Kurznasige Hunderassen, zu denen unter anderem Mops, Boxer oder Pekinesen gehören, leiden wegen ihres Aussehens oft an diversen medizinischen Problemen. Tierärztin Mirjam Kündig rät deshalb, sich vor dem Kauf eines Vierbeiners gut über die Rasse zu informieren.
Auf dem Programm der tierärztlichen Weiterbildung in Bern stand dieses Jahr das Thema «Kurze Nase – lange Problemliste». Es ging dabei um das Leiden, die Probleme und die Erkrankungen von Hunden, die aus Zuchtgründen einen breiten, kurzen Kopf und eine zu kurze Nase haben. Im medizinischen Begriff wird dieses Aussehen das Brachycephale Syndrom genannt.
Zu diesen Hunderassen gehören unter anderem die Französischen und Englischen Bulldoggen, der Mops, Boxer, Cavalier King Charles Spaniel, Chihuahua und Pekinesen. Die grossen Augen und die kurze Nase verleihen den Tieren ein kindliches Aussehen, was viele anspricht, aber zu medizinischen Problemen führt.
Atemnot
Eines der grossen Themen der kurznasigen Rassen ist die Atmung. Die engen Nasenlöcher, verengte Nasengänge und ein langes Gaumensegel verhindern, dass der Hund genügend Luft bekommt. Zudem ist die Luftröhre oft instabil und kann dadurch kollabieren. Die Tiere leiden deswegen an Atemnot, insbesondere beim Rennen und wenn es wärmer wird.
Im Sommer sind brachycephale Hunde zudem extrem hitzeempfindlich und können am Tag nicht spazieren gehen. Generell können Hunde nicht über die Haut schwitzen, sie regulieren ihre Temperatur durch Hecheln. Bei kurzköpfigen Tieren funktioniert der Temperaturausgleich aber nicht mehr. Sie überhitzen schnell und haben eine Unterversorgung mit Sauerstoff im Körper. Oft müssen diese Vierbeiner operiert werden, damit sie einigermassen normal atmen können. Der weiche Gaumen wird dabei verkürzt und die Nasenöffnungen werden chirurgisch vergrössert.
Rückenprobleme
Aufgrund der kurzen Schädelbasis und der steilen Stellung des Hinterhauptbeins kann es zu einer Abflussstörung der Gehirnflüssigkeit und dadurch zu Schmerzen kommen. Die Wirbelkörper in der Wirbelsäule sind zudem oft deformiert und können das Rückenmark komprimieren. Die Hunde haben ein erhöhtes Risiko für einen Bandscheibenvorfall und können dadurch gelähmt werden.
Augenverletzungen
Durch die flachen Augenhöhlen sind die Augäpfel sehr exponiert und ungeschützt. Wird wild gespielt oder durch das Gras gerannt, entstehen häufig Hornhautverletzungen, da die Augenlider das Auge nicht genügend schützen können. Zudem ist die nervliche Versorgung der Hornhaut vermindert. Das Tier zeigt weniger Schmerzen bei Hornhautverletzungen, und der Hundehalter bemerkt dies erst, wenn die Hornhaut trüb wird und schon eine fortgeschrittene Verletzung vorhanden ist.
Weitere Probleme
Durch die Anstrengung beim Atmen entsteht ein Unterdruck, welcher die Speiseröhre erweitern kann und zu Reflux und chronischen Entzündungen der Speiseröhre führt. Die Vierbeiner müssen oft erbrechen und leiden vermehrt an chronischen Darmentzündungen. Die starken Hautfalten im Gesicht und die engen Gehörkanäle führen zudem zu Haut- und Ohrenentzündungen.
Obwohl Hundehalterinnen und -halter bestimmt nur das Beste für ihren Liebling möchten, ist zu wenig bekannt, welche Rassestandards bei unseren Tieren zu gesundheitlichen Problemen führen. Es können jedoch alle etwas bewirken, indem man Hunde aus Qualzuchten nicht mehr kauft und die Zuchtverbände dazu bringt, ihre Standards anzupassen. Denn dass wir Menschen Rassestandards definieren, welche nachweislich Tierleiden verursachen, macht keinen Sinn und sollte verboten werden.
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