Wenn sich ein Unternehmen dem Publikum öffnet, ist die Aussicht auf rasche Gewinne für viele Kleinanlegerinnen und -anleger verlockend. Ein solches Investment hat aber auch seine Tücken.
Gewinn machen, wenn ein Unternehmen an die Börse geht. Wer möchte es nicht? Für die früheren Risikokapitalgeber ist das bei einer Publikumsöffnung fast schon garantiert. Bei Kleinanlegerinnen und -anlegern dagegen ist die Chance eher klein. Wenn viele Leute überzeugt sind, der Kurs einer neuen Aktie steige vom ersten Handelstag an steil in die Höhe, ist das Gedränge riesig. Und wie überall, wo die Ware knapp ist, kommen nur wenige zum Zug.
Meist sind es Grossanleger und die gut situierte Kundschaft jener Banken, die mit diesem sogenannten Initial Public Offering (IPO) betraut sind. Beispielhaft war vor zwei Jahren der Börsengang von Stadler Rail. Die Anteile am Thurgauer Bahnbauer wurden im Vorfeld als künftige Volksaktie gepriesen. Als Garant dafür stand der Erfolgsmanager und ehemalige Nationalrat Peter Spuhler. Die Zuteilung für die Kleinen fiel ernüchternd aus. Wer hundert Aktien zeichnete, bekam gerade einmal zehn. Zu ihrem Trost: Grosse Sprünge hat Stadler Rail seither nicht gemacht. Heute pendelt der Kurs nur knapp über der Notierung beim Börsenstart.
Natürlich gibt es auch die vielzitierten Highflyer aus dem Silicon Valley. Früh einsteigen bei Apple, Google oder Facebook hat sich gelohnt. Aber auch da war manchmal Geduld gefragt. Als Apple an die Börse ging, dümpelte der Kurs lange dahin. Erst sieben Jahre später startete die Aktie durch. Um manche Börsenkandidaten entsteht gerade auch in der jüngsten Vergangenheit ein wahrer Hype. Beim IPO von Airbnb, dem Online-Portal für die Buchung und Vermietung von Unterkünften, verdoppelte sich der Aktienkurs am Ausgabetag. Doch seit die Euphorie etwas gewichen ist, geht es zögerlich aufwärts.
Auch im laufenden Jahr streben viele Unternehmen eine Publikumsöffnung an. Erst kürzlich ist Polypeptide und Montana Aerospace ein erfolgreiches Debüt an der Schweizer Börse geglückt. Soll man nun bei einem künftigen IPO mitmachen oder nicht? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Eine gewisse Risikobereitschaft muss vorhanden sein. Entscheidend aber ist die Qualität des Börsenkandidaten. Oft sind die Informationen lückenhaft und die vorgelegten Daten reichen nur wenige Jahre zurück. Da lohnt es sich, so viel wie möglich über das Unternehmen in Erfahrung zu bringen, etwa die finanzielle Situation, das Geschäftsmodell und die dahinterstehenden Führungsleute. Wunder darf der Anleger oder die Anlegerin bei einem Investment in den Börsenneuling ohnehin nicht erwarten. Studien zeigen, dass IPOs in den ersten fünf Jahren durchschnittlich schlechter abschneiden als der Markt. Es braucht also einen langen Atem.
Wer den nötigen Durchblick hat, der wird aufmerksam nach neuen Kandidaten für eine Publikumsöffnung suchen. Seit längerem wird darüber spekuliert, ob der Schweizer Schuhproduzent On den Gang an die Börse vorbereitet. Seit sich Roger Federer dort als Financier und Ideengeber engagiert, hat die Marke schon fast Kultstatus erreicht. Für die Kleinanlegerinnen und -anleger allerdings gilt: Bei einem Börsengang gehört einzig der Tennis-Star zu den sicheren Gewinnern. ❋
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