Bei der Wahl des Kopfhörermodells gilt es verschiedene Dinge zu beachten – besonders wenn man ein Hörgerät hat.
Wer nicht mehr so gut hört, stellt gerne das TV-Gerät oder das Radio lauter. Damit begeistert man weder Mitbewohnerinnen noch Nachbarn. Doch schädigt man das bereits angeschlagene Gehör mit grossem Geplärr nicht noch mehr? «Schwerhörigkeit ist nicht eine Folge von einigen Stunden lauter Musik, sondern einer konstanten Belastung über einen längeren Zeitraum», sagt Renato Calabria, Hörgeräte-Akustiker bei der Firma Amplifon, und führt als Beispiel eine langjährige Lärmbelastung am Arbeitsplatz an oder einen heftigen Knall im Militärdienst.
Und wie schaut es genau mit dem laut eingestellten Fernseher aus? «Lautstärke ist wie gesagt nur ein Faktor. Wer aber über längere Zeit die Lautstärke über 80 Dezibel einstellt – was dem Lärm eines Bohrers oder Lastwagens entspricht –, schädigt sein Gehör weiter.» Interessant ist, dass es mit der Lautstärke allein nicht getan ist, denn beim Hören gibt es zwei individuelle Hörgrenzen: Die erste ist, wie wir leiseste Geräusche wahrnehmen, der zweite die maximal verträgliche Lautstärke. «Es kann also durchaus sein, dass der zweite Pegel auch bei schwerhörigen Personen bestehen bleibt und ein laut eingestelltes Radio als unangenehm empfunden wird», erklärt Renato Calabria.
Was tun? Kopfhörer schaffen für die Umgebung Erleichterung, aber ganz ohne Tücken ist die Abstimmung auf Hörgeräte nicht. «80 Prozent der in der Schweiz verkauften Hörhilfen sind Hinter-Ohr-Hörgeräte, und diese haben das Mikrofon auf dem Ohr», sagt Calabria. Wer nun einen Kopfhörer über die Ohren stülpt, müsste diesen so positionieren, dass sie ins oben sitzende Mikrofon abstrahlen, was nicht sonderlich bequem sein dürfte.
Das Ohr gut abdichten
Wenn das Hörgerät nicht optimal sitzt, kommt erschwerend hinzu, dass es zu Rückkoppelungen kommen kann, weil der Schall zwischen Hörgerät und Kopfhörer hin und her geworfen wird. «Das Ohr muss gut abgedichtet sein durch das Hörgerät, so können Rückkoppelungen verhindert werden», sagt der Akustiker und ergänzt: «Je kleiner der Hörverlust, desto einfacher ist das Tragen von Kopfhörern.» Ist in einer Partnerschaft nur eine Person schwerhörig, kann dies zu Konflikten führen, denn ein (zu) laut eingestelltes TV-Gerät ist unangenehm. Für solche Situationen gibt es Funk-Kopfhörer für Paare, deren Lautstärke und selbst Tonlagen sich individuell einstellen lassen. Erhältlich sind solche Modelle im Fachhandel.
Die Kombination von Hörgeräten mit Kopfhörern ist also nicht ohne, wenn die Schwerhörigkeit stark ist. In solchen Fällen können moderne Hörgeräte gleich beide Funktionen übernehmen, verfügen sie doch über Bluetooth und damit die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Geräten direkt zu verbinden. Neuere Fernsehgeräte verfügen über Bluetooth, und bei älteren Modellen kann ein entsprechendes Zubehör entweder am TV-Gerät oder direkt an der TV-Box (von Swisscom, Sunrise, UPC etc.) angeschlossen werden, das ein Bluetooth-Signal ausstrahlt. Mit Hilfe dieses Accessoires können auch mehrere Hörgeräte oder Kopfhörer gleichzeitig zugreifen.
Im Trend liegen Kopfhörer, die Geräusch- und Lärmunterdrückung bieten. Besonders in Zeiten von Home-Office sind mehr Leute auch tagsüber zu Hause, was die Chance an störenden Emissionen erhöht. Sogenannte Noise-Cancelling-Kopfhörer können für wohltuende Ruhe sorgen. «Weiche In-Ear-Kopfhörer dichten gut ab und sorgen allein so für weniger Lärm. Noch besser sind auf den individuellen Gehörgang angepasste Aufsätze, die es für verschiedene Kopfhörermodelle gibt», weiss Renato Calabria und weist noch auf eine praktische Option hin: «Bluetooth-fähige Hörgeräte lassen sich mit dem Smartphone verbinden, über dieses können verschiedene Funktionen gesteuert werden. Dazu gehört auch die Lärmunterdrückung.»
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