Übelkeit hatten wir vorab das Mittel Scopolamin erhalten.
Der Flug ab Dübendorf kostete viel, 8500 Franken – immerhin kam ein Teil davon der wissenschaftlichen Forschung bei Parabelflügen zugute. Instruktion und Betreuung waren vorbildlich. Auch ein Astronaut gehörte zur Crew, der gut schaute, dass niemand kopfüber landete, sobald die Schwerkraft wieder einsetzte. Es wurde viel gelacht und ausprobiert. Immer wieder stiessen wir unfreiwillig zusammen. Es war irgendwie absurd. Und sehr witzig.
Der Flug war auch deshalb etwas Einmaliges, weil mich die Raumfahrt seit meiner Kindheit fesselt. Ich hatte mich lange darauf vorbereitet, um möglichst viel wahrzunehmen, auch mit meditativen Übungen. So stellte ich etwa fest, wie in der Schwerelosigkeit alle taktilen Reize aussetzen. Nicht einmal mehr die Kleider spürte ich auf der Haut. Als ich ein Partikel entdeckte, das langsam drehend vor mir schwebte, ergriff mich eine intensive, innere Ruhe. Der Flug hallt bis heute nach. Ich bin begeistert und dankbar, dass er mir vergönnt war.»
Das Burgdorfer Reisebüro Nussbaumer Reisen bietet mit «Dovespace» Tickets für Parabelflüge an, meist ab Bordeaux: dovespace.ch. Ein Video von Hermann Dürs Flug in die Schwerelosigkeit: zeitlupe.ch/schwerelos
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