Es gilt als Wasserschloss der Schweiz und ist als Auenpark ausgezeichnet: Das Gebiet im Herzen des Aargaus, wo Aare, Limmat und Reuss zusammenfliessen. Eine abwechslungsreiche Wanderung führt von Turgi nach Brugg.
Text: Usch Vollenwyder
Das schönste Panorama präsentiert sich vom Aussichtspunkt Wasserschlossblick auf dem Bruggerberg: Im Talboden zwischen den umliegenden Hügelzügen kommen Aare, Reuss und Limmat, drei der grössten Schweizer Flüsse, zusammen. Von oben sehen sie aus wie silberne Bänder, die sich in weiten Bogen durch die Gegend zwischen Brugg, Gebenstorf, Untersiggenthal und Stilli ziehen. Mit diesen drei aus den Alpen kommenden Flüssen – aus dem Gotthardmassiv, den Glarneralpen und den beiden Aaregletschtern – strömt das Wasser aus rund vierzig Prozent der Gesamtfläche der Schweiz im «Wasserschloss der Schweiz» zusammen.
Die Wanderung von Turgi der Limmat entlang zum Dorf Stilli und von dort aus über den Bruggerberg weiter nach Brugg, dauert etwa drei Stunden. Sie beginnt im Restaurant Vergari an Turgis Bahnhofstrasse: Die freundliche Bedienung freut sich über jeden Gast. Sie bringt einen Cappuccino und dem Hund einen Napf mit Wasser. Nach dieser ersten Stärkung geht es die Bahnhofstrasse weiter hinunter und über die alte Holzbrücke hinüber auf die rechte Seite der Limmat. Gleich danach biegt man auch schon auf den Wanderweg Richtung Stilli, dem nördlichsten Punkt der Wanderung, ab. Vor dem Kraftwerk Stroppel führt der Weg vom Flussufer weg hinauf zum Bahntrassee der Turgi-Koblenzlinie.
Industriegeschichte
Bereits im neunzehnten Jahrhundert wurde im Gebiet Stroppel die Wasserkraft genutzt: Mit Wasser aus der Limmat konnten die Zwirnmaschinen in der Baumwollfärberei-Zwirnerei des Zürcher Fabrikanten Emil Escher angetrieben werden. 1908 entstand eine neue Kraftwerkanlage und der Betrieb wurde elektrifiziert. In den 1980er Jahren musste der Garnbetrieb definitiv eingestellt werden. Die historische Fabrikanlage – vom Wanderweg der Bahnlinie entlang ist sie gut zu sehen – steht unter Denkmalschutz. Das erweiterte Wasserkraftwerk ist heute im Besitz der Axpo. Wer sich für die regionale Industriegeschichte interessiert, sollte den Industriekulturlehrpfad Limmat-Wasserschloss besuchen (www.industriekulturlehrpfad.ch).
Nach dem Restaurant Chämihütte kurz hinter dem Stroppel führt der Wanderweg wieder hinunter ans Aare-Ufer. Das Wasserschloss als einzigartige Flusslandschaft gilt als Aue von nationaler Bedeutung und ist in die Liste der wichtigen Schweizer Landschaften eingeordnet. Sandinseln, Kiesbänke, Schwemmholz, dichtes Gebüsch und lichte Wälder prägen das Gebiet, mit etwas Glück trifft man auf Frösche, Lurche oder kann sogar einen Eisvogel oder einen Biber beobachten. Kleine Buchten, Feuerstellen, Picknick- und Badeplätze laden Wanderer, Naturfreundinnen und Sportbegeisterte zu einer Pause ein. Eine Rast einlegen kann man auch bei der Ruine Freudenau: Allerdings zeugen nur noch Mauerreste von der einst stolzen Burganlage der Habsburger.
Zum Aussichtspunkt
Bei der Brücke in Stilli wird an das andere Aareufer gewechselt. Von jetzt an geht der Wanderweg immer leicht bergan, zunächst der Strasse entlang, dann zum Soldatendenkmal Villigerfeld und hinauf zur reformierten Kirche von Rein, die bereits von weither zu sehen ist. Ein kurzes steiles Stück folgt, und man taucht ein in den Wald Richtung Bruggerberg und zum Aussichtspunkt Wasserschlossblick. Der kurze Aufstieg lohnt sich, das Panorama ist die Mühe wert! Nach der ausgiebigen Mittagspause mit Picknick aus dem Rucksack geht es weiter bis zum Alpenzeiger, dem zweiten Aussichtspunkt auf dem Bruggerberg: Bei klarem Wetter würde man bis zu den Glarner Alpen sehen. Von nun führt ein schmaler Weg nur noch bergab, hinunter ins Städtchen Brugg, über die alte Brücke in die Altstadt und in zehn Minuten zum Bahnhof – mit einem letzten kurzen Abstecher zu Kaffee und Kuchen im Café Fridolin.
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