Ich hatte keine Zeit, um über die Liebe nachzudenken

Text & Video: Jessica Prinz

Ihr Vater habe sie gewarnt, betont Margrit Bühler, wenn sie von ihrer schwierigen ersten Ehe erzählt. Er habe vorausgesagt, dass es nichts werden würde mit einem Mann, der in ärmeren Verhältnissen aufgewachsen sei als sie selbst. Die gebürtige St. Gallerin wollte ihm das Gegenteil beweisen – und musste in der Folge unter dieser Entscheidung leiden. Ihr Mann griff allzu oft zum Alkohol, was nicht nur ihr eigenes Wohlergehen beeinträchtigte, sondern auch jenes der drei gemeinsamen Kinder.

Margrit Bühler reichte die Scheidung ein – was vor über 50 Jahren für eine Frau kein einfaches Unterfangen war. Einen letzten Hoffnungsschimmer für sich und ihren Mann sah sie in der Unterzeichnung einer Abstinenzverpflichtung. Sie wollte ihm ein gutes Vorbild sein und unterschrieb beim Blauen Kreuz ein Versprechen, dass sie ihr Leben lang keinen Alkohol mehr trinken werde. Ihr Mann zog nach. Allerdings nur, um den Rückzug ihrer Scheidung zu erwirken. Danach wurde es «schlimmer denn je», erinnert sich die heute 81-Jährige.

Eines Nachts lernte Margrit Bühler im Ausgang dann ihren heutigen Mann Hardy kennen. Er gab ihr die Kraft, die Scheidung zu erwirken. Er bat sie, es mit der Ehe mit ihm noch einmal zu versuchen. Das tat sie und hat diesen Entscheid in über 50 Jahren Gemeinsamkeit nie bereut.

Hören Sie Margrit Bühlers bewegende Geschichte im Video «Herzensdinge».

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