Was tun, wenn die Eltern immer betreuungsbedürftiger werden und fremde Unterstützungsangebote ablehnen? Für besorgte Söhne und Töchter ist eine solche Situation schwierig auszuhalten.
«Meine Mutter leidet unter einer zunehmenden Demenz und verweigert sich jeder Veränderung. Mein Vater pflegt sie und zeigt Erschöpfungszustände. Sie wollen keine Unterstützung annehmen. Ich mache mir grosse Sorgen. Wie soll ich vorgehen?»
Diese Frage ist in der Sozialberatung immer wieder ein Thema. Wie Ihnen geht es vielen Töchtern und Söhnen, die sehen, was auf ihre Eltern zukommt, und entsprechend vorsorgen möchten. Die Eltern sind dazu jedoch noch nicht bereit und reagieren auf Druck mit Abwehr und Gegendruck. In einer solchen Situation gibt es keine schnelle und einfache Lösung. Söhne und Töchter müssen sich auf einen Prozess einlassen. Dieser verlangt Geduld und Fingerspitzengefühl – und immer wieder das Gespräch.
Würdigen Sie die Leistungen, mit welchen sich Ihre Eltern gegenseitig unterstützen. Heben Sie das Gute hervor. Fragen Sie Ihren Vater, woher er die Kraft für seine Aufgabe nimmt. Allein Ihre wertschätzende Haltung kann eine neue Dynamik in das Gespräch bringen. Gehen Sie den Gründen für die Ablehnung Ihrer Eltern auf den Grund. Vielleicht machen sie sich ja Sorgen wegen der Finanzierung? Oder sie haben sich gegenseitig versprochen, immer füreinander da zu sein? Drücken Sie Ihre eigene Sorge um Ihre Mutter und Ihren Vater aus. Achten Sie dabei auf die Wortwahl: Die Eltern müssen nicht Unterstützung annehmen, vielmehr dürfen sie Hilfe bekommen. Wenn sich nichts ändert: Vielleicht kann eine andere nahestehende Person – Nachbar, Hausärztin, Enkelin – mit Ihren Eltern das Gespräch suchen.
Bleiben die Eltern weiterhin uneinsichtig, müssen die sich sorgenden Kinder die Situation aushalten. Abwarten und zuschauen, wie sich eine schwierige Lage immer weiter zuspitzt, fällt ihnen in der Regel schwer. Während gewisse kleinere Leistungen gerne erbracht werden können, raten wir ab, Betreuungs- und Pflegeaufgaben zu übernehmen wie zum Beispiel die Wohnung zu putzen oder bei der Körperpflege behilflich zu sein. Dadurch werden die Probleme nicht gelöst. Schenken Sie den Eltern Zeit, machen Sie mit ihnen einen Ausflug, besuchen Sie sie – aber übernehmen Sie keine Aufgaben, welche nur dazu beitragen, eine untragbar gewordene Familiensituation weiter aufrechtzuerhalten. Aushalten und zuschauen ist für die Söhne und Töchter eine Herausforderung. Darum: Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten und begleiten!
Wenn alle Bemühungen scheitern und sich Anzeichen von Verwahrlosung und vor allem von Selbstgefährdung meh- ren, bleibt nur noch der Gang zur Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB. Diese hat den Auftrag, die Situation zu prüfen, die nötigen Entscheidungen zu treffen, Massnahmen anzuordnen und zu überwachen. Viele betroffene Angehörige schieben diesen schwierigen Schritt verständlicherweise so lange es geht hinaus. Wagen Sie einen letzten Versuch: Organisieren Sie einen Spitex-Besuch. Vielleicht verhalten sich Ihre Eltern gar nicht mehr so ablehnend, wenn konkrete Hilfe vor ihnen steht.
Beratung in Ihrer Nähe
Die Adresse Ihrer Pro-Senectute-Beratungsstelle finden Sie vorne im Heft. Auskunft zum Thema gibt auch das Alzheimer-Telefon 058 058 80 80. Ihre kantonale Sektion finden Sie im Internet unter alz.ch.
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