Käfer, die flink über den Boden rennen, sind mit einiger Sicherheit den Laufkäfern zuzurechnen. Sie leben vor allem räuberisch und verzehren eine grosse Zahl von anderen Insekten, Schnecken, Engerlingen oder Raupen.
Text: Esther Wullschleger Schättin
Meist sind Insekten, die räuberisch leben, sehr flinke Tiere. Sie können sich nicht einfach auf einer guten Nahrungspflanze niederlassen und daran fressen, wie dies etwa bunt schillernde Blattkäfer tun. Auch können sie nicht, wie der Rosenkäfer, verhältnismässig gemächlich Blüten anfliegen, um Pollen oder Blütenteile aufzunehmen. Die Jäger unter den Käfern müssen oft über weite Strecken nach Beute suchen und diese dann in einem blitzschnellen Angriff überwältigen.
Es sind langbeinige Laufkäfer, die diese ökologische Rolle erfüllen und mehrheitlich am Boden laufend Beute aufstöbern. Dabei verzehren viele Arten der Laufkäfer andere Insekten und deren Larven in grossen Mengen, auch Schnecken, sodass sie Überpopulationen von Pflanzenfressern in Schach halten können. Einer der bekanntesten aus dieser Verwandtschaftsgruppe ist der Lederlaufkäfer, ein schwarzer, mit lederartig gerunzelter Flügeloberfläche versehener Käfer. Er erreicht mit drei bis vier Zentimetern eine beträchtliche Grösse und lebt vornehmlich in Laub-und Mischwäldern.
Das Opfer kommt Verdauungssäfte ab
Nachts sucht er am Waldboden nach Insektenbeute, nach Schnecken, Würmern, Aas oder Fallobst. Mit kräftigen Mandibeln, den Mundwerkzeugen, ergreift er die Beute und dreht sie, während er Verdauungssäfte über das Opfer abgibt. So wird dieses vorverdaut und ist für den Käfer leichter aufzunehmen. Wie einige andere Arten ist der Lederlaufkäfer flugunfähig. Die beiden Deckflügel, die verhärteten Vorderflügel, sind miteinander verwachsen und bilden einen einzigen harten Schutzschild über dem Rücken. Die häutigen Hinterflügel, welche andere Käfer zum Fliegen nutzen, sind zurückgebildet.
Während der Lederlaufkäfer recht unscheinbar wirkt, tragen manch andere Laufkäfer längsgerillte Deckflügel, die in schillernden Farben glänzen. Der zwei bis drei Zentimeter lange Goldlaufkäfer etwa ist oberseits metallisch grüngolden gefärbt. Dieses Juwel ist auch tagsüber auf Jagd und zeigt sich in offenen, warmen Lebensräumen wie Feldern, Ackerland, gelegentlich in Gärten.
Die Laufkäfer sind meist räuberisch unterwegs, doch je nach Art nehmen sie mehr oder weniger ausgeprägt auch Pflanzenkost auf. Sie haben ihrerseits Beutegreifer zu fürchten – Vögel, Spitzmäuse, bestimmte Fledermäuse und andere Insektenfresser stellen ihnen nach. Zur Abschreckung weisen die Käfer spezielle Hinterleibsdrüsen auf, durch welche sie, wenn sie sich bedroht sehen, ein übelriechendes oder ätzendes Sekret verspritzen können. Besonders bemerkenswert ist diese «Verteidigungseinrichtung» indes bei den nah verwandten Bombardierkäfern.
Manchmal «explodiert» er auch
Diese kleinen Käfer, von denen einzelne Arten in der Schweiz vorkommen, bewahren aggressive Substanzen in verschliessbaren Kammern ihres Körpers auf. Wird ein Bombardierkäfer gereizt, öffnet er die Ventile beider Kammern und bringt so die chemischen Substanzen in Kontakt. Das löst eine explosionsartige Reaktion aus, und die beissende Lösung wird unter hohem Druck freigesetzt. Ein Vogel, der diesen «Schuss» abbekommt, wird das Insekt sofort wieder loslassen. Bei grösseren Bombardierkäfern kann die «Explosion» sogar hörbar sein.
Zu den Laufkäfern zählt eine Vielfalt verschiedener Käfer mit unterschiedlichen Eigenheiten, wobei in der Schweiz mehr als 500 Arten leben. Kleine, unscheinbare Flinkläufer beispielsweise sind meist als kälteliebende und flugunfähige Gebirgsbewohner auf kleine Verbreitungsgebiete beschränkt. Manche Arten dieser Käfer kommen nur auf jeweils einem einzigen Berggipfel in den Alpen vor, wo sie seit der Eiszeit isoliert von anderen Populationen leben.
Die Schneckenräuber sind nachtaktiv
Die eigenartigen Schaufelläufer wiederum zeichnen sich durch einen verlängerten, schmalen Kopf aus, der sehr beweglich ist und spezialisierte Mundwerkzeuge aufweist. Mit langen, schaufelartig verbreiterten Kiefertastern und gezähnten Mandibeln schaffen es diese Schneckenjäger, in engste Schneckenhäuschen vorzudringen und an die darin zurückgezogenen Insassen zu gelangen. Allerdings sieht man die Schneckenräuber kaum, denn sie gehen nachts auf Pirsch und ruhen tagsüber in Verstecken.
Der metallisch glänzende Grosse Puppenräuber ist ein hervorragender Kletterer und sucht auf Bäumen oder Sträuchern nach Raupen und Puppen von Schmetterlingen. Wo ein ganzer Baum von Raupen befallen ist, kann er gründlich aufräumen. Leider ist der Grosse Puppenräuber in der Schweiz heute, wie etliche andere Arten, stark gefährdet. Wie andere Insekten sind Laufkäfer durch die Intensivierung der Landnutzung und Umweltgifte seltener geworden. ❋
Sandlaufkäfer sind blitzschnell
Die langbeinigen Sandlaufkäfer sind die Läufer schlechthin unter den Käfern und ebenso bekannt für ihre meist sehr schöne Färbung. Grosse, hervorstehende Augen zeigen, dass sie sich wie die Libellen vor allem auf Sicht orientieren. Sie jagen tagsüber auf warmen sandigen Böden nach Beute. Rekordgeschwindigkeiten wurden beim australischen Sandlaufkäfer Cicindela hudsoni gemessen, der zweieinhalb Meter pro Sekunde erreichte. Damit rennt er schneller, als seine Augen die Information verarbeiten können, und bewegt sich daher zeitweise blind.
Das Thema interessiert Sie?
Werden Sie Abonnent/in der Zeitlupe.
Neben den Print-Ausgaben der Zeitlupe erhalten Sie Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten von zeitlupe.ch, können sich alle Magazin-Artikel mit Hördateien vorlesen lassen und erhalten Zugang zur Online-Community «Treffpunkt».
Um diese Website optimal bereitzustellen, verwenden wir Cookies.
Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Erfahren Sie mehr in der
Datenschutzerklärung.