Für Seniorinnen und Senioren sollte das Aktiensparen nicht tabu sein. Welche Anlage man wählt, hängt von der eigenen Risikobereitschaft ab.
«Hundert minus Lebensalter» ist ein beliebter Tipp von Finanzberaterinnen und -beratern, wenn es um den Aktienkauf geht. Im Klartext bedeutet das: Ältere Leute müssten laufend weniger Dividendenpapiere in ihren Depots halten. Aber warum soll ein 80-Jähriger, der für seine Enkelkinder spart, nicht mehr als 20 Prozent seines Geldes in Aktien investieren? Umgekehrt macht es wohl auch wenig Sinn, dass ein 20-Jähriger, der überhaupt kein Risiko mag, 80 Prozent seiner Ersparnisse an der Börse platziert.
Fachleute halten nicht viel von solchen Faustregeln. Sie empfehlen ebenso wenig eine altersabhängige Aktienquote wie eine nach Geschlecht oder Herkunftsland. Dafür wird die Quote wesentlich von der Fähigkeit der Kunden bestimmt, Risiken zu nehmen, wie auch vom Willen, Risiken zu tragen.
Weil wir immer länger leben, hat sich der Anlagehorizont bei der Pensionierung um 20 bis 30 Jahre verlängert. Egal, ob zu diesem Zeitpunkt 100 000 Franken oder 500 000 Franken zur Verfügung stehen, ausschlaggebend ist die Frage, wie lange man einen bestimmten Geldbetrag entbehren kann. Was zum Lebensunterhalt heute oder in ein paar Jahren benötigt wird, ist auf einem Bankkonto sicher aufgehoben. Das übrige Vermögen kann je nach Risikoneigung in Aktien, Obligationen, Immobilien- oder Geldmarktfonds angelegt werden.
Dabei ist es grundsätzlich richtig, wenn man auch im Alter investiert und das Geld nicht einfach auf dem Konto liegen lässt, wo es keinen Zins abwirft. Übermässig hohe Risiken einzugehen, lohnt sich allerdings nicht. Wer beispielsweise nur Aktien eines angeblich vielversprechenden Unternehmens kauft, der erleidet bei einem Kurseinbruch einen massiven Buchverlust. Solche Sorgen möchte man sich als Pensionierte kaum noch aufbürden.
Fliessen die Gelder in einen Wertschriftenfonds, sorgt die breite Streuung automatisch für ein geringeres Risiko. Mit einem kleinen Vermögen ist es sinnvoll, vor allem in sogenannte Exchange Traded Funds (ETF) zu investieren. Diese Indexfonds, etwa basierend auf dem Schweizer Börsenindex SMI oder dem globalen Aktienindex MSCI, liegen mit ihren Gebühren oft 1 Prozent und mehr unter den Kosten für einen aktiv verwalteten Fonds. Solche Einsparungen schlagen sich in einer höheren Rendite nieder.
Wichtig ist aber der Faktor Zeit: Je länger der Anlagehorizont, desto mehr Risiko kann man eingehen. Studien zeigen, dass bei einem Investment in Aktien die Verlustgefahr nach zehn Jahren praktisch bei null liegt, gleichzeitig aber immer noch Gewinne von bis zu 20 Prozent möglich sind. Allerdings muss man zwischenzeitlich mit Kursschwankungen leben können. Manche vermögen im Alter auch ruhig zu schlafen, weil sie nebst den Wertpapieren in einem Depot auch noch Gold oder Kunstwerke besitzen. Solche Anlagen reagieren auf konjunkturelle Schwankungen oder geopolitische Ereignisse meist anders als die klassischen Finanzinstrumente.
Gerade in Zeiten von Negativzinsen sollte man auch im Alter investiert bleiben. Gelder im Sparstrumpf oder auf einem Bankkonto bringen nichts ein oder schrumpfen gar. Auch Rentnerinnen und Rentner sollten Aktien keinesfalls den Rücken kehren. Wichtig ist nur: Das Engagement muss mit dem eigenen Risikoprofil übereinstimmen.
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