Lüpfige Musik und gute Laune: Beim «Löffeln» stimmt beides. Mit den einfachen Holzlöffeln musizieren auch jene mit, die kein Instrument spielen. Lernen kann man die Klangkunst, die sich an Stubeten grosser Beliebtheit erfreut, etwa im Löffel-Kurs mit Sigi Michel bei Pro Senectute Kanton Schaffhausen.
Text: Annegret Honegger, Fotos: Bernard van Dierendonck
Wie eine Pistole, zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger, so geht der korrekte Griff. Doch keine Angst: Hier ist nicht von Schusswaffen die Rede, sondern von harmlosen Holzlöffeln. Laut geht es dennoch zu und her im Kursraum in Schaffhausen, obwohl nicht scharf geschossen wird. Denn wenn zwölf Paar Hände loslöffeln, kann das die Ohren durchaus strapazieren. Kursleiter Sigi Michel verfügt auch in Zeiten, in denen die Stühle der Teilnehmenden etwas weiter auseinander stehen müssen, über positive Energie im Überfluss.
Der Mann mit dem Seehundschnauz ist als «Trompeten-Sigi» fast weltweit bekannt: Mit seinen auffälligen rot-weissen Kostümen ist er der berühmteste Fan der Schweizer Fussball-Nati und oft Gast im Fernsehen.
Gute Laune sind bei Trompeten-Sigi und seiner Lebenspartnerin Patricia, welche an der Musikanlage für den Sound sorgt, garantiert. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind deshalb nicht zum ersten Mal im Kurs dabei. Schon fast so professionell wie der Kursleiter schlagen sie die Löffel im Takt zwischen Handfläche und Oberschenkel hin und her, während für andere der Pistolen-Griff noch etwas ungewohnt und tückisch ist.
Während man die Grundlagen bald beherrscht, zeigt Sigi Michel, was Virtuosität bedeutet. Abwechselnd setzt er Handfläche, Handrücken, Handkante oder auch Ellbogen und Schultern ein, womit er den Holzlöffeln erstaunliche Rhythmen entlockt und vielfältige Akzente setzt. Auch kleine Akrobatikeinlagen demonstriert er, bei denen er die Löffel durch die Luft wirbelt und gekonnt wieder auffängt.
Lockerheit und Stabilität
Eins, zwei, drei, vier, eins, zwei, drei, vier … «Hört zuerst gut zu und legt erst los, wenn ihr den Rhythmus aufgenommen habt», rät der Kursleiter. Kleine Gesangselemente wie «Urnerbodä-Kafi», «Mit em Schwyzerörgeli» oder «Oh du verreckte Cheib» sind vielleicht nicht immer ganz salonfähig, sorgen aber für gute Stimmung. «Das Geheimnis ist die richtige Mischung aus Lockerheit und Stabilität», erklärt Sigi Michel. Doch auch geübte Löfflerinnen und Löffler, mahnt der Fachmann, legen nicht einfach los. An Stubeten wie an Familienfesten mit Musik heisse es: «Macht auch mal Pause!» Ganze Stücke stur durchzulöffeln, gelte als rücksichtslos und verpönter Anfängerfehler. «Übt daheim mit Videos auf YouTube», rät Sigi Michel, denn auch beim Löffeln macht Übung die Meisterin und den Meister.
«Just for fun» sei sie hier, sagt Eva: «Nach der Pensionierung habe ich jetzt Zeit dafür.» Gisela, die auch Schwyzerörgeli spielt, tut das Löffeln richtig gut: «Für den Kopf und fürs Gemüt! Und in der Gruppe macht es natürlich viel mehr Spass als allein daheim.» Maja schwärmt: «Das ist meine Musik! Aufgestellter ins Wochenende zu starten, geht gar nicht!»
Möchten Sie löffeln lernen mit Sigi Michel? Internet: trompetensigi.ch.
Der nächste Kurs findet am 30. Oktober, 6. und 13. November 2020 statt. Informationen über dieses und weitere Angebote: Pro Senectute Kanton Schaffhausen, Telefon 052 634 01 30, Mail nicole.buergin@sh.prosenectute.ch, sh.prosenectute.ch
Die Adresse von Pro Senectute in Ihrer Nähe finden Sie unter prosenectute.ch
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