Therapiehund Lester – der Brückenbauer
Sie besuchen zusammen Altersheime, Spitäler, Rehabilitationszentren: Therapiehund Lester und sein Herrchen Ernst Strasser sind ein eingespieltes Team.
Bilder und Text: Claudia Herzog
Viele alte Menschen vereinsamen, kapseln sich ab, ihr Leben wird durch Krankheit eingeschränkt und erschwert. «Lester ist ein Brückenbauer für Menschen in einem oftmals tristen Alltag», sagt Ernst Strasser, «manchmal reicht die blosse Anwesenheit des Hundes – und plötzlich wird Vergangenes wieder präsent. Bilder von früher, von Landschaften, einem Bauernhof, von geliebten Menschen und Tieren tauchen auf.» Diese Erinnerungen schenken Freude und bringen Entspannung.
Lester ist dreijährig, ein Hovawart, gesund und kräftig. Wenn er mit anderen Hunden herumtollt, wird er manchmal zum Rüpel, ausgelassen und verspielt wie er ist. Doch Lester kann auch ganz anders. Speziell geschult, versieht er zusammen mit Ernst Strasser seine geschätzten sozialen Dienste.
Ein Kuscheltier mit viel Gelassenheit
Der Vierbeiner bleibt ruhig sitzen, auch wenn sich jemand ungeschickt an ihn drückt. In diesen Momenten ist er ein Kuscheltier, der sich (fast) alles gefallen lässt. Denn Lester hat gelernt, ganz auf sein Gegenüber einzugehen.
«Der Hund muss sich dabei sehr beherrschen können», sagt Ernst Strasser, «und das ist anstrengend für ein so quicklebendiges Gemüt wie Lester. Nach einer Stunde Arbeit ist er oft fix und fertig.» Dann schickt Ernst Strasser seinen Hund in die wohlverdiente Pause und begleitetet den älteren und oder kranken Menschen alleine weiter.
«Ich will der Gesellschaft etwas zurückgeben.»
Ernst Strasser tut dies mit grosser Überzeugung. Er sagt: «Ich will mir mit meiner Freiwilligenarbeit einen Wunsch erfüllen und damit auch der Gesellschaft etwas zurückgeben.» Der heute 62-Jährige aus Marthalen bei Winterthur wurde kurz vor seinem 60 Geburtstag beruflich «wegrationalisiert.»
Treuer Begleiter in einen neuer Lebensabschnitt
«Meine Abteilung wurde aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen», erzählt er, «es gab im Sozialplan eine Alters-Guillotine, alle älteren Arbeitnehmer wurden gekündigt.» Ein bitterer Moment. Doch auch die Chance für neue Freiheiten und die Erfüllung eines langgehegten Traumes: der Plan mit einem Therapiehund zu arbeiten.
«Alles hat seine Zeit – es gibt ein erfülltes Leben nach der Pensionierung.»
Heute kann Ernst Strasser mit grosser Gewissheit sagen: «Es ist gut so, wie es ist. Ich habe mein Berufsleben genossen. Aber alles hat seine Zeit – und es gibt ein erfülltes Leben nach der Pensionierung.» Lester war auch ihm ein Brückenbauer, ein treuer Begleiter in den neuen Lebensabschnitt.
Therapiehund
Die Idee stammt aus den USA. Dort wurde 1977 eine Organisation gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das natürliche Band zwischen Menschen und Tier zu beleben und ihren positiven Einfluss auf die Gesundheit des Menschen zu nutzen.
Im letzten Jahr absolvierte Ernst Strasser zusammen mit Lester eine Ausbildung bei helferhund.ch. Während Lester zum Therapiehund geschult wurde, legte auch sein Herrchen eine Prüfung ab. Zusammen bilden sie ein Team und begleiten seither auf freiwilliger und unbezahlter Basis behinderte, kranke oder alte Menschen.
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