Faszinierende Vogelwelt
Auf der Exkursion von Pro Senectute Glarus und BirdLife Glarnerland geht es um Tannenhäher, Feldlerchen, Wintergoldhähnchen und Co. Nach Partnersuche, Nestbau und Aufzucht der Jungen stehen für die Vögel im Herbst die Mauser, der Zug nach Süden und die Winterkälte im Zentrum.
Text: Annegret Honegger
Petrus ist vermutlich kein Ornithologe. Sonst liesse er es nicht wie aus Kübeln giessen, sobald sich die Pro-Senectute-Gruppe zur Exkursion aufmacht. Die Menschen hüllen sich bei solchen Verhältnissen in Regenjacken und spannen Schirme auf. Und die Vögel? «Sie suchen Schutz und versuchen, ihre Körpertemperatur von über vierzig Grad trotz Nässe und Kälte zu halten», erklärt Exkursionsleiter Roland Meier.
Bereits auf dem Weg in den Wald weist der Fachmann von BirdLife Glarnerland, dem früheren Natur- und Vogelschutzverein, auf künstliche Schwalbennester an Häuserfassaden hin und auf die speziellen Nistkästen im Glockenturm der Kirche, wo jedes Jahr Mauersegler brüten. Derzeit sind die Kästen leer, die Vögel längst in Afrika. Erst Anfang Mai kehren sie zurück: «Oft sehe ich sie am Landsgemeinde-Sonntag zum ersten Mal im Jahr.»
Während der Regen auf die Schirme prasselt und von Roland Meiers Hutkrempe tropft, entgeht der aufmerksamen Gruppe keine Bewegung am Himmel, im Gebüsch und im Gehölz. Gesichtet werden heute Kohlmeisen, Haus- und Feldspatzen, Bachstelzen und Distelfinken, Türkentauben und sogar ein seltenes Braunkehlchen. Roland Meier steuert mit seinem grossen Wissen Spannendes zu weiteren einheimischen Arten wie Elstern, Tannenhähern oder Feldlerchen bei.
Viele Vögel machen im Herbst den jährlichen Wechsel ihres Federkleids durch. Der Fachbegriff Mauser, erklärt der Ornithologe, habe nichts mit Mäusen zu tun, sondern komme vom lateinischen mutare für wechseln. Grosse Vogelzüge haben die Schweiz bereits Richtung Süden verlassen. In Afrika imitieren sogenannte «Spötter» wie der Sumpfrohrsänger einheimische Vögel und lernen so neue Dialekte und Rufe. «Fremdsprachen» sind auch in der Vogelwelt von Vorteil: Sie sichern den Männchen bessere Chancen bei den Weibchen.
Diejenigen, die hier überwintern, brauchen eine gute Isolation und Überlebensstrategien in Schnee und Kälte. Wer Vögel füttere, solle dies konsequent den ganzen Winter über tun, betont Roland Meier. Und im Frühling aufhören: Die meisten frisch geschlüpften Küken können Körner nicht verdauen und kommen um, wenn ihre Eltern sie damit füttern.
Während Jacken und Schirme an der Garderobe trocknen, klingt die Exkursion bei Kaffee und Gipfeli aus. Die Teilnehmenden stellen Roland Meier Fragen und erzählen von ihren eigenen Erlebnissen rund um die Ornithologie. Einige berichten, dass sie ihre Faszination für Vögel nach der Pensionierung entdeckt oder nun erst Zeit hätten, ihr Interesse für die Natur zu vertiefen. Auf den Vogel- und weiteren Exkursionen von Pro Senectute lerne man zudem nicht nur Neues zu Flora und Fauna, sondern auch Gleichgesinnte kennen.
Das nächste Mal treffen sich die Vogelkundlerinnen und Vogelkundler spätestens auf der Frühlingsexkursion: Dann halten die Vögel Hochzeit, bauen ihre Nester und man hört sie hoffentlich bei Sonnenschein singen und zwitschern.
Pro Senectute Glarus: Vogelexkursionen und weitere Angebote
Im Frühling und manchmal im Herbst bietet Pro Senectute Spaziergänge mit einem Vogelexperten an. Weitere Veranstaltungen in der Natur sind Wanderungen, Schneeschuhwanderungen, ein Kräuterspaziergang oder ein Rundgang auf dem Bienenlehrpfad. Informationen zu allen Angeboten und Dienstleistungen:
Pro Senectute Kanton Glarus, Gerichtshausstrasse 10, 8750 Glarus, Telefon 055 645 60 20, gl.prosenectute.ch
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